Das US-amerikanische Unternehmen SpaceX hat am Mittwoch, den 30. Juni 2021 um 21:31 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit erfolgreich die zweite dedizierte Mission für Kleinstsatelliten, Transporter-2, auf einer Falcon 9 durchgeführt. Insgesamt wurden 85 Raumfahrzeuge für zahlende Kunden sowie 3 Starlink-Satelliten für die interne Internetsatellitenkonstellation in einen polaren Orbit befördert.
Ein Beitrag von Patrick Schemel. Quelle: ExoLaunch, SpaceX, TU Berlin.
Der eigentlich bereits für letzte Woche angesetzte Start hatte im Vorfeld mit einigen Verzögerungen zu kämpfen, zunächst erfolgte eine Verschiebung um einige Tage, um zusätzliche Überprüfungen durchzuführen, ein Startversuch am 29. Juni 2021 musste spät im Countdown (11 Sekunden vor dem Start) abgebrochen werden, nachdem es zu einer Verletzung des gesperrten Luftraums durch einen Hubschrauber gekommen war. Auch am Mittwoch musste der avisierte Starttermin aufgrund des Wetters um 20 Minuten nach hinten verschoben werden, bevor die Falcon 9 endlich von Startrampe LC-40 der Cape Canaveral Space Force Station in Florida abheben konnte. Die eingesetzte Erststufe, B1060, absolvierte mit dem Flug ihren achten erfolgreichen Einsatz, genau ein Jahr, nachdem sie am 30. Juni 2021 erstmals für den Transport eines GPS-Satelliten eingesetzt worden war. Auch die beiden Hälften der Nutzlastverkleidung hatten zuvor bereits je zwei Missionen absolviert, was ihnen auf Bildern auch durchaus anzusehen war.
Zwar war die Masse der transportierten Kunden-Nutzlast diesmal laut SpaceX größer als bei der Transporter-1-Rideshare-Mission im Januar 2021, da jedoch lediglich drei Starlink-Satelliten mitflogen (bei Transporter-1 befanden sich 10 an Bord), konnte eine Landung auf dem Landeplatz „LZ-1“ neben der Startrampe durchgeführt werden und es musste nicht auf eine Landeplattform auf hoher See zurückgegriffen werden. Da eine Landlandung deutlich mehr Energie erfordert, muss die Falcon-9-Erststufe hierfür deutlich mehr Treibstoff einsetzen, was nur möglich ist, wenn durch eine leichte Nutzlast entsprechende Reserven vorhanden sind.
Praktisch zur gleichen Zeit, zu der die Erststufe erfolgreich landete, schaltete auch die Oberstufe ihr Triebwerk das erste Mal bei T+8:24 Minuten ab. Einige Zeit später erfolgte bei T+54:13 Minuten dann eine zweite, zweisekündige Zündung der Oberstufe, die das Fahrzeug in die geplante Umlaufbahn brachte. In der folgenden halben Stunde wurden zunächst die Kundennutzlasten ausgesetzt, ganz zum Schluss dann die drei mitgeführten Starlink-Satelliten.
Insgesamt setzte die Rakete 31 Nutzlasten ab. Da sich darunter auch einige sogenannte Space Tugs (wörtlich übersetzt Weltraum-Schlepper, im Grunde Satelliten mit eigenem Antrieb, die an Bord befindliche Satelliten in den gewünschten Orbit bringen und absetzen) und Aussetzplattformen für Subsatelliten befanden, die ihrerseits wiederum Satelliten an Bord hatten, kam die Mission auf insgesamt 88 Satelliten. Der Start von 29 dieser Satelliten (die inklusive Aussetzvorrichtungen eine Masse von rund einer Tonne hatten) wurde durch das deutsche Unternehmen ExoLaunch unter der Bezeichnung „Fingerspitzengefühl“ organisiert. ExoLaunch hat als Dienstleister für ihre Kunden die Integration und den Start der Satelliten verantwortet.
Zur Mission „Fingerspitzengefühl“ gehörte auch der Start des rund 20 Kilogramm schweren Technologieerprobungssatelliten TUBIN (Technische Universität Berlin Infrared Nanosatellite), der von der TU Berlin (TUB) mit Förderung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt wurde. Unter anderem soll die Anwendbarkeit der sich an Bord befindlichen Infrarot-Sensoren zur Fernerkundung (beispielsweise der Überwachung/Erkennung von Waldbränden) erprobt sowie die dem Satelliten zugrundeliegenden Satellitenplattform, eine Weiterentwicklung des bereits beim TUB-Satelliten TechnoSat eingesetzten eigenen Busses namens TUBiX20, im All getestet werden.
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