SpaceX-Chef entgegnet Kritikern

Der Chef der US-amerikanischen Raumfahrtfirma Space Exploration Technologies (SpaceX) tritt Kritikern seiner Firmenphilosophie offen entgegen.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: SpaceX.

Space Exploration Technologies (SpaceX)
Dragon-Raumschiff im All
(Bild: Space Exploration Technologies (SpaceX))

Wenn es auch den etablierten Firmen, für die es eine Selbstversändlichkeit geworden ist, dass Zusatzkosten immer dem Steuerzahler aufgebürdet werden, befremdlich erscheine, die von SpaceX berechneten Kosten folgten realistischen Kalkulationen und veranschaulichten das Potenzial der US-amerikanischen Weltraumindustrie.

Elon Musk äußert auf der Webseite seiner Firma die Überzeugung, die Preise von SpaceX würden die Kosten der historisch gewachsenen, regierungsgeführten Modelle zerschlagen, seien aber keineswegs willkürlich gewählt oder „Lockangebote“, um die Konkurrenz auszustechen. Seine Firma sei auch der einzige kommerzielle Startanbieter, der Festpreise offen angebe. Um dies zu untermauern, nennt er mehrere bestätigte oder überprüfbare Fakten.

Der Preis eines normalen Fluges einer Falcon-9-Rakete liegt bei 54 Millionen US-Dollar. Auf dieser Basis wurden bereits mehrere Verträge sowohl mit Regierungsstellen als auch mit kommerziellen Unternehmen geschlossen. Mit wachsender Leistung erwartet er sogar sinkende Preise, vor allem dann, wenn sich Komponenten der Trägerrakete wie geplant wiederverwenden ließen.

Die Durchschnittskosten für jeden der 12 Dragon-Flüge zur Internationalen Raumstation, die im Rahmen des COTS-Vertrages vereinbart wurden, liegen bei 133 Millionen US-Dollar. Darin eingeschlossen sind die Kosten für die Rakete, deren Start, das Raumschiff, dessen Steuerung und Landung sowie alle Operationen und Wartungsarbeiten im Zusammenhang mit dieser Mission.

Die Gesamtaufwendungen von SpaceX in den Jahren 2002 bis 2010 lagen bei 800 Millionen US-Dollar. Dafür wurden zwei Raketen entwickelt und mehrfach getestet, ein Raumschiff entworfen, realisiert und erprobt sowie Start- und Produktionsanlagen gebaut. Trotz wachsender Belegschaft und gewaltiger Investitionen in der letzten Zeit sei das Unternehmen seit 2007 in jedem Jahr profitabel gewesen.

Die Falcon 9, eine entwicklungsfähige Trägerrakete (EELV) der mittleren Klasse mit einer Transportkapazität, welche die der Delta IV Medium übersteigt, sei vom ersten Strich der Konstruktionszeichnung bis zum erfolgreichen Dragon-Demonstrationsflug in viereinhalb Jahren für gerade 300 Millionen US-Dollar entstanden. Das dazugehörige Frachtraumschiff wurde für etwas mehr als 300 Millionen US-Dollar ebenfalls von Grund auf neu konstruiert, gebaut und getestet.

Beim ersten Testflug waren die Bedingungen im Raumschiff so, dass Menschen an Bord „eine sehr schöne Reise“ gehabt hätten, so Musk. Die NASA verfügt über alle Daten und widerspricht nicht. Gegenwärtig habe SpaceX gut gefüllte Auftragsbücher mit einem Gesamtvolumen von etwa 3 Milliarden US-Dollar.

Mit den 75 Millionen US-Dollar der zweiten CCDev-Runde will SpaceX ein Flugabbruchsystem entwickeln und testen, welches in das Raumschiff intergriert ist und in Zukunft auch für Landungen auf dem Triebwerksstrahl genutzt werden könnte. Geeignet sei das Verfahren praktisch für jeden Himmelskörper mit fester Oberfläche. Passend dazu arbeitet man an einer Schwerlastrakete für bis zu 53 Tonnen in erdnahe Umlaufbahnen, die mehrere, eventuell verlängerte Falcon-9-Erststufen miteinander kombiniert. Auch hier werde der standardisierte Aufbau und die einfach Handhabung für vergleichsweise niedrige Kosten sorgen.

Für 2011 steht zunächst der zweite Test des unbemannten Dragon-Raumschiffs an. Dabei sollen dessen Navigationsfähigkeiten unter Beweis gestellt werden. Ob bei der zweiten Mission bei erfolgreicher Absolvierung der ersten Manöver auch gleich ein Rendezvous mit der Internationalen Raumstation erfolgen wird, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall ist man fest entschlossen, den Marktanteil US-amerikanischer Startanbieter mit US-amerikanischer Technologie, hergestellt von US-amerikanischen Arbeitern erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder deutlich zu steigern.

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