Nach Angaben der NASA werden die amerikanischen Raumfähren frühestens im September 2004 ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen, was eine entsprechende Verzögerung beim weiteren Ausbau der ISS bedeutet.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA/spaceflightnow.com.
In Übereinstimmung mit entsprechenden Meldungen ist auf der Internet-Seite des Kennedy Space Center als Startdatum der nächsten Shuttle-Mission STS-114 der 12. September 2004 zu lesen. Doch selbst dieses gegenüber früheren Ankündigungen, die noch eine Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge im März nächsten Jahres in Aussicht stellten, deutlich nach hinten verlegte Datum ist keineswegs verbindlich, wie der NASA-Manager Bill Parsons in einem Gespräch mit Journalisten am gestrigen Freitag klarstellte.
Sicher ist jedoch, dass es eine zusätzliche Shuttle-Mission STS-121 geben wird, deren Start für November 2005 anvisiert ist und von der Raumfähre Discovery durchgeführt werden soll. Diese Zusatzmission wird notwendig, da beim Flug STS-114 den neuen Planungen zufolge vor allem verschiedene Maßnahmen zur Erkennung und Beseitigung von Schäden an der Raumfähre getestet werden sollen. So ist beispielsweise bis zum nächsten Shuttle-Flug die Entwicklung eines Zusatzmoduls für den Roboterarm der Internationalen Raumstation (ISS) geplant, mit dessen Hilfe die Hitzeschutzkacheln der Raumfähren nach dem Andocken an der ISS auf Schäden hin untersucht werden können. Außerdem soll bei dieser Mission während eines Außeneinsatzes auch ein Reparaturset getestet werden, um zukünftig kleinere Schäden an den Hitzeschutzkacheln im Orbit reparieren zu können.
Wegen dieser zusätzlichen Aktivitäten während der nächsten Shuttle-Mission bleibt natürlich deutlich weniger Raum für die ursprünglich geplanten Aufgaben von Flug STS-114. So wird der geplante Transport einer neuen ISS-Besatzung nicht durchgeführt werden, und auch die anderen Ziele dieser einmal als Utilization and Logistics Flight-1 (ULF-1) angesetzten Mission müssen deutlich reduziert werden. Der neuen Agenda fällt deswegen auch der geplante Transport der External Stowage Platform-2 (ESP-2) für die Raumstation zum Opfer. Weiterhin vorgesehen ist jedoch der Austausch eines zur Lagekontrolle der ISS verwendeten so genannten Gyroskops wie auch der Transport von Versorgungsgütern mit Hilfe des Mehrzweck-Logistikmoduls Raffaello.
Die anderen ursprünglich für diesen Flug geplanten Aufgaben werden auf die neu eingefügte Mission STS-121 verlagert, die frühestens am 19. November 2004 starten kann. Das nächste Startfenster öffnet sich dann erst im Januar 2005. Als Konsequenz aus der Columbia-Katastrophe werden zukünftig nur dann Shuttle-Flüge gestartet, wenn sowohl der Start wie auch das Abwerfen des externen Treibstofftanks bei Tageslicht erfolgen, so dass diese Missionsphasen von Kameras beobachtet werden können. Diese Restriktion schränkt jedoch die möglichen Startfenster für Shuttle-Missionen zur ISS deutlich ein, so dass in Zukunft Start-Verschiebungen aufgrund von technisch oder durch das Wetter bedingten Verzögerungen ausgeprägter als in der Vergangenheit ausfallen dürften.
„Ich kann Ihnen nicht sagen, ob sich [die Notwendigkeiten] weitere[r] Arbeiten im Laufe der Zeit ergeben werden oder wir auf einige technische Hürden stoßen werden. Ich kann beinahe sicher garantieren, dass es bis zur Rückkehr zu den Shuttle-Flügen ein langer, steiler Weg werden wird. Aber ich möchte ihnen auch sagen, dass wir […] als Resultat daraus stärker und sicherer zurückkehren werden“, so fasste Bill Readdy, NASAs stellvertretender Manager für Raumflug, die Situation zusammen.