Am 30. Januar 2009 um 14:30 Uhr MEZ wurde vom russischen Kosmodrom Plesetsk aus auf einer Zyklon-3-Rakete das Sonnenobservatorium Koronas-Photon auf den Weg ins All gebracht. Koronas-Photon soll der Untersuchung der Sonne im harten Röntgen- und Gamma-Wellenbereich dienen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Roscosmos, tesis.lebedev.ru, RIAN, NASA.
Im Rahmen des russischen Weltraumprogramms Koronas ist Koronas-Photon der dritte Satellit zur Beobachtung der Sonne. Vor ihm wurden am 2. März 1994 Koronas-I alias Intercosmos 26 (NORAD Nr. 23019, Objekt 1994-14A) und am 31. Juli 2001 Koronas-F (NORAD Nr. 26873, Objekt 2001-032A) auf erdnahe Umlaufbahnen gebracht. Die Starts der Vorgänger von Koronas-Photon erfolgten ebenfalls auf Zyklon-3-Raketen von Plesetsk aus. In Koronas-Photon bzw. Coronas-Photon bedeutet CORONAS „Complex ORbital Observations Near-earth of Activity of the Sun“, also erdnahe orbitale komplexe Beobachtung der Aktivität der Sonne.
Die Zyklon-3 alias Erzeugnis 11K68 ist eine dreistufige, von der Interkontinentalrakete R-36 alias SS-9 bzw. Scarp abgeleitete Rakete. Die Stufen heißen 11S691, 11S692 und S5M. Das in der Ukraine in Dnepropetrovsk von NPO Juschmasch bzw. Juschnoje gebaute Projektil benutzt in allen drei Stufen unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH) und Distickstofftetroxid (nitrogen tetroxide, NTO) für den Antrieb. Verbrannt wird die Kombination aus lagerfähigen Treibstoffen von einem RD-251-Triebwerk mit sechs Brennkammern und vier RD-68M-Steuertriebwerken in der ersten Stufe, einem RD-262-Triebwerk mit vier RD-69M-Steuertriebwerken in der zweiten Stufe und einem RD-861-Triebwerk in der dritten Stufe. Die beim Start von Koronas-Photon verwendete Zyklon-3 ist möglicherweise die letzte, die eine Startplattform mit eigenem Antrieb verlassen hat.
Der insgesamt 1.900 Kilogramm schwere Satellit basiert auf dem russischen Meteor-3M-Bus. Ursprünglich hätte ein Satellitenbus von Juschnoje aus Dnepropetrovsk, der AUOS-SM-Bus, Verwendung finden sollen. Dazu war es aber, möglicherweise wegen Schwierigkeiten der Ukraine, dies zu finanzieren, und möglicherweise auch, weil der Bus als technisch nicht mehr zeitgemäß betrachtet wurde, nicht gekommen. Die wissenschaftliche Nutzlast des von VNIIEM gebauten Raumfahrzeugs, bestehend aus 12 Instrumenten, wiegt 540 Kilogramm und soll maximal 400 Watt Leistung verbrauchen. Die Federführung hinsichtlich der wissenschaftlichen Nutzlast liegt beim MEPhI, dem „Moscow Engineering Physics Institute“. 80 Prozent der wissenschaftlichen Ausstattung von Koronas-Photon soll russsichen Ursprungs sein, die übrigen 20 Prozent stammen unter anderem aus der Ukraine (STEP-F Elektronen und Protonen Detektor) und aus Indien (RT-2 Gamma-Teleskop).
Ursprünglich sollte der Start bereits am 29. Januar 2009 stattfinden, war dann aber wegen Schwierigkeiten, möglicherweise im Zusammenhang mit den Bodenanlagen und der zweiten Raketenstufe, um 24 Stunden verschoben worden. Die Trägerrakete mit Nutzlast wurde am 30. Januar dann pünktlich um 14:30 Uhr MEZ in Plesetsk innerhalb eines 15 Minuten breiten Startfensters auf den Weg gebracht. Gestartet wurde vom Startkomplex 32, von dem auch alle anderen Zyklon-3-Starts bis heute erfolgten. Plesetsk, in der Region Archangelsk bei 62,7 Grad nördlicher Breite und 40,3 Grad östlicher Länge gelegen, ist das einzige Kosmodrom, das auf Zyklon-3-Starts eingerichtet ist.
Nach etwa 44 Flugminuten fand die Abtrennung des Satelliten von der Oberstufe der Trägerrakete statt. Erste Signale des Satelliten wurden bereits aufgefangen, und das erfolgreiche Entfalten der beiden Solarpaneele von Koronas-Photon bestätigt. Ersten Radarmessungen zu Folge erreichte der Satellit zunächst einen Orbit mit einem erdfernsten Bahnpunkt von 560 Kilometern und einem der Erde nächsten Bahnpunkt von 533 Kilometern über der Erdoberfläche. Zielorbit ist eine runde Umlaufbahn in 500 Kilometern Hühe und mit 82,5 Grad Neigung gegen den Äquator. Nach einem „in-orbit testing“, das 45 Tage nach dem Start abgeschlossen werden soll, wird die wissenschaftliche Mission des Satelliten beginnen, dessen vorgesehene Mindestbetriebsdauer drei Jahre beträgt. Die Beobachtung der Sonne im harten Röntgen- und Gamma-Wellenbereich soll helfen, die Vorgänge im Inneren der Sonne besser zu verstehen.
Koronas-Photon ist katalogisiert als Objekt 2009-03A.
Raumcon:
Wikipedia zur Instrumentierung von Koronas-Photon:
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