Die Solar Orbiter-Raumsonde bereitet ihren ersten Venus-Vorbeiflug am 27. Dezember vor, bei dem sie sich die Schwerkraft des Planeten zunutze macht, um zusätzlichen Schwung zu erhalten. Dieses Vorhaben wird sie näher an die Sonne bringen und ihre Umlaufbahn neigen, wodurch sie unseren Stern aus verschiedenen Perspektiven beobachten kann. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).
Quelle: ESA.
So wie die meisten von uns während der Feiertage im Rahmen der verschiedenen COVID-19-Maßnahmen sicher zu Hause bleiben werden, wird auch der Vorbeiflug – fast schon Routine bei der Satellitensteuerung – von Flugingenieurinnen und Flugingenieuren aus der Ferne überwacht werden.
Die nächste Annäherung findet am 27. Dezember um 13:39 MEZ statt, wobei die Sonde zu dem Zeitpunkt etwa 7.500 km von den höchsten Venuswolken entfernt sein wird. Ab 2025 erfolgen weitere, sehr viel nähere Vorbeiflüge mit wenigen hundert Kilometern Abstand.
Während des bevorstehenden Vorbeiflugs werden die In-situ-Instrumente MAG, RPW und einige Sensoren des EPD, eingeschaltet sein, um die magnetische, Plasma- und Partikelumgebung der Raumsonde aufzuzeichnen. Es ist nicht möglich, Aufnahmen von der Venus zu machen, da die Sonde der Sonne zugewandt bleiben muss.
Um Solar Orbiter für den Vorbeiflug richtig auszurichten, führten die ESA-Bodenstations- und Flugdynamik-Teams eine sogenannte „Delta-DOR“-Kampagne durch, bei der eine spezielle Technik – Delta-Differential One-Way Ranging – eingesetzt wurde, um die Position der Sonde im Weltraum und ihre Flugbahn genau zu bestimmen.
Bei Delta-DOR wird eine Reihe von geographisch weit voneinander entfernten Bodenstationen genutzt, um die Funksignale der Raumsonde zu empfangen und so ein erstes Ergebnis für ihre Position zu erhalten. Anschließend wird dieses Ergebnis mit den Positionen bekannter stellarer Radioquellen verglichen, die zuvor von anderen Missionen kartiert wurden, was eine korrigierte und ultrapräzise endgültige Darstellung erlaubt. Die Delta-DOR-Technik ermöglicht es den Flugingenieurinnen und Flugingenieuren, die Position einer Raumsonde auf wenige hundert Meter genau zu bestimmen, selbst in einer Entfernung von 100 Millionen km.
Heute, am 17. Dezember, ist Solar Orbiter etwa 235 Millionen Kilometer von der Erde und 10,5 Millionen Kilometer von der Venus entfernt.
Die Flugbahn des Solar Orbiter um die Sonne wurde so gewählt, dass sie „im Einklang“ mit der Venus steht. Das bedeutet, dass er alle paar Umläufe in die Nähe des Planeten zurückkehren wird und erneut dessen Schwerkraft nutzen kann, um seine Bahn zu verändern oder zu neigen. Die nächste Begegnung wird im August 2021 stattfinden, also nur wenige Tage vor dem Venus-Vorbeiflug der BepiColombo-Mission der ESA. Anfangs wird sich Solar Orbiter in der gleichen Bahnebene wie die Planeten befinden, aber jede Begegnung mit der Venus wird seine Bahnneigung erhöhen. Bis zum Jahr 2025 wird er seinen ersten Vorbeiflug an der Sonne dann mit einer Neigung von 17° durchführen, die bis zum Ende des Jahrzehnts auf 33° ansteigen wird, wodurch die Polarregionen mehr in den direkten Blick kommen. Auf diese Weise kann die Sonde die ersten Bilder von den Polarregionen der Sonne aufnehmen, die für das Verständnis der Funktionsweise der Sonne, für die Erforschung des Zusammenspiels von Sonne und Erde und für bessere Vorhersagen von stürmischem Weltraumwetter entscheidend sind.
Die Solar Orbiter-Mission beruht auf einer internationalen Zusammenarbeit zwischen der ESA und NASA.
Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum: