Das russische Raumschiff Sojus-TMA 12M ist mit dreiköpfiger Besatzung zur Internationalen Raumstation gestartet und sollte innerhalb weniger Stunden ankoppeln. Wahrscheinlich aufgrund eines Softwareproblems war bei der dritten, für 24 s geplanten Brennphase des Haupttriebwerks die Ausrichtung des Raumschiffes nicht korrekt, so dass die Automatik die Antriebsphase nicht ausführte.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Roskosmos, NASA, Raumcon.
Dadurch kommt es zu Verzögerungen im Anflug auf die Internationale Raumstation. Mittlerweile ist man zum zweitägigen Anflugregime über gegangen, so dass die Kopplung wohl erst am 27. oder 28. März stattfinden kann.
An Bord des Raumschiffes befinden sich Alexander Skworzow, Oleg Artjemjew und Steven Swanson, welche die Besatzung der ISS-Expedition 39 komplettieren sollen. Der Start vom Kosmodrom Baikonur aus an der Spitze einer Sojus-FG-Trägerrakete erfolgte gegen 22.17 Uhr MEZ. Die Kopplung am Modul Poisk wurde ursprünglich gegen 4.04 Uhr erwartet.
Geplant ist, dass die drei Raumfahrer zunächst bis Anfang Mai mit Koichi Wakata, Michael Tjurin und Rick Mastracchio zusammen arbeiten. Später bilden sie bis zu ihrer Rückkehr zur Erde im September gemeinsam mit der Besatzung des Raumschiffes Sojus-TMA 13M die ISS-Expedition 40.
Im Mittelpunkt der Arbeiten an Bord stehen wissenschaftliche Forschungen auf den Gebieten Astronomie, Atmosphärenforschung, Biologie, Erderkundung, Medizin, Physik und Technik. Ein Großteil der Experimente läuft weitgehend automatisch ab und bedarf nur hin und wieder der Aufmerksamkeit der Raumfahrer. Einen größeren Betreuungsaufwand erfordern Untersuchungen im medizinisch-biologischen Bereich sowie bei der Erderkundung. Ein Großteil der Arbeitszeit wird für Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie für körperliche Betätigung zur Erhaltung der Gesundheit aufgewandt.
Während der nächsten 6 Monate werden zudem mehrere Frachtraumschiffe empfangen und entladen. Geplant sind Dragon 4 und Progress-M 23M im April, ein weiterer Test mit einem neuen Rendezvoussystem mit Progress-M 21M, ebenfalls im April, Cygnus 3 im Mai, Progress-M 24M im Juli, ATV 5 Ende Juli oder Anfang August sowie Dragon 5 im August. Außerdem sind drei Außenbordeinsätze geplant, an denen Swanson, Skworzow und Artjemjew beteiligt sein sollen.
Im Verlaufe der Expeditionen 39/40 werden eine Reihe neuer Experimente ins Programm aufgenommen. Unter anderem soll der erste Fabrikator (im Volksmund auch 3D-Drucker genannt) auf der Station zum Einsatz kommen. Mit VEGGIE soll das bisher größte Gewächshaus installiert und zunächst die Hardware auf Herz und Nieren getestet werden. Später sollen sich die Raumfahrer hier bei der „Gartenarbeit“ auch entspannen können.
Außerdem testet man eine neue Art von Anleitung (Software auf einem Tablet), mit der man auch ohne ständigen Bodenkontakt einfache Reparaturen zügig und sachkundig ausführen können soll. Die Software bietet Explosionszeichnungen mit berührbaren Elementen, hinter denen dann genauere Beschreibungen und Anleitungen stehen. Dies geschieht im Hinblick auf zukünftige Tiefraummissionen, bei denen man auch nicht immer nachfragen kann bzw. mit teilweise erheblichen Wartezeiten rechnen muss. Dem dient ein zweites Experiment, bei dem man bestimmte Arbeiten ausführt, wobei im Kontakt mit der Bodenstation eine künstliche Wartezeit von 50 s eingefügt wird.
Zum Einsatz kommen sollen auch „Kraftschuhe“ der Firma XSENS, die über ihre eingebauten Sensoren die Belastung der Raumfahrer beim Kraftsport (mit ARED) protokollieren und zur Auswertung bereit stellen. Außerdem werden an der Außenseite von Kibo im Auftrag der NASA vier HD-Kameras installiert, die von Schülern, Studenten oder kommerziellen Unternehmen genutzt werden können. Im Januar hatte man im Verlaufe eines Außenbordeinsatzes zwei Kameras der kanadischen Firma UrtheCast an der Außenseite des Moduls Swesda angebracht.
Die Rückkehr der Besatzung zur Erde ist für Mitte September vorgesehen.
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