Sojus-Fehlstart fordert Menschenleben

Wie die europäische Weltraumagentur ESA gestern mitteilte, ist beim Start einer unbemannten Forschungskapsel vom Typ Foton M-1 am 15. Oktober die russische Sojus-Trägerrakete kurz nach dem Abheben von der Startplattform auf dem Gelände des Kosmodroms Plessezk explodiert. Ersten Meldungen zufolge hat es dabei auch Opfer unter der Start- bzw. Wachmannschaft gegeben.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

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Ein zuerst bilderbuchartiger Start verwandelt sich zum Albtraum

Rund 20 Sekunden nach dem Start am 15.10. um 20:20 Uhr (MESZ) explodierte die Sojus-Rakete. Durch die Explosion und herabfallende Trümmer wurden nach neuesten Angaben mindestens ein Mensch getötet und mehrere weitere Mitglieder der Start- und Wachmannschaften verletzt. Unter den beim Start anwesenden Mitarbeitern der ESA, der französischen Raumfahrtagentur CNES sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gab es keine Verletzten oder Toten zu beklagen. Erhebliche Teile der Startanlage auf dem Gelände des russischen Kosmodroms Plessezk wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Die Sojus sollte die unbemannte Forschungskapsel Foton M-1 der Foton/Bion-Familie mit 44 von der ESA geförderten Experimenten ins All hieven, deren Nutzlastkapsel nach gut zwei Wochen wieder zur Erde zurückkehren sollte. Diese Experimente erstreckten sich über eine breite Palette wissenschaftlicher Disziplinen, die von der Fluidphysik und Biologie über Kristallwachstum und Strahlungsdosimetrie bis zur Exobiologie reichte.

Die unbemannte Forschungskapsel „Foton M-1“
(Grafik: ESA)

Der Beitrag der ESA zur Nutzlast der Forschungskapsel umfaßte die Einrichtung für Fluidphysik (FluidPac) mit vier Experimenten, die Einrichtung Biopan mit insgesamt neun Experimenten, die verbesserte Teleforschungs-Unterstützungseinheit, die sowohl FluidPac als auch den deutschen AGAT-Ofen bedienen sollte, sechs autonome Experimente (wovon drei von Studenten entwickelt wurden), die neuesten Versuche zur Simulation von Meteoriten (Stone) und das Experiment zum „Soret-Koeffizienten in Rohöl“. Frankreichs Inkubator für biologische Experimente (IBIS), Deutschlands AGAT-Ofen, Rußlands Polizon-Ofen und fünf russische Experimente (Biokont, Komparus, Mirage-M, Sinus-16 und Chistata) ergänzten die 650 kg schwere Gesamtnutzlast.

In Kürze soll eine staatliche Untersuchungskommission unter der Leitung von Verantwortlichen der russischen Raumfahrt gebildet werden, um die Ursachen des Unfalls zu ermitteln.

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