SOHO: Neues über die Sonnenstürme

NASA-Forscher, die das Observatorium SOHO nutzen, haben eine Methode entwickelt, durch die Sonne hindurch auf die rückwärtige Seite des Sterns zu sehen. Diese zeigt von der Erde weg und ist daher mit traditionellen Techniken nicht direkt untersuchbar.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: NASA. Vertont von Dominik Mayer.

None
Die Bilder zeigen die Zeit um die „Halloween Flares“ von 2003. Ende Oktober 2003 tauchten einige sehr große, aktive Gebiete auf – einige auf der erdabgewandten und einige auf der zur Erde zeigenden Seite -, die einige der größten Sonnenflecken des aktuellen Zyklus‘ enthielten und die den größten Flare dieses Zyklus‘ schufen.
(Bild: SOHO)

„Diese neue Methode erlaubt verlässlichere Warnungen vor magnetischen Stürmen, die auf der Rückseite ausgebrütet werden, mit der Sonne weiterrotieren und die Erde bedrohen könnten“, meint der von der NASA unterstützte Wissenschaftler Phil Scherrer von der Stanford-Universität.

Magnetische Stürme, die aus heftigen Sonnenaktivitäten resultieren, zerstören Satelliten, Funkverkehr, Kraftwerkselektronik und andere technische Systeme auf der Erde. Fortschrittliche Warnung kann den Planern helfen, sich auf die Zerstörung der Betriebsfähigkeit vorzubereiten. Die Sonne rotiert von der Erde aus betrachtet einmal in 27 Tagen, und dies bedeutet, dass die Entwicklung aktiver Regionen auf der Sonnenrückseite bis vor Kurzem nicht feststellbar war.

Viele der Stürme haben Ihren Ursprung in Gruppen von Sonnenflecken oder aktiven Regionen – Gebiete mit hoher Konzentration magnetischer Felder. Aktive Gebiete auf der Vorderseite der Sonne – also die zur Erde zeigende Seite – können dirket beobachtet werden. Jedoch brachten die traditionellen Methoden keine Informationen über die aktiven Bereiche, die sich auf der anderen Sonnenseite entwickeln. Zu wissen, ob sich große, aktive Gebiete auf der Rückseite befinden, könnte die Vorhersagen möglicher magnetischer Stürme gewaltig verbessern.

Die Sonne ist mit verschiedenen Schallwellen angefüllt, die Ihren Ursprung in der Konvektionsbewegung der Gase in den Oberflächenschichten haben. Die ‚Rückseitenabbildungsmethode‘ vergleicht die Schallwellen, die von kleinen Gebieten der Rückseite herrühren, mit den Wellen (mit Ursprung Sonnenvorderseite), die erwartungsgemäß in jenem kleinen Gebiet ankommen. Ein aktives Gebiet offenbart sich selbst, da sein starkes magnetisches Feld die Schallwellen beschleunigt. Der Unterschied wird offenbar, wenn Wellen der Vorder- und der Rückseite ‚außer Tritt‘ geraten.

Die neue Beobachtungsmethode nutzt SOHOs Michelson Doppler Imager (MDI), um durch die Sonne eilende Schallwellen aufzuspüren, anhand derer ein Bild der Sonnenrückseite erstellt wird.

None
Dieses Bild zeigt Beispiele von Schallwellenverläufen, die die erdzugewandte Seite mit der erdabgewandten Seite verbinden.
(Bild: SOHO)

„Die originale Rückseitenabbildungsmethode ließ uns lediglich die Zentralregionenen sehen, etwa ein Viertel bis ein Drittel des gesamten Gebietes“, erklärt Scherrer. „Die neue Methode erlaubt uns, die vollständige Rückseite einschließlich der Pole zu sehen.“ Scherrer startete ein Projekt, diese neue Methode zu nutzen, um vollständige Rückseitenbilder aus seit 1996 archivierten Daten des

MDI zu schaffen. Dieses Projekt wurde im Dezember 2005 komplettiert.

Douglas Biesecker vom National Oceanic and Atmospheric Administrations Space Environment Center in Boulder sagte: „Mit dem neuen Photoalbum der Sonnenrückseite seit 1996 können wir eindeutige Charakteristika aktiver Gebiete entdecken. Das wird unsere Fähigkeit, wirklich aktive Gebiete klar zu erkennen, verbessern.“

SOHO ist ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der NASA.

Nach oben scrollen