Simulierter Marseinsatz nach echtem Raumflug

Die Kosmonauten Oleg Nowizki und Jewgeni Tarelkin nahmen nach ihrem fünfmonatigen Raumflug an einer mehrtägigen Simulation einer Marslandung teil.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ZPK, Roskosmos, Raumcon. Vertont von Peter Rittinger.

Staatliches russisches Zentrum für Kosmonautenausbildung
Jewgeni Tarelkin überquert ein Hindernis (Bild: Staatliches russisches Zentrum für Kosmonautenausbildung)

Am 16. März landete die Kommandokapsel des Raumschiffes Sojus-TMA 06M nach rund fünfmonatigem Flug in der kasachischen Steppe. Nach der Bergung wurden die Kosmonauten ins Sternenstädtchen nahe Moskau geflogen. Hier wurden sie zunächst eingehend untersucht.

Anschließend wurden sie in einer Zentrifuge des Kosmonautenausbildungszetrums Juri Gagarin (ZPK) den Beschleunigungen ausgesetzt, die bei einer bemannten Marslandung durch die Bremswirkung der Atmosphäre in etwa zu erwarten sind. Diese Prozedur überstanden die beiden Raumfahrer offenbar gut.

Am 18. und 19. März unternahmen Nowizki und Tarelkin simulierte Ausstiege auf der Marsoberfläche. Dazu wurde ein spezieller Raumanzug vom Typ Orlan-MK T verwendet, der zusätzlich mit einem System versehen war, das für eine Gewichtsanpassung an Marsverhältnisse sorgte. Auf dem Mars beträgt die Schwerkraft nur etwa 38% des Wertes auf der Erde. Das System sorgte nun dafür, dass die Raumfahrer nur dieses Gewicht tragen mussten. Zusammen mit dem etwa 120 kg schweren Raumanzug sind dies aber dennoch etwa 70 kg und dies unmittelbar nach einem längeren Raumflug.

Staatliches russisches Zentrum für Kosmonautenausbildung
Hinter Oleg Nowizki erkennt man die Leiter, die es hinabzusteigen galt. (Bild: Staatliches russisches Zentrum für Kosmonautenausbildung)

Mit gegenwärtiger Technik würde ein idealer Flug zum Mars ebenfalls etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. In der Schwerelosigkeit bilden sich Knochen und Muskeln zurück, da sie normalerweise kaum noch Belastung erfahren. Um diesem Schwund entgegenzuwirken, trainieren Raumfahrer täglich etwa 1 bis 2 Stunden mit verschiedenen Sportgeräten. Damit kann vor allem die Schwächung bestimmter Muskelgruppen gestoppt werden. Gegen Knochenschwund kann man bisher aber nur wenig unternehmen. Zudem sind Raumfahrer erhöhten Strahlendosen ausgesetzt und ihr Immunsystem verliert seine Wirksamkeit.

Während dieses bisher einzigartigen Tests mussten die Kosmonauten verschiedene Aufgaben bewältigen, so Messgeräte ablesen, mit Ausrüstung einen (simulierten) „Felsen“ überwinden, eine Leiter hinabsteigen oder eine Schleusentür öffnen und passieren. All dies klingt für sich genommen einfach, ist nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit, in einem unförmigen Raumanzug und nach den Strapazen einer Landeprozedur aber durchaus nicht trivial.

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