Die Auftaktveranstaltung war ein Erfolg, und das Internetportal wurde während einer festlichen Veranstaltung freigeschaltet: Alle haben nun Zugang zu einem bedeutenden Wissensarchiv, das unzählige Arbeiten von und über den markgräflichen Hofastronomen Simon Marius enthält.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Marius-Portal, NAG, Veranstaltungsbesuch.
Am 10. Februar 2014 fand im Nicolaus Copernicus Planetarium Nürnberg die Auftaktveranstaltung anlässlich des „Simon-Marius-Jubiläum 2014“, ausgerufen von der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft (NAG), statt.
Ein interessiertes Publikum hat sich versammelt, um Initiatoren, Mitstreitern und Förderern zu lauschen. Anschließend hatten die Anwesenden das Vergnügen, dem Vortrag „Simon Marius und das Zeitalter der Teleskopastronomie“ des versierten Prof. Dr. Hans-Ulrich Keller, u.a. als Autor der Kosmos-Buchreihe Himmelsjahr aktiv, zu folgen.
In einem anhaltenden Parforceritt beschrieb Keller das Zeitalter der Teleskopastronomie von der Entdeckung der Nützlichkeit von Fernrohren zur Himmelsbeobachtung bis zu aktuellen internationalen Großprojekten. Zu Beginn dieses Zeitalters lieferte der Franke Simon Marius (1573-1624) maßgebliche Beträge.
Simon Marius war ein Zeitgenosse von Galileo Galilei. Als zuverlässig betrachtete Aufzeichnungen belegen, dass Marius nur einen Tag nach Galileo Galilei ebenfalls die vier großen Jupitermonde entdeckte.
Da Marius mit seiner Entdeckung nicht unmittelbar an die Öffentlichkeit trat, sondern sie erst in der Veröffentlichung „Mundus Iovialis“ (Die Welt des Jupiter) bekannt machte, blieb ihm zu Lebzeiten und auch viele Jahre später noch angemessene überregionale Anerkennung verwehrt. Das ganze Gegenteil war Fall: Galileo Galilei erhob Plagiatsvorwürfe.
Heute, 400 Jahre nach dem Erscheinen von „Mundus Iovialis“ kann man die Arbeit Marius in einem anderen Licht betrachten. Zwar führten fehlende Erkenntnisse Marius nicht zu einem Weltbild mit einer Sonne, um die die Erde kreist, doch liegen seine Beobachtungen, Berechnungen, seine Genauigkeit auf hervorragendem Niveau.
Neben der Identifikation vier großen Jupitermonde ist Marius übrigens auch mitverantwortlich für die heute noch gängige Namensgebung für die Monde. Bei einem Besuch Marius in Regensburg besprach er mit Johannes Kepler offenbar die Namensgebung für die Monde. Die 1613 von beiden diskutierten, aber durchaus als provisorisch betrachteten Namen Io, Europa, Ganymed und Kallisto, die Kepler vorgeschlagen hatte, haben sich erhalten. Die von Galilei verwendeten Bezeichnungen nach Mitgliedern der Herrscherfamilie Medici gerieten dagegen in Vergessenheit.
Was man noch über Simon Marius und seine Arbeit weiß, wurde im Marius-Portal zusammengetragen. Herausgeber und Wissenschaftshistoriker Pierre Leich von der NAG freut sich, dass man damit Interessenten wie Forschern alles von und über Marius zur Verfügung stellen kann.
Das im Rahmen eines Festakts am 18. Februar 2014 im Beisein von Vertretern der Generaldirektionen der bayerischen Staatlichen Archive und der Staatsbibliothek sowie weiterer Archive und Bibliotheken aus Mittelfranken im Staatsarchiv Nürnberg offiziell freigeschaltete Marius-Portal bietet eine 24-sprachige Menüführung.
Gefördert wird das Portal-Projekt von der Staedtler Stiftung, den Städten Ansbach, Gunzenhausen und Nürnberg sowie dem Bezirk Mittelfranken und dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, außerdem durch die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen, Leoni, N-Ergie, die Nürnberg Loge, Kaller & Kaller und NOSCC.
Anlässlich des „Simon-Marius-Jubiläum 2014“ ist eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen vorgesehen:
Im Kinder- und Jugendmuseum Nürnberg gibt es an fünf Tagen unter dem Titel „Mit Simon-Marius ab ins All“ eine interaktive Ausstellung für Kinder zum Thema Raumfahrt und Astronomie. Zu erleben ist das in Zusammenarbeit mit dem Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum in Feucht entwickelte Angebot vom 5. bis 9. März 2014 jeweils zwischen 15:00 und 17:00 Uhr.
Ab dem 10. März 2014 ist die Ausstellung „Zum Jupiter Aufblicken“ in der Beruflichen Oberschule Ansbach geöffnet. Zugang zu den Ausstellungsexponaten besteht Mo. bis Do. jeweils zwischen 7:30 und 17:00 Uhr, Fr. 7:30 bis 13:00 Uhr.
Am 10. März 2014 berichtet Torsten Sommer in der Regiomontanus-Sternwarte Nürnberg über „Das astronomische Werk des Simon Marius“. Der Vortrag beginnt um 19:30 Uhr. Zwei Wochen später leitet Sommer dort eine Sonderführung mit dem Beobachtungsschwerpunkt Jupiter und Galileische Monde. Beginn ist um 19:00 Uhr.
Ebenfalls dem Jupiter und den Galileischen Monden widmet sich ein Beobachtungsangebot der Sternwarte Ingolstadt am 5. April 2014. Anlässlich der Tage der Astronomie in Ingolstadt gibt es ab 19:00 Uhr eine Sonderführung mit Tanja Habermeier und Katharina Zitzelsberger, wenn es das Wetter zulässt.
Pierre Leich hat sich vorgenommen, am 14. Mai 2014 für die Stiftung Kohl´sche Einhorn-Apotheke im Gasthof Goldener Adler in Weißenburg zum Thema „Der markgräfliche Mathematiker, Arzt und Astronom Simon Marius im Zentrum des Weltbildstreits des 17. Jahrhunderts“ vorzutragen. Veranstaltungsbeginn ist um 20:00 Uhr.
Eine weitere Veranstaltung mit Pierre Leich ist am 23. Mai 2014 geplant. Der Vortrag „Der Weltsystemstreit – Galilei, Marius und ihre teleskopischen Beobachtungen“ startet um 20:00 Uhr in der Bayerischen Volkssternwarte München.
Mit der Nürnberg Loge e.V. kann man am 24. Mai 2014 um 10:00 Uhr zu einem Tagesausflug nach Guzenhausen aufbrechen. Der Trip steht unter dem Motto „Marius und mehr“.
Weitere Veranstaltungstermine finden sich im Marius-Portal.
Verwandte Meldung bei Raumfahrer.net:
- Jupitermonde entdeckt-Veröffentlichung vor 400 Jahren 9. Februar 2014