Mit der SIMBOX fliegt bei der Shenzhou-8-Mission erstmals deutsche Wissenschaft mit und begründet damit den Beginn der deutsch-chinesischen Kooperation in Chinas bemanntem Raumfahrt Programm.
Ein Beitrag von Ian Benecken und Raumfahrer.net Gastautor. Quelle: DLR, CMSEO, Astrium, Raumfahrer.Net. Vertont von Peter Rittinger.
In Zusammenarbeit mit unserem Gastautor tomtom
Das DLR ermöglicht erstmals mit SIMBOX wissenschaftliche Untersuchungen an medizinisch-biologischen Proben an Bord des chinesischen Raumschiffs Shenzhou 8. Bei dieser Mission ist die Shenzhou ein unbemannter Transporter, vergleichbar mit einer russischen Progress Kapsel. Shenzhou soll am 31.10. um 23:00 Uhr auf einer chinesischen Trägerrakete Langer Marsch 2F starten und nach zwei Tagen an die Raumstation Tiangong 1 ankoppeln. Mit Shenzhou 8 wird erstmalig im chinesischen Raumfahrtprogramm das Docken zweier Objekte im All getestet. Die Shenzhou-8-Mission soll 17 Tage dauern und am 17. November 2011 mit einer Fallschirmlandung vergleichbar mit den bemannten Sojus-Landungen in der Inneren Mogolei aufsetzen. Im Gegensatz zu einem russischen Progress-Frachter besitzt Shenzhou 8 ein voll funktionsfähiges Hitzeschild an dessen Rückkehrkapsel, in der sonst Raumfahrer sitzen, wo dieses Mal aber die SIMBOX installiert ist.
Damit realisiert das DLR zum ersten Mal eine Kooperation mit der chinesischen Raumfahrtagentur CMSEO (China Manned Space Engineering Office). Auf der Apparatur sind sowohl 6 deutsche als auch 10 chinesische Experimente sowie ein deutsch-chinesisches Experiment installiert. Das DLR kooperiert eng mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Damit beweisen die Chinesen, dass sie nicht nur am Transport und Betrieb von Raumfahrzeugen interessiert sind, sondern eben auch an deren wissenschaftlicher Nutzung.
SIMBOX ist eine 25 kg schwere Appartur mit einem Volumen von 34 Litern. EADS-Astrium hat die SIMBOX auf der Basis der BIOBOX, welche ursprünglich für die Foton-Missionen entwickelt wurde, gebaut. Die Unterschiede der SIMBOX zur BIOBOX beinhalten Anpassungen des Interfaces zur Raumkapsel Shenzhou 8. Dazu mussten die Schnittstellen der SIMBOX zum Raumschiff u.a. für die Energieversorgung entsprechend angepasst werden. So könnte die SIMBOX-Technologie auch für weitere Missionen genutzt werden. Neben der eigentlichen Apparatur half das DLR seinen chinesischen Partnern dabei, wissenschaftliche Standards für Raumflugbedingungen zu entwickeln. Diese beinhalteten die Einrichtung entsprechender Laboranlagen zur Vor- und Nachbereitung der Experimente. Auch begleitet das DLR die entsprechenden Teams bei Betreuung und Auswertung der Experimente am Startplatz in Jiuquan und in Peking, wo die wissenschaftlichen Daten ausgewertet werden. Während der gesamten Mission haben deutsche Wissenschaftler von Peking aus auch Zugang zu Live-Daten von der SIMBOX, wodurch erste wissenschaftliche Erkenntnisse bereits im Orbit gewonnen werden können.
Herr Dr. Gruppe vom DLR-Raumfahrtmanagement erläuterte den strategischen Nutzen der Kooperation. Neben den wissenschaftlichen Fragen soll mit dem Projekt nachhaltig die internationale Zusammenarbeit intensiviert werden. Deutschland sei hier Vorreiter in Europa. Die Kooperation mit China verspricht zudem viel Potential. Chinesen und Deutsche haben in dem Projekt voneinander gelernt, was die weitere Zusammenarbeit viel leichter machen wird.
Dr. Peter Preu bestätigte gegenüber Raumfahrer.net noch einmal, dass die Chinesen sehr an eine längerfristige Zusammenarbeit, welche auch die chinesische Raumstation Tiangong 1 beinhaltet, interessiert sind. Vorstellbar wäre hier im längerfristigen Rahmen auch eine bemannte Kooperation in Form von deutschen Astronauten an Bord einer chinesischen Raumstation. Allerdings existieren vonseiten des DLRs dies bezüglich noch keine genaueren Pläne. Jedoch betonte Dr. Preu hier, dass, wenn es einmal soweit kommen würde, das DLR dann nichtmehr alleine agieren, sondern man als ESA an die Chinesen herantreten würde. Das DLR leistet hier mit SIMBOX nur Pionierarbeit um den Weg für mögliche zukünftige weitere Kooperationen zu ebnen. Jedoch sollen Gerüchten zufolge die 2009 neu ernannten ESA-Astronauten bereits chinesisch lernen. Ob dies auf eigenes Ermessen einzelner Raumfahrer passiert oder von der ESA angeordnet wurde, ist Raumfahrer.net zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.
Auf die Frage von Raumfahrer.net bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit der Chinesen in der Raumfahrt, die ja derzeit sehr dürftig ist, äußerte sich das DLR optimistisch. Hier wird vonseiten des DLR davon ausgegangen, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre die chinesische Öffentlichkeitsarbeit etwa die heutige Qualität der Russen erreichen wird.
Mehr Informationen zur SIMBOX finden sie in unserem ausführlichen Artikel:
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