Sigmund Jähn starb am 21. September 2019. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).
Quelle: ESA.
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Sigmund Jähn, einer prägenden Persönlichkeit der deutschen Raumfahrt. Er starb am 21. September 2019 im Alter von 82 Jahren. Jähn war ein unermüdlicher Botschafter der Weltraumforschung und verlieh als erster Deutscher im All nicht nur der nationalen Raumfahrt Symbolcharakter.
Am 26. August 1978 flog der damalige DDR-Bürger im Rahmen des Interkosmos-Programms der Sowjetunion an Bord der Sojus 31 zur russischen Raumstation Saljut 6. Jähn startete als Forschungskosmonaut an Bord der Sojus 31 mit seinem Kommandanten, dem Veteranen Valeri Bykovsky.
Ausbildung als Raumfahrer
Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz im sächsischen Vogtland geboren. Bis 1951 besuchte er die Schule in seiner Heimatstadt, danach machte er bis 1954 eine Ausbildung zum Buchdrucker in Klingenthal. Im Anschluss arbeitete er für kurze Zeit als Pionierjugendleiter an einer Schule in Hammerbrücke.
1955 trat Jähn in die Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (LSK) ein. Er absolvierte seine Grundausbildung und wurde 1956 Offiziersschüler an der Fliegerschule der Luftwaffe in Kamenz und ab Mai 1957 in Bautzen. 1958, nach zweijähriger Ausbildung, begann Jähn als Pilot in einer LSK-Jagdstaffel. Von 1961 bis 1963 war er stellvertretender Kommandant für politische Arbeit und ab 1965 Leiter der Lufttaktik und des Luftkampfes.
1966 wurde er von den LSK zum Studium an der Yuri Gagarin Air Force Academy in Monino bei Moskau entsandt. Er schloss 1970 sein Studium der Militärwissenschaften ab. Von 1970 bis 1976 war er in der Verwaltung der DDR-Luftwaffe tätig, wo er für die Pilotenausbildung und Flugsicherheit zuständig war.
Am 13. Juli 1976 bot die Sowjetunion Kosmonautenflüge in die am Interkosmos-Programm teilnehmenden Länder an. Dabei handelte es sich um Sojus-Missionen zur Raumstation Saljut 6. Am 10. November 1976 schickte die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) vier Kandidaten in das Kosmonauten-Trainingszentrum in Star City bei Moskau, darunter Jähn.
Am 25. November 1976 wurde Jähn zusammen mit seinem zukünftigen Ersatzmann Eberhard Köllner für das Kosmonautentraining ausgewählt. Ab dem 4. Dezember absolvierten beide Kandidaten die Grundausbildung und ab Januar 1977 die Weiterbildung bei den ihnen zugewiesenen russischen Kommandeuren. Vom 22. August 1977 bis 9. August 1978 fand eine missionsspezifische Ausbildung statt.
Botschafter der Weltraumforschung
Nach seinem Raumflug übernahm Jähn die Leitung des neu geschaffenen Raumfahrt-Trainingszentrums der Luftwaffe in Eggersdorf bei Strausberg und hielt diese Position bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Am 2. Oktober 1990 wurde die DDR-Luftwaffe aufgelöst und Jähn mit dem Rang eines Generalmajors entlassen.
Danach arbeitete er als freier Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gagarin Cosmonaut Training Center bei Moskau und ab 1993 auch für die ESA im Auftrag des Europäischen Astronautenzentrums in Köln. Hier betreute er die deutschen und europäischen Astronauten bei der Vorbereitung der Missionen Mir-92 (Klaus-Dietrich Flade und Reinhold Ewald), Euromir-94 (Ulf Merbold und Pedro Duque), Euromir-96 (Thomas Reiter und Christer Fuglesang) und Mir-97 (Reinhold Ewald und Hans Schlegel).
Jähn war bis zu seiner Pensionierung 2002 als ESA-Berater in Star City (im Sternenstädtchen) tätig. Seitdem war er ein unermüdlicher Botschafter der Weltraumforschung und nahm an Veranstaltungen, Vorträgen und Foren in ganz Europa teil. Er spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Gründung der internationalen Association of Space Explorers (ASE). Als Gründungsmitglied war er 1985 mehrere Jahre Mitglied des Vorstandes. Asteroid 17737 wurde 2001 zu seinen Ehren benannt.
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