Der bereits seit dem 26. August 2009 andauernde Sicherheitsmodus des NASA-Marsorbiters Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) wird aller Voraussicht nach noch bis Ende des Monats aufrechterhalten werden.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: Planetary Society, EPSC 2009.
Am 6. August 2009 kam es bereits zum vierten Mal in diesem Jahr zu einem unerwarteten Neustart des Bordcomputers des Mars Reconnaissance Orbiters. Der Orbiter versetzte sich daraufhin, wie für solchen Fällen vorgesehen, in einen sogenannten Sicherheitsmodus, in welchem lediglich die notwendigsten Systeme der Sonde aktiv sind (Raumfahrer.net berichtete). Die lange Dauer dieses Sicherheitsmodus erklärt sich laut Mitarbeitern des JPL dadurch, dass die verantwortlichen Techniker und Ingenieure bei der Behebung des zugrunde liegenden Problems extrem behutsam vorgehen, um eine Gefährdung oder gar einen Verlust der Sonde auszuschließen.
Diese sorgfältige Vorgehensweise wird damit begründet, dass der MRO für absehbare Zeit die einzige Sonde sein könnte, welche man als Relaisstation für die Kommunikation mit auf der Marsoberfläche aktiven Rovermissionen benutzen kann. Zwar befindet sich mit dem „Mars Odyssey“ noch ein zweiter NASA-Orbiter in einer Mars-Umlaufbahn, dieser ist aber mit mittlerweile über acht Jahren Missionsdauer bedeutend älter als der MRO. Sowohl die aktiven Rover-Missionen Spirit und Opportunity als auch der mit einem Start im Oktober/November 2011 geplante Marsrover Curiosity sind in der Lange, direkt mit dem Deep Space Network der NASA zu kommunizieren. Allerdings, so Dwayne Brown vom Pressebüro der NASA, wäre bei diesen Missionen bei einer direkten Kommunikation die Datenübertragungsrate deutlich reduziert, was die Übermittlung von wissenschaftlichen Daten und neuen Kommandosequenzen erheblich erschweren würde.
Besonders ärgerlich ist die momentane Situation für die an der Mission beteiligten Wissenschaftler. Mit dem Einsetzten des Frühlings auf der Nordhälfte des Mars am 26. Oktober 2009 endet in der Nordpolregion gerade die Polarnacht und die Zone der absoluten Dunkelheit zieht sich jeden Tag ein Stückchen weiter nach Norden zurück. Aufgrund der deaktivierten Instrumente ist es nun leider nicht möglich, die damit verbundene Sublimation des Kohlendioxid-Eises und die so entstehenden Veränderungen der Landschaft zu dokumentieren. In den letzten Wochen gab es in mehreren Fachzeitschriften Publikationen über sehr junge Impaktkrater auf der Oberfläche des Mars und damit verbundene Hinweise auf Wassereis-Vorkommen. Auch diesen Phänomenen kann somit momentan nicht weiter nachgegangen werden.
Eines der Instrumente an Bord des Orbiters, die MARCI-Kamera, erfasst den Mars täglich mehrmals in einer globalen Ansicht im sichtbaren und im UV-Licht. Aus diesen Bildern wird anschließend ein regelmäßiger „Wetterbericht“ erstellt. Auch diese wissenschaftlich überaus interessanten meteorologischen Daten stehen somit zur Zeit nicht zur Verfügung.
Laut einem Mitarbeiter des technischen Teams des MRO dauern die Arbeiten zur Behebung des Computerproblems auch weiterhin an. Mit einer erneuten Inbetriebnahme der wissenschaftlichen Instrumente ist demzufolge nicht vor dem 25. Oktober 2009 zu rechnen.
Raumcon