US-Astronaut Steve Robinson und Missions-Spezialist an Bord der Discovery hat heute erstmals in der Geschichte ein Space Shuttle im Erdorbit repariert. Update: Eine neuentdeckte Beschädigung der Discovery wird untersucht.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: NASA.
Der Space Shuttle Orbiter ist eigentlich nicht für Reparaturen im All ausgelegt. So hatte es die NASA bis zum Absturz der Columbia am 1. Februar 2003 nicht für nötig gehalten, die Astronauten für solche Einsätze vorzubereiten. Arbeiten am Hitzeschild, wie sie heute Missions-Spezialist Steve Robinson ausführte, gehören ebenso wenig dazu.
Aus diesem Grund war der Weltraumausstieg (Extravehicular Activity, kurz EVA) Robinsons heute auch ein bisher einmaliges Unterfangen. Der Astronaut hatte sich um 10.52 Uhr (MESZ) gemeinsam mit seinem japanischen Kollegen Soichi Noguchi aus der Luftschleuse der Discovery bewegt. Daraufhin befestigten sie ein „Stehpult“ auf dem Roboterarm der Internationalen Raumstation (ISS). Dieser sollte während des aufwändigen Manövers den Astronauten halten.
Während die Discovery-Astronauten Jim Kelly und Wendy Lawrence in der ISS den Roboterarm mit Robinson langsam in Richtung der Shuttleunterseite steuerten, war es Noguchis Aufgabe, in seinem Raumanzug Sichtkontakt zu Robinson zu halten. Aufgrund der relativ schlechten Sicht in einem Raumanzug ist eine solche Absicherung auf einer EVA sehr wichtig. In der Geschichte des Space Shuttles hatte es bisher jedoch nur EVAs gegeben, bei denen ein Sichtkontakt mit Kollegen durch das Fenster des Space Shuttles oder der Raumstation gegeben war. Auf der Shuttle-Unterseite gibt es aber keine Fenster. Zudem ist der Hitzeschild des Shuttles aufgrund der Lage der Luftschleuse auch immer von der Station abgewandt.
Innerhalb von etwa fünf Stunden repariert Robinson schließlich die beiden Stellen, an denen das Dichtungsmaterial der Hitzeschutzkacheln des Orbiters hervorgetreten waren. Zusätzlich inspizierten die beiden Astronauten die Shuttleunterseite auf weitere Beschädigungen. Die Bilder wurden direkt zur Bodenstation zur weiteren Auswertung gesendet. Um 14.55 Uhr vermeldete Robinson über Funk: „Es sieht so aus, als sei unserer großer Patient geheilt.“
Obwohl die reparierten Stelle aller Wahrscheinlichkeit nach eine erfolgreiche Landung der Discovery nicht gefährdet hätten (immerhin ist die Mission STS-114 die bestüberwachte in der Geschichte des Shuttleprogramms), kann die erfolgreiche Reparatur durch Robinson als eine wichtige Erfahrung für die Raumfahrt angesehen werden. Immerhin hätte ein ein ähnlicher Ausstieg bei entsprechender Vorbereitung der Besatzung und bei entsprechender Ausrüstung auch das Leben der Besatzung der Columbia retten können.
Update 4. August 2005, 9.11 Uhr
In der letzten Phase des EVAs von Steve Robinson und Soichi Noguchi entdeckten diese eine Beschädigung einer Abdeckplatte direkt neben dem Cockpitfenster der Raumfähre. Diese könnte sich beim Wiedereintritt vielleicht lösen und weiter hinten liegende sensible Stellen des Orbiters beschädigen. Über eine zusätzliche EVA vor der Rückkehr der Discovery am Montag wird laut NASA-Angaben nachgedacht. Mehr zu dem Problem finden Sie im gestrigen Statusreport.