Shenzhou 7: Ausstieg erfolgreich abgeschlossen

Als dritte Nation ist China seit 2003 in der Lage, Menschen mit eigener Technik in den Weltraum zu bringen. Die nächste Herausforderung, die Arbeit im freien Weltraum, geschützt durch einen Raumanzug, wurde heute ebenfalls erfolgreich bewältigt.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: CCTV, Xinhua, fpSpace.

VORBERICHT

NASA
Die Taikonauten erwartet ein ungehinderter und unglaublicher Ausblick. (Große Version: 1680 x 1050, 432 kB)
(Bild: NASA)

Nachdem gestern die Raumanzüge montiert und getestet wurden, schlossen die Taikonauten Zhai Zhigang und Liu Boming heute gegen 7:30 Uhr MESZ im Schleusenmodul die Luke zum Rückkehrmodul, in dem Jing Haipeng allein verblieb. Nach Überprüfung der Dichtheit stiegen Zhai und Liu in ihre Raumanzüge. Der chinesische Anzug besitzt 10 verschiedene Lagen, um den Raumfahrer zu schützen und hat eine Masse von etwa 120 kg.

Gegen 9:30 Uhr MESZ begann das Ablassen der Luft aus dem Schleusenmodul. Es wurden Livebilder sowohl aus dem Schleusenmodul als auch aus der Rückkehrkapsel gezeigt. Die 85 cm große Luke soll gegen 10:30 Uhr MESZ geöffnet werden. Zhai soll danach etwa eine halbe Stunde außenbords arbeiten. Dabei soll er ein an der Außenseite befestigtes Experiment demontieren und in das Raumschiff mitnehmen. Liu verbleibt derweil im entkomprimierten Schleusenmodul, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Er trägt im Unterschied zu Zhai einen bewährten Raumanzug russischer Bauart.

Vor den direkten Vorbereitungen des Ausstiegs wurde allen drei Taikonauten via Telemedizin eine gesunde physische Verfassung bescheinigt. Außerdem sicherte bzw. verstaute man alle losen Gegenstände im Schleusenmodul. Dieses wird komplett enthermetisiert. Flüssigkeiten, beispielsweise in offenen Speisebehältern, würden im luftleeren Raum sofort zu sieden beginnen.

LIVE
10:24 Uhr
Gerade wurde im CCTV gesagt, dass der Druck im Anzug 40 kPa beträgt. Das sind etwa 40% des normalen Luftdrucks auf der Erde von 101,3 kPa. Der Raumfahrer atmet demnach ein Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch mit jeweils etwa 50% Anteil. Der geringere Druck verbessert die Beweglichkeit des Anzuges. Zur Vorbereitung musste Zhai aber längere Zeit bereits dieses Gemisch atmen, um den zu viel im Blut gelösten Stickstoff aus dem Organismus zu bekommen. Andernfalls würde der Stickstoff Bläschen im Blut bilden, die Kapillaren verstopfen können, was eine lebensgefährliche Situation bedeutete.

10:32 Uhr
Zhai Zhegang meldet, dass er in guter Verfassung ist. Wichtige Lebensfunktionen der Taikonauten werden am Boden überwacht. Dazu trägt der Raumfahrer eine Reihe spezieller Sensoren. Vor drei Minuten waren kurz die Herztöne eines Taikonauten zu hören.

10:34 Uhr
Das Kommando erfolgt: „Luke öffnen!“

10:39 Uhr
Die Luke ist offen. Mehrere kleine Gegenstände fliegen mit der entweichenden Restluft davon.

10:42 Uhr
Die Luke ist arretiert. Zhai verlässt ganz langsam das Raumschiff. Der Raumanzug ist an seiner breitesten Stelle nur 2 cm schmaler als die Luke. Der 298. Ausstieg von Menschen ins All beginnt. Willkommen China!

10:46 Uhr
Nach ein paar bedeutsamen Worten hat Zhai das Raumschiff verlassen, zwei Sicherungsleinen befestigt und hangelt sich an der Außenseite entlang. Danach geht die Bildverbindung kurzzeitig verloren. Anschließend schaut auch Liu aus der Luke und überreicht Zhai eine chinesische Flagge, die dieser mehrmals schwenkt.

10:56 Uhr
Nach der Bergung eines kleinen Experimentes steigt Zhai zurück in das Raumschiff. Liu sorgt dabei dafür, dass die Versorgungsleitung nirgendwo eingeklemmt oder geknickt wird.

10:58 Uhr
Zhai Zhigang ist zurück im Schiff.

10:59 Uhr
Die Luke ist geschlossen. Der Ausstieg verlief erfolgreich. Er dauerte etwa 20 Minuten.

NACHBERICHT
Als Zhai in der geöffneten Luke „stand“ sagte er sinngemäß, er fühle sich gut, er grüße alle Menschen in seinem Land und in der Welt, sein Land setze Vertrauen in ihn und er und sein Team würden die Mission erfolgreich abschließen.

Auffällig war noch, dass Zhai beim Öffnen der Luke mehrmals ansetzen musste. Offenbar war der Innendruck noch so hoch, dass man sich ordentlich abstützen musste, um die Luke richtig öffnen zu können.

Liu Boming schaute mindestens bis zur Hüfte aus der Luke heraus, so dass sicherlich auch sein Einsatz als EVA gerechnet werden wird.

Das Experiment, das Zhai demontierte und Liu übergab, ist ein Materialexperiment. Die untersuchten Stoffe (Graphitschmiere) wurden etwa 40 Stunden den Temperatur- und Strahlungsbedingungen des offenen Raumes unmittelbar ausgesetzt. Die Demontage gestaltete sich einfach, da die Platine offenbar mittels Schnellverschluss gesichert war.

Zur Live-Übertragung von Bildern vom Ausstieg waren zwei Kameras an der Außenseite des Raumschiffes in Betrieb. Die Funkverbindung zur Erde wurde über verschiedene Stationen sichergestellt.

Das Wiederbefüllen des Schleusenmoduls aus speziellen Druckgasflaschen geschah in mehreren Schritten: 40 kPa, 80 kPa, 101 kPa. Vor und nach jedem Schritt wurden Dichtheitsmessungen vorgenommen.

Das modifizierte Orbitalmodul besitzt im Unterschied zu dem Varianten bei Shenzhou 5 und 6 keine Solarpaneele, keine Lageregelungstriebwerke und keine Subsysteme für einen unabhängigen Flug. Stattdessen sind außen fünf Gasflaschen, zwei Kameras, Handläufe und ein Subsatellit angebracht. Und natürlich gibt es eine Luke.

Der Subsatellit Tianniann 1 hat eine Masse von 40 kg und soll nach der EVA freigesetzt werden. Mit seiner Kamera sollen Aufnahmen des im Raum befindlichen Shenzhou-Raumschiffes angefertigt werden.

Kurz nach dem Wiedereinstieg zeigte eine Außenkamera einen wunderschönen Sonnenuntergang.

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