Segue 1 – die dunkelste Galaxie

Astronomen haben, u. a. durch Aufnahmen im Rahmen des Sloan Digital Sky Survey (SDSS), die bisher lichtschwächste Galaxie entdeckt. Dabei handelt es sich um eine Zwerggalaxie, deren Leuchtkraft nur der einiger Hundert Sterne entspricht.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist.

Die Galaxie trägt den Namen Segue 1 und gehört zu einer Gruppe von knapp zwei Dutzend Zwerggalaxien, die unsere Milchstraße umlaufen. Segue 1 findet man in der Nähe des Sagittarius-Stroms. Bisher wurden ihr ganze 24 Sterne zugeordnet, so wenig, dass man lange Zeit annahm, es handele sich lediglich um einen Kugelsternhaufen.
Weiterführende Beobachtungen durch Marla Geha von der Yale University legten dagegen nahe, dass es sich um eine kleine Galaxie handeln muss. Ihre Sterne bewegen sich zehnmal schneller, als es deren Masse und die dadurch verursachte Gravitation zuließen. Die Sterne müssen also von Dunkler Materie umgeben sein, welche die Sternengruppe vor der Auflösung bewahrt. Die Helligkeit von Segue 1 entspricht der von etwa 350 Sternen der Leuchtkraft unserer Sonne, ihre Masse muss aber mindestens 450.000 Mal so groß wie die der Sonne sein.

SDSS/Marla Geha
Links die Region in der Segue 1 zu finden ist, rechts wurden alle davor liegenden Sterne herausgerechnet.
(Bild: SDSS/Marla Geha)

Es existiert nur wenig Gas in der Galaxie, so dass man die fehlende Gravitation auf Dunkle Materie zurückführt. „Es ist die am stärksten von Dunkler Materie dominierte Galaxie im Universum“, sagte Marla Geha gegenüber dem New Scientist.

Segue 1 gehört zu einer größeren Gruppe erst kürzlich entdeckter Galaxien, in denen die Dunkle Materie 100 bis 1000-mal so viel Masse hat wie die sichtbare. Diese Entdeckung führte vor kurzem auch zu der Vermutung, es könne eine untere Grenze für die Masse einer Galaxie geben. In der Milchstraße hingegen liegt der Anteil der Dunklen Materie etwa bei 90%.

Wegen der vermutet hohen Konzentration an Dunkler Materie könnte Segue 1 in Zukunft ein besonders interessantes Untersuchungsobjekt werden. Man nimmt an, dass sich bestimmte Partikel der Dunklen Materie bei Kollisionen gegenseitig vernichten. Die dabei auftretende Gammastrahlung könnte man mit geeigneten Messinstrumenten nachweisen und damit Prognosen für die künftige Entwicklung solcher Zwerggalaxien aufstellen. Das vor wenigen Tagen gestartete Gammastrahlen-Weltraumteleskop Fermi (ehemals Glast) wäre dafür ideal.

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