Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße

Forscher beobachten einen rasenden Stern, der in unmittelbarer Nähe um das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis läuft.

Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching.

Dass im Zentrum unseres Milchstraßensystems ein supermassives Schwarzes Loch lauert, vermuten die Astronomen schon seit längerem. Jetzt ist einem internationalem Team unter der Leitung von Prof. Reinhard Genzel, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, ein überzeugender Beweis für diese Annahme gelungen: Die Forscher beobachteten einen Stern, der das galaktische Schwerkraftzentrum innerhalb von nur 15 Jahren umkreist, sich ihm bis zu 17 Lichtstunden annähert – das entspricht lediglich der dreifachen Distanz zwischen Sonne und Pluto – und dabei eine Geschwindigkeit von 18 Millionen Kilometern pro Stunde erreicht (Nature, 17. Oktober 2002). Diese neuen Messungen am „Very Large Telescope“ der Europäischen Südsternwarte (ESO) schließen damit mehrere andere Erklärungen für die zentrale Masse in der Milchstraße aus.

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Durch Aufnahmen des europäischen Very Large Telescope (VLT) in Südamerika konnte auf ein Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße geschlossen werden
(Bild: Max Planck Gesellschaft)

Die Milchstraße ist eine Spiralgalaxie und enthält mindestens 100 Milliarden Sonnen sowie Staub- und Gaswolken. Der Mittelpunkt dieses diskusförmigen Gebildes liegt – von der Erde aus gesehen – etwa 26.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Schütze (lat. Sagittarius, abgekürzt Sgr). Aus diesem Gebiet entspringt eine starke Radio- und Röntgenstrahlung. Die Quelle trägt die Bezeichnung SgrA* (sprich: „Sagittarius A Stern“). Optische Teleskope enthüllen in diesem Bereich Tausende Sterne, die sich in einem Volumen von nur einem Lichtjahr drängen – also innerhalb von rund 9,46 Billionen Kilometern. Doch stehen die Sterne dort nicht still: So, wie die Planeten die Sonne umrunden, laufen sie auf mehr oder weniger elliptischen Bahnen um ein unsichtbares Gravitationszentrum. Aus der Beobachtung dieser turbulenten Bewegungen haben die Astronomen schon vor einigen Jahren auf die Masse des zentralen Objekts geschlossen: Danach sollten innerhalb eines Raums von nur zehn Lichttagen Durchmesser rund drei Millionen Sonnenmassen konzentriert sein.

Die meisten Astronomen halten SgrA* für ein Schwarzes Loch – ein Objekt also, das auf engem Raum so dicht gepackt ist, dass nicht einmal Licht seinen Schwerkraftfesseln entkommt. Schwarze Löcher dienen auch zur Erklärung der Energieproduktion von Quasaren: Diese leuchtkräftigsten Objekte im Universum erzeugen bis zu über eine Billiarde (1015) Mal mehr Energie als unsere Sonne. Der Theorie zufolge speist sich die Strahlung eines Quasars aus dem „Absturz“ von Materie in ein gigantisches Schwarzes Loch mit einer Million bis zu mehreren Milliarden Sonnenmassen. Dabei erhitzt sich das gasförmige Material stark und sendet intensive Strahlung aus – quasi als „letzten Hilfeschrei“, bevor es hinter dem „Ereignishorizont“ aus der Raumzeit verschwindet.
Die vollständige Presseinformation zu den Entdeckungen des Max Planck Instituts finden Sie hier.

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