Abtrünnige Schwarze Löcher bewegen sich durch unsere Galaxie und verschlucken alles, was ihnen zu nahe kommt. Neue Berechnungen von Ryan O’Leary und Avi Loeb vom Harvard-Smithsonian Zentrum für Astrophysik (CfA) legen nahe, dass sich hunderte Schwarze Löcher aus der Zeit der Galaxienentstehung innerhalb der Milchstaße bewegen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: cfa.harvard.edu / Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
Die Erde ist nach den jüngsten Berechungen sicher: Das sich im geringesten Abstand zur Erde befindende Scharze Loch vermutet man in einer Entfernung von tausenden von Lichtjahren. Astronomen sind erpicht darauf, die Schwarzen Löcher in der Milchstraße aufzufinden, weil sie sich davon gravzusätzliche Erkenntnisse über die Milchstraße versprechen. Die Schwarzen Löcher sind Relikte aus der Vergangenheit der Galaxis, von ihnen gilt es, über die Geschichte der Milchstraße und der der Schwarzen Löcher im frühen Universum zu lernen.
Der Theorie zufolge waren die jetzt vagabundierenden Schwarzen Löcher früher im Zentrum kleiner, massearmer Galaxien (Protogalaxien) angeordnet. In einem Zeitraum von Milliarden von Jahren entstanden aus Kollisionen solcher kleiner Galaxien die großen Galaxien wie zum Beispiel unsere Milchstraße.
Immer wenn zwei Protogalaxien zusammenstießen, entstand aus deren Schwarzen Löchern eines, das während der Fusion durch die Abstrahlung gerichteter Gravitationswellen einen Rückstoß hatte erfahren können. Dieser wäre ausreichend gewesen, um das Schwarze Loch aus dem Bereich der kollidierten Galaxien herauszustoßen, aber nicht stark genug, um deren Nachbarschaft vollständig zu verlassen. Als Ergebnis ist zu erwarten, dass sich die entsprechenden Schwarzen Löcher (heute) in den äußeren Regionen des Halos unserer Milchstraße befinden.
Schwarze Löcher mit Massen vom Tausend- bis Einhunderttausendfachen unserer Sonne würden nach den Berechnungen zu hunderten die Außenregionen der Milchstraße bevölkern. Sie sind an sich schwierig zu beobachten, da sie nur dann selbst messbare Strahlung abgeben, wenn sie Masse aus ihrer unmittelbaren Umgebung akkretieren.
Möglicherweise werden diese Schwarzen Löcher an Sternenhaufen aus Sternen, die die Schwarzen Löcher beim Verlassen ihres Urspungskurses mit sich gerissen haben, zu erkennen sein. Da dies nur mit sehr wenigen, ganz in der Nähe befindlichen Sternen geschehen sein wird, könnte sich der resultierende Sternhaufen dem Beobachter als eine einzige Lichtquelle präsentieren. Am Spektrum würde sich erkennen lassen, ob das Licht von mehreren Sternen stammt.
Die Zahl der vagabundierenden Schwarzen Löcher in den Außenregionen der Milchstraße hängt davon ab, wie viele der in der Frühzeit kollidierten Protogalaxien in ihrem Zentrum ein Schwarzes Loch besaßen, und wie die Protogalaxien sich verbunden haben, um die Milchsstraße zu bilden.
Die Suche nach den vagabundierenden Schwarzen Löchern könnte durch den Leuchtturmeffekt der sie begleitenden Sternhaufen erleichtert werden. Solche Sternhaufen zu finden, sollte relativ unkompliziert sein. Die Entdeckung von sehr dichten Sternhaufen mit Schwarzen Löchern in den Außenregionen der Milchstraße könnte zur Begründung einer neuen Klasse astronomischer Objekte führen. Beginnen könnte die Suche in den Daten bereits existierender Himmelsdurchmusterungen, da man eine konkrete Vorstellung hat, wonach man sucht.
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