Auf der Erde ist Stehlen ein Verbrechen, aber beim Saturn ist es anscheinend ganz normal. Cassini wurde neulich Zeuge, wie Saturns Mond Prometheus einem seiner Ringe Materie geklaut hat.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA/JPL.
Der kleine, kartoffelförmige Mond wird auch „verdächtigt“, für einige Knicke in Saturns dünnem F-Ring verantwortlich zu sein, einem gewundenen, engen Ring, der von den beiden kleinen Monden Pandora und eben Prometheus flankiert wird. Der Materie-„Raub“ und das detaillierte Verhalten der Knoten wurde jetzt zum erstenmal überhaupt von Cassini beobachtet.
In dem Bild, das am 29. Oktober aufgenommen wurde, kann man sehen, dass Prometheus mit einem der fünf Einzelringe, die zusammen den F-Ring bilden, durch ein dünnes Band von Material verbunden ist. Offenbar fließt Materie aus dem Ring hinüber zu dem kleinen Mond. Auch zeigen die Ringe eine kleine Verformung, die zu Prometheus hin ausgerichtet ist.
Die Wissenschaftler sind nicht sicher, wie genau die Wechselwirkung zwischen Prometheus und dem F-Ring beschaffen ist, spekulieren aber, dass der Mond mit seiner Schwerkraft auf die Ringpartikel im Vorbeifliegen einen Bewegungsimpuls ausübt, der sie in einen etwas anderen Orbit um Saturn versetzt als den, in dem sie vor dem Vorbeiflug von Prometheus waren. Die Stärke dieses Impulses mag, über Prometheus‘ Umlaufbahn betrachtet, nicht ganz gleichmäßig verlaufen, möglicherweise bedingt durch Abweichungen des F-Rings von der Idealgeometrie des Kreises. Auch mag die aktuelle Stellung des Mondes, der ja nicht rund ist, also wohl auch ein unregelmäßiges Gravitationsfeld hat, zum Ring eine Rolle spielen. Alles in allem könnte dies dazu führen, dass Prometheus an manchen Stellen stärker als an anderen auf den Ring einwirkt und so die Knicke verursacht, ähnlich wie sein Gegenpart Pandora auf der anderen Seite des F-Ringes und überhaupt derartige „Hirtenmonde“.