Satelliten während COVID-19 bauen

In diesen beispiellosen Zeiten der COVID-19-Abriegelungen stellt der Versuch zu arbeiten, uns alle vor große Herausforderungen. Für diejenigen, die es können, ist das Arbeiten aus der Ferne jetzt oft der Normalfall, aber das ist natürlich nicht für alle möglich. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).

Quelle: ESA.

Man könnte annehmen, dass Bau und Tests von Satelliten wie in vielen anderen Industriezweigen auf Eis gelegt wurden, aber Ingenieure und Wissenschaftler finden Wege, um die bevorstehenden europäischen Satellitenmissionen weiter vorzubereiten, so wie die nächsten Copernicus-Sentinels.

Sentinel-6/Jason-CS (Bild: ESA/ATG medialab)

So wird zum Beispiel der Satellit Copernicus Sentinel-6 mit dem Namen Michael Freilich, dessen Start noch für Ende dieses Jahres geplant ist, derzeit getestet, um sicherzustellen, dass er den Strapazen des Starts, während seines Einsatzes in der Erdumlaufbahn und der rauen Umgebung des Weltraums standhalten wird.

Der neue Satellit wird die Rolle einer Referenzmission übernehmen, um kritische Daten für die Langzeitaufzeichnung von Höhenmessungen der Meeresoberfläche zu liefern.

Als eine der schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels steigt der globale Meeresspiegel – und gefährdet damit Millionen von Menschen. Es ist unerlässlich, die sich verändernde Höhe der Meeresoberfläche weiter zu messen, um diesen besorgniserregenden Trend zu überwachen, damit Entscheidungsträger geeignete Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ergreifen können.

Die durch die COVID-19-Krise auferlegten Einschränkungen bedeuten, dass sich weit weniger Ingenieure im Reinraum befinden, die den Satelliten im Zentrum der IABG bei München in Deutschland testen.

Arbeiten an Copernicus Sentinel-6 (Bild: Airbus Defence and Space)
Arbeiten an Copernicus Sentinel-6 (Bild: Airbus Defence and Space)

Pierrik Vuilleumier, Projektleiter der ESA-Mission Copernicus Sentinel-6, sagte: „Die gegenwärtige Situation hat dazu geführt, dass viele von uns die Testkampagne aus der Ferne verfolgen müssen. Da es sich um eine internationale Mission handelt, sind die Menschen über Europa und die USA verstreut.“

„Bemerkenswerterweise haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht, indem wir die akustischen Vibrationstests abgeschlossen haben, die die lärmintensive Umgebung beim Start und Aufstieg durch die Atmosphäre simulieren. Dies zeigt, dass das Team trotz der schwierigen Umstände entschlossen ist, den Starttermin im November einzuhalten.“

Copernicus Sentinel-6 steht nun für die nächste Testreihe bereit, zu der auch die Tests zur elektromagnetischen Verträglichkeit gehören. Wenn diese Tests abgeschlossen sind, wird er Ende September zur Vandenberg Air Force Base in Kalifornien transportiert, wo er mit einer von der NASA zur Verfügung gestellten Space-X Falcon 9-Rakete starten wird.

Der Sentinel-6 Michael Freilich wird gemeinsam von der ESA, NASA, EUMETSAT und der National Oceanic and Atmospheric Administration, mit Unterstützung des Centre National d’Etudes Spatiales entwickelt.

Trotz der schärferen Maßnahmen durch COVID-19 wurde auch ein weiterer Erfolg erzielt – diesmal für den Copernicus-Satelliten Sentinel-3D, der von Thales Alenia Space in Rom nach Cannes transportiert wurde.

Copernicus Sentinel-3D trifft in Cannes ein. (Bild: Thales Alenia Space)
Copernicus Sentinel-3D trifft in Cannes ein. (Bild: Thales Alenia Space)

Derzeit befinden sich zwei Sentinel-3-Satelliten im Orbit: Sentinel-3A und Sentinel-3B. Sie arbeiten als Paar, um Ozeane, Landmassen, Eis und Atmosphäre der Erde systematisch zu messen, um die große globale Dynamik zu beobachten und zu verstehen und um wichtige Informationen in Beinahe-Echtzeit für Meeres- und Wettervorhersagen zu liefern.

Um die Kontinuität zu gewährleisten, werden sie schließlich durch Sentinel-3C und Sentinel-3D ersetzt werden. Daher wird an der Vorbereitung dieser nächsten Satelliten gearbeitet.

Nic Mardle, ESA-Projektleiterin für Copernicus Sentinel-3, sagte: „Zu Beginn der Restriktionen arbeitete das Thales-Team in Italien besonders hart daran, alles für Sentinel-3D fertigzustellen, bevor eine vollständige Sperre verhängt wurde. Einzelne Schichten ohne Übergabe erlaubten es zwei Teams, die Arbeit an dem Satelliten fortzusetzen, ohne sich gegenseitig zu infizieren.“

„Sie waren fast fertig, als die vollständige Schließung der Anlagen angekündigt wurde, aber das hielt die Thales-Teams in Italien und Frankreich und uns bei der ESA nicht ab, denn wir alle arbeiteten aus der Distanz weiter, um durch das so wichtige ‚Delivery Review Board‘ (Ausschuss zur Überprüfung der Lieferung) zu kommen.

Sobald die Einrichtungen von Thales wieder zugänglich waren, schlossen die Teams die wenigen letzten Aktivitäten ab, einschließlich der Verpackungs- und Versandvorbereitungen, und erhielten die notwendigen Genehmigungen der italienischen und französischen Regierung, so dass die Satellitenplattform auf der Straße von Italien nach Frankreich transportiert werden konnte.

Copernicus Sentinel-3 über der Erde - künstlerische Darstellung (Bild: ESA/ATG medialab)
Copernicus Sentinel-3 über der Erde – künstlerische Darstellung (Bild: ESA/ATG medialab)

Sentinel-3D kam in der Nacht vom 21. April sicher in den Einrichtungen in Cannes an und wurde vom dortigen Thales-Alenia-Team mit der Fernunterstützung ihrer Kollegen in Rom ausgepackt.“

Nic fügte hinzu: „Die Aktivitäten sind in dieser Zeit definitiv komplizierter, aber alle Teams arbeiten zusammen, um die Fortführung des Programms auf die effizienteste und pragmatischste Weise zu erleichtern und Lösungen für die neuen Probleme zu finden, die durch die Auswirkungen des Virus verursacht wurden, während gleichzeitig sichergestellt wird, dass die Gesundheit und Sicherheit der beteiligten Teams gewährleistet ist.“

Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, sagte: „Alle arbeiten unter extrem schwierigen Bedingungen, und ich freue mich wirklich, dass die Arbeit zur Vorbereitung zahlreicher neuer Missionen fortgesetzt wird.

Dies ist nicht nur wichtig, um die Kontinuität der Messungen unseres Planeten aus dem Weltraum zu gewährleisten, um Umweltveränderungen, die sich weltweit auf die Gesellschaft auswirken, zu verstehen und zu beobachten, sondern wir müssen auch immer wieder neue Weltraumtechnologien für die Zukunft demonstrieren. Und da sich COVID-19 so stark auf die Wirtschaft auswirkt, unternehmen wir alle Anstrengungen, um die Raumfahrtindustrie und nachgelagerte Unternehmen im Geschäft zu halten.“

Über die Copernicus-Sentinels
Die Copernicus-Sentinels sind eine Satelliten-Flotte der EU und liefern eine Fülle an Daten und Bildern, die für das Umweltprogramm Copernicus der Europäischen Union von zentraler Bedeutung sind. Die Europäische Kommission leitet und koordiniert dieses Programm, um den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt zu verbessern und so täglich Leben zu schützen. Die ESA ist für die Weltraumkomponente verantwortlich, und entwickelt im Auftrag der Europäischen Union die Familie der Copernicus-Sentinel-Satelliten und stellt den Datenfluss für die Copernicus-Dienste sicher, während der Betrieb der Copernicus-Sentinel-Satelliten der ESA und EUMETSAT übertragen wurde.

Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:

Nach oben scrollen