Russlands Erdbeobachter Resurs-P 1 jetzt als Trümmerquelle

Der russische, im Juni 2013 gestartete Erdbeobachtungssatellit Resurs-P 1 erweist sich als weitere Quelle von Weltraumschrott. Am 27. Juni 2024 wurde bekannt, dass eine Reihe von Trümmern des Satelliten beobachtet worden sind.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quellen: LeoLabs, NASA, spacecom.mil.

Resurs-P 1 – Illustration (Bild: ZSKB Progress )

Nach Angaben eines Zentrums für Raumfahrtaktivitäten des US-amerikanischen Militärs (U.S Space Command (USSPACECOM)) habe Resurs-P 1 gegen 16:00 Uhr UTC am 26. Juni 2024 mehr als 100 beobachtbare Objekte freigesetzt.

LeoLabs, ein Privatunternehmen, das sich mit der Bahnverfolgung von um die Erde ziehenden Objekten beschäftigt, berichtete, dass es zwischen 13:05 Uhr UTC am 26. Juni 2024 und 00:51 Uhr UTC am 27. Juni 2024 bei Resurs-P 1 zu einem trümmergenerierenden Ereignis gekommen sein müsse.

Laut LeoLabs seien es mittlerweile mindestens 180 Objekte, die man Resurs-P 1 zuordnen können. Hinsichtlich des Auslösers für das Freisetzungsereignis legten sich die LeoLabs nicht fest. In Frage kommen z.B. Ursachen, die in Konstruktion und Funktionalität des Satelliten begründet liegen, als auch solche äußerer Einwirkungen wie Treffer durch Weltraumschrott oder Meteoridenmaterial.

Möglicherweise erfolgte bei Einsatzende von Resurs-P 1 keine angemessene Passivierung, oder sie konnte nicht abgeschlossen werden. Eine erfolgreiche Passivierung hilft, Explosionsereignisse zu vermeiden, bei denen Weltraumschrott entsteht, welcher dann eine konkrete Gefahr für andere Raumfahrzeuge darstellt. Bei einer wünschenswerten Passivierung werden Tanks und Leitungen eines Raumfahrzeugs von übriggebliebenem Treibstoff und Druckgasen befreit, Akkumulatoren von ihrer Stromversorgung getrennt und entladen, sowie vorher nicht benutzte redundante pyrotechnische Komponenten – das können zum Beispiel Ventile sein – ausgelöst. Ob das im Betriebsplan von Resurs-P 1 überhaupt so vorgesehen war, ist dem Autor nicht bekannt.

Resurs-P 1 umkreiste nach Bahnzirkularisierung mit seinem Bordantrieb die Erde auf einer annähernd sonnensynchronen, um 97,28 Grad gegen den Äquator geneigten Bahn in Höhen zwischen 470 und 480 km. Das Raumfahrzeug mit einer Anfangsmasse von rund 6.570 kg diente insbesondere der Erfassung hochauflösender Detail- und Übersichtsaufnahmen der Erdoberfläche, der Erzeugung stereoskopischer, dreidimensionaler Bilddaten und der Gewinnung von Multispektralaufnahmen.

Der aktive Einsatz von Resurs-P 1 endete Ende 2021. Die Bahnhöhe über der Erde nimmt seitdem ab. Zum Zeitpunkt des trümmerfreisetzenden Ereignisses befand sich der Satellit auf einer Bahn in Höhen zwischen 350 und 370 km über der Erde.

Für die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS scheint sich keine dauerhafte Gefährdung ergeben zu haben. Zunächst hatten die einzelnen Besatzungsmitglieder ihre Sicherheitspositionen in den jeweiligen angekoppelten Raumfahrzeugen eingenommen, durften diese nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA jedoch nach rund einer Stunde wieder verlassen.

Resurs-P 1 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.186 bzw. als COSPAR-Objekt 2013-030A.

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