Eine ehemalige Interkontinental-Rakete brachte heute gleich neun Mini-Satelliten auf einen Schlag ins All. Geholfen hat auch deutsche Technik.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: eurockot.com.
Eine russische Trägerrakete des Typs Rockot brachte heute gleich neun Satelliten auf einmal ins All. Der Lift-off erfolgte problemlos um 17:15 Uhr MESZ von russischen Weltraumbahnhof Plessetzk im Norden des Landes aus. An Bord befanden sich neben acht Kleinsatelliten auch ein Technologie-Demonstrator als neunte Nutzlast des Trägers. Die Hauptnutzlast besteht aus dem tschechischen Mimosa-Satelliten und dem kanadischen Projekt Most. Hinzu kommt eine Reihe so genannter Nano-Satelliten, darunter die japanischen Geräte Cubesat und Cute-1, der kanadische Can X-1, der dänische AAU sowie DTUSat und der amerikanische Satellit QuakeSat. Erstmals brachte der Rockot-Träger damit auch Nutzlasten in einen sonnensynchronen Orbit von 820 Kilometern. Ein russischer Massen-Frequenz-Simulator verblieb auf der Oberstufe vom Typ Breeze (russisch „Bris“). Selbige ist eine Gemeinschafts-Entwicklung des europäischen Aerospace-Konzerns EADS und dem russischen Raketenhersteller Chrunitschew, welche die Rockot als Joint-Venture namens Eurockot vermarkten.
Bei der Rockot handelt es sich um eine wahrlich außergewöhnliche Trägerrakete: bekannt geworden als SL-19 und konzipiert als silogestützte Interkontinental-Rakete wurde sie in Folge des Start-2-Abkommens mit den USA ausgemustert. Ab 1989 wurde begonnen, die reichlichen Restbestände als leichte Trägerraketen umzurüsten und es entstand die Rokot. Vom militärischen Grundmodell unterscheidet sie sich lediglich durch eine größere Nutzlast-Verkleidung und die stärkere Oberstufe Breeze-K (später: Breeze KM). Gestartet wird sie aus Silos heraus, wie sich auf den russischen Kosmodromen noch immer reichlich vorhanden sind, doch auch normale Rampenstarts sind möglich. Seit 1995 steht sie internationalen Kunden zum Start kleiner und leichter Nutzlasten zur Verfügung. Die Vorteile liegen auf der Hand: genutzt wird vorhandene Technik, die lediglich minimaler Umrüstung bedarf. Die Fähigkeit, wie bei dem aktuellen Flug gleich mehrere Satelliten mit einem Mal ins All zu bringen, macht sie für den Markt der Weltraumstarts interessant. Die Flugkontrolle übernehmen übrigens noch immer die Raketentruppen Russland.
Der heutige Start bewies vor allem die Leistungsfähigkeit und das Potential der Rockot in Kombination mit der Oberstufe Breeze-K, wie sie mittlerweile auch in Proton-Raketen zum Einsatz kommt. Die zweistufige Rakete soll im Oktober ihre neue Mission bestreiten. Für weitere Missionen verfügt Chrunitschew über mindestens zehn weitere Raketen des Typs Rockot.