Gestern wurde ein weiterer Außeneinsatz, der letzte geplante in diesem Jahr, am russischen Segment durchgeführt. Die Kosmonauten Alexander Samokutjajew und Sergej Wolkow verließen für mehr als sechs Stunden die schützende Raumstation und verrichteten Arbeiten zur weiteren Ausrüstung und dem Ausbau dieses Stationsteils.
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roskosmos.
Vorbereitend auf den Einsatz führten Alexander Samokutjajew und Sergej Wolkow am 1. August einen Test der russischen Orlan-MK-Raumanzüge durch. Unterstützt wurden sie dabei von Michael Fossum. Bei diesem Testlauf im Kopplungs- und Schleusenmodul Pirs wurden etliche Funktionen, wie die der Kommunikationsanlagen, Dichtigkeit, Beweglichkeit, Überwachung der Biodatenübertragung sowie Funktionen der US-Kameras geprüft. Beide trugen, wie auch beim direkten Ausstieg, Raumanzüge mit blauen Streifen. Bereits in der letzten Woche wurden die Luken von Progress-M 10M geschlossen und der Raumfrachter zum Abdocken bereit gemacht. Das ist nötig, um das Kopplungs- und Schleusenmodul Pirs während der Außenbordarbeit als Luftschleuse nutzen zu können. Progress-M 10M müsste die ISS zeitiger als geplant verlassen, sollte es nicht gelingen, Pirs nach dem Ausstieg wieder unter Druck zu setzen. Ein Zugang zum Raumfrachter wäre dann nicht mehr möglich und seine Mission somit erfüllt.
In Vorbereitung auf den Ausstieg begaben sich Kommandant Andrej Borisjenko und Flugingenieur Ronald Garan gestern in das Docking- und Schleusenmodul Poisk (MIM 2) und schlossen dort die Luken zum Transfertunnel von Swesda. Dies war notwendig, damit sie während des Außenbordeinsatzes Zugang zu ihrem Raumschiff Sojus-TMA 21 haben und der Transfertunnel von Swesda als Notluftschleuse genutzt werden kann. Gesetzt den Fall, dass das Schleusenmodul Pirs (DC 1) aus einem technischen Grund nicht wieder unter Druck gesetzt werden kann, wäre diese Notluftschleuse zum Einsatz gekommen. Diesmal blieb der Transfertunnel (wie bisher immer) jedoch druckbeaufschlagt. Michael Fossum und Satoshi Furukawa hingegen konnten im amerikanischen Segment der Station verbleiben, da sie von dort Zugang zu ihrem Rückkehrraumschiff Sojus-TMA 02M hatten.
Etwas später als geplant, um 16:50 Uhr unserer Zeit, öffnete sich die Ausstiegsluke von Pirs und die beiden Raumfahrer schwebten aus der Station. Sogleich wurde die erste Aufgabe begonnen, der Minisatellit „Kedr“ wurde aktiviert und sollte ausgesetzt werden. Da es einige Probleme mit einer Antenne des Satelliten gab, wurde diese Aufgabe vorläufig gestoppt und „Kedr“ an Pirs gesichert. Die zweite Aufgabe der beiden Außenarbeiter war es, eine Apparatur für Laser-basierte Hochleistungsübertragungen von bis zu 100 Megabytes pro Sekunde an Swesda zu montieren. Sie wurde auf einer universalen Arbeitsplattform hinter den Solarzellen montiert und soll zukünftig Daten russischer Wissenschaftsexperimente zur Erde übertragen. Pro Überflug könnten damit bis zu 3 GB ausgetauscht werden.
Die nächste Tätigkeit betraf eine Antenne, welche mit zu niedriger Leistung arbeitete. Davon wurden einige Fotos angefertigt, um den Ingenieuren am Boden die Suche nach einer Lösung des Problems zu erleichtern. Anschließend sollte eine Antenne des KURS-Systems demontiert werden, dies wurde jedoch aus Zeitgründen verschoben.
Nach Klärung der Probleme mit einer der beiden Antennen des Minisatelliten „Kedr“ wurde dieser um 20:42 Uhr MESZ ausgesetzt und entfernte sich nach hinten, unten von der ISS. Dieser kleine Satellit, auch als Earth Artificial Satellite (EAS) bezeichnet, wiegt 30 Kilogramm und hat die Abmaße 550 x 550 x 400 mm. Er wurde nach dem Funkrufzeichen Juri Gagarins benannt. Die anschließende Flugkontrolle wird ein Verbund von Funkamateurstationen durchführen, das Amateurfunk-Rufzeichen von „Kedr“ ist RS1S. Der im Rahmen eines UNESCO-Programms von Studenten entworfene Satellit soll auf der Amateurfunkfrequenz 145.95 MHz an die 25 Grußbotschaften in 15 Sprachen, etliche Fotos und wissenschaftliche Daten versenden. Die Hauptaufgabe des heutigen Einsatzes bestand darin, den ersten der beiden STRELA-Teleskoparme von Pirs nach Poisk zu versetzen. Dies wird nötig, da das Kopplungs- und Schleusenmodul Pirs im nächsten Jahr durch das neue russische Labormodul Naúka (sprich Na-u-ka) ersetzt werden soll. Da man zu diesem Zeitpunkt zu weit hinter dem Zeitplan lag, musste diese dreistündige Aktivität gestrichen und auf einen nächsten Einsatz verschoben werden.
Dafür kam die Demontage der KURS-Antenne erneut ins Programm, welche bei der Kopplung des Poisk-Moduls im November 2009 genutzt wurde. Diese Antenne wird nun nicht mehr benötigt und wurde in die ISS gebracht. Von dem russischen Materialexperiment SKK-1 wurden nun einige Fotos zu Dokumentationszwecken angefertigt, auch von einigen Außenpaneelen an Sarja wurden Bilder geschossen. Den Abschluss dieses Außeneinsatzes bildete die Montage des Experimentes BioRisk. Dabei werden drei Zylinder auf einer Plattform an einen Handlauf von Pirs befestigt. Damit sollen die Wirkungen von Mikroben auf Raumfahrzeugstrukturen mit dem Einfluss von Sonnenstrahlung auf diesen Prozess untersucht werden. Kurz vor dem Einschleusen fertigten die beiden Kosmonauten noch einige Fotos von freischwebenden Portraits der Raumfahrtgrößen Juri Gagarin, Sergej Koroljow und Konstantin Ziolkowski an. Nach 6 Stunden und 23 Minuten endete dieser 29. russische Außeneinsatz an der ISS um 23:13 Uhr MESZ. Beide Kosmonauten kehrten wohlbehalten, aber erschöpft, in die ISS zurück. Es war der erste Weltraumausstieg für Alexander Samokutjajew, Sergej Wolkow war zuvor bereits zweimal im freien Raum.
Mittlere Bahnhöhe der ISS am 02.08.2011:386,8 km bei einem Höhenverlust von rund 40 Metern in den letzten 24 Stunden
Zukünftige Ereignisse:
- 23. August, Progress-M 11M verlässt die ISS
- 26. August, Progress-M 12M erreicht die ISS
- 31. August, Bahnanhebung durch Progress-M 12M
- 08. September, Sojus-TMA 21 verlässt die ISS
Raumcon: