Roskosmos ruft Breeze-M-Oberstufen zurück

Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ruft ein komplettes Produktionslos von Raketenoberstufen des Typs Breeze-M des Lieferanten Chrunitschew zurück. Ein Fehler bei der Herstellung einer solchen Stufe soll am 6. August 2012 zum Versagen bei der Mission mit den Kommunikationssatelliten Express-MD 2 und Telkom 3 geführt haben. Letztere strandeten in unbrauchbaren Umlaufbahnen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ILS, RIAN, Raumfahrer.net. Vertont von Peter Rittinger.

Chrunitschew
Breeze-M-Oberstufe
(Bild: Chrunitschew)

Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete am 10. September 2012, dass der Leiter von Roskosmos, Wladimir Popowkin, die Rückrufaktion am gleichen Tag angekündigt habe. Die Entscheidung für die Rückrufaktion sei gefallen, damit man alle Stufen des Produktionsloses, zu dem die Stufe, die am 6. August 2012 versagte, gehörte, auseinander nehmen und intensiv untersuchen könne.

Zu einem früheren Zeitpunkt hatte Popowkin geäußert, das Versagen am 6. August sei durch eine fehlerhafte Treibstoffleitung verursacht worden. Nach der zweiten Brennphase der Breeze-M-Oberstufe sei der Druck in der Stufe schnell gefallen, und ihre Lage im Raum nicht mehr stabil gewesen. Laut Popowkin ist es zu 100 Prozent sicher, dass ein Herstellungsfehler vorliegt.

Bei der Rückrufaktion handelt es sich um einen für die Raumfahrtbranche eher seltenen Vorgang. Zu dieser Maßnahme dürfte man sich unter anderem deswegen entschlossen haben, weil der Ruf der Proton-Rakete als ausreichend zuverlässiges Gerät zum Transport insbesondere von großen Kommunikationssatelliten auf dem Spiel steht. Rund ein Jahr vor dem Versagen bei der Mission mit Express-MD 2 und Telkom 3 war es einer Rakete vom gleichen Typ am 17. August 2011 nicht gelungen, Express-AM 4 auf der vorgesehenen Erdumlaufbahn abzusetzen.

Angesichts dieser und anderer Versager – es sei hier nur an das unrühmliche Ende der russischen Marsmond-Mission Fobos-Grunt erinnert – ist in Russland wieder von einer Reform der dortigen Raumfahrtindustrie die Rede. Eine solche Reform könnte 2016 abgeschlossen werden, glaubt Popowkin nach Angaben von RIA Nowosti.

Den nächsten erfolgreichen Flug einer Breeze-M wünscht man sich für den 14. Oktober 2012. Denn dann soll eine solche Oberstufe nach dem Start auf einer Proton-M-Rakete den Kommunikationssatelliten Intelsat 23 nach vier Brennphasen im richtigen kreisförmigen Orbit in 37.180 km Höhe über der Erde aussetzen. Wir drücken die Daumen!

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