Rosetta in Tiefschlafmodus versetzt

Die europäische Sonde Rosetta, die auf dem Weg zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist, wurde gestern, am 8. Juni 2011, in einen 31 Monate andauernden Tiefschlafmodus versetzt.

Erstellt von Oliver Karger & Simon Plasger. Quelle: ESA. Vertont von Peter Rittinger.

Während dieser langen Etappe der insgesamt etwa ein Jahrzehnt dauernden Mission zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko sollen vor allem Ressourcen gespart werden. „Rosetta entfernt sich immer weiter von der Sonne, so dass einfach nicht mehr genügend Energie vorhanden ist, um die Systeme zu betreiben“, so Paolo Ferri, Leiter der Abteilung für Solare und Planetare Missionsoperationen am Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. Später, wenn Rosetta bei 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ankommt, befindet sie sich wieder näher an der Sonne.

Künstlerische Darstellung der Kometensonde Rosetta auf dem langem Flug zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko.
(Bild: ESA)
Künstlerische Darstellung der Kometensonde Rosetta auf dem
langem Flug zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko.
(Bild: ESA)

Bis auf den Hauptcomputer und einige Heizelemente wurden für die Schlafperiode alle Systeme ausgeschaltet. Die Heizelemente werden im Verlauf des Flugs jedoch automatisch in periodischen Abständen eingeschaltet, damit alle weiteren Systeme nicht unterkühlen oder gar einfrieren. Hier wird besonderes Augenmerk auf die Antriebssysteme und die Treibstoffzuleitungen gelegt.

Vor dem Senden des Ruhezustandkommandos wurde Rosetta derart orientiert, dass die Solarzellen permanent zur Sonne ausgerichtet sind. Zudem wurde die Sonde leicht in Rotation versetzt, um eine stabile Lage im Raum zu gewährleisten. Bereits im März wurden sämtliche wissenschaftlichen Instrumente heruntergefahren. Im April und Mai sind die Solarpanelle eingehend getestet worden, um sicherzustellen, dass über die kommenden Monate auch genügend Energie zur Verfügung steht.

Das Fenster für den Tiefschlafmodus öffnete sich am 8. Juni, konnte also gleich im ersten Versuch genutzt werden. Um eventuell auftretende Probleme bereits im Voraus zu erkennen und dann auch ausschließen zu können, sind an einem Prototyp der Rosetta-Sonde alle notwendigen Operationen sechs Stunden vor dem finalen Kommando im All simuliert worden. Wären hierbei Schwierigkeiten aufgetreten, hätte das Senden des Kommandos um eine Woche verschoben werden können, so Paolo Ferri. „Ist das Schlafkommando einmal gesendet, wird von der Bodenstation in Darmstadt bis 2014 kein Signal mehr zur Sonde geschickt“, so Paolo Ferri weiter. Allein ein einfacher Computertimer zählt die 136 Wochen dauernde Schlafperiode, um Rosetta am 20. Januar 2014 pünktlich um 10 Uhr UTC wieder zu wecken. Sieben Stunden später wird ein Testsignal zur Bodenstation gesendet, um den Missionsverantwortlichen zu signalisieren, dass die Sonde betriebsbereit ist. Von Kontrollzentrum in Darmstadt aus wird Rosetta dann wieder in einen betriebsbereiten Zustand versetzt und der Anflug auf den Zielkometen beginnt.

Am 22. Mai 2014 soll 67P/Tschurjumow-Gerasimenko erreicht werden, woraufhin nach dem Rendezvous und dem Einschwenken in einen Orbit um den Kometen die genauere wissenschaftliche Untersuchung beginnen wird. Am 10. Dezember desselben Jahres soll dann, nachdem die Oberfläche des Kometen ausführlich kartographiert wurde, die Landesonde Philae auf dem Himmelskörper aufsetzen. Der Lander soll unter anderem Bodenproben des Kometenkerns analysieren. Nach etwas mehr als anderthalb Jahren Forschung wird die Mission im Dezember 2015 nach bisherigen Planungen beendet werden.

Rosetta wurde am 2. März 2004 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französische-Guayana auf einer Ariana 5G+ gestartet und hat neben drei Erd- und einer Marspassage zum Schwungholen bereits Vorbeiflüge an den beiden Asteroiden Šteins im Jahr 2008 und Lutetia im Jahr 2010 hinter sich. Von diesen hat sie Fotos angefertigt und sie auch mit anderen Instrumenten untersucht.

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