Rosetta: Erfolgreicher Vorbeiflug an der Erde

Zum zweiten Mal seit dem Start der europäischen Kometensonde Rosetta im Februar 2004 wurde vorgestern planmäßig ein Vorbeiflug an der Erde absolviert. Bei dieser Gelegenheit wurden mehrere Instrumente der Raumsonde eingeschaltet, um sie testen und kalibrieren zu können – und um ganz nebenbei ein paar beeindruckende Aufnahmen des Erde-Mond-Systems anzufertigen.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

Rosetta -Aufnahme der Erde.
(Foto: ESA)

Von Beginn der Mission an stand fest, dass trotz des Einsatzes der leistungsstarken europäischen Trägerrakete Ariane 5 menschliche Technik allein das Erreichen des Ziels nicht ermöglichen würde: Zu groß ist die Geschwindigkeit, mit der sich 67P/Churyumov-Gerasimenko – so der für Mitteleuropäer zungenbrecherisch anmutende Name des Zielkometen – durch das Sonnensystem bewegt. Eine erstmals von der Venus-Sonde Mariner 10 im Jahr 1973 auf dem Weg zum Merkur praktizierte Möglichkeit der Kurskorrektur, ist der nahe Vorbeiflug an massereichen Himmelskörpern. Dadurch kann einerseits die Flugrichtung einer Raumsonde durch Ausnutzung der Schwerkraft des Planeten stärker verändert werden, als ihr dies alleine mit den eigenen, recht schwachen und wenig ausdauernden Triebwerken möglich wäre. Zum anderen kann bei einem solchen nahen Vorbeiflug – oder „Swing-By-Manöver“, wie der Fachterminus hierfür lautet – auch die Geschwindigkeit der Raumsonde enorm verändert werden.

Auf ihrer zehnjährigen Reise zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko sind für die Raumsonde Rosetta insgesamt vier solcher Swing-By-Manöver eingeplant, drei an der Erde und eines am Mars. Nach März 2005 (Erdvorbeiflug) und Februar 2007 (Marsvorbeiflug) stand am 13. November erneut ein naher Vorbeiflug an der Erde auf dem Programm. Das erste Swing-By-Manöver diente vorrangig der Änderung der Flugbahn von Rosetta, das zweite Manöver beim Mars der Abbremsung der Raumsonde, damit sie die Erde erneut erreichen konnte, und der jetzt stattgefundene Vorbeiflug diente neben einer geringfügigen Kursänderung vor allem der Erhöhung der Fluggeschwindigkeit relativ zur Sonne.

Genau um 21.57 Uhr (MEZ) war es dann soweit: Nach etwas über drei Milliarden Kilometern seit dem Start zurückgelegter Reisestrecke flog Rosetta gerade einmal 5.295 Kilometer über die weiten Flächen des rauen Südpazifiks hinweg – deutlich innerhalb der geostationären Umlaufbahn irdischer Kommunikations- und Wettersatelliten in knapp 35.800 Kilometern Höhe. Für chilenische Fischer und andere möglicherweise an diesem Ereignis interessierte Beobachter war Rosetta jedoch nicht sichtbar, da der Zeitpunkt der größten Annäherung der Sonde an die Erde in diesen Längengeraden am Nachmittag lag.

Nach dem mit einer Geschwindigkeit von etwa 45.000 km/h (relativ zur Erde) erfolgten Vorbeiflug und den ersten Fotoaufnahmen von Erde und Mond wird Rosetta auf dem Weg in das äußere Sonnensystem in den kommenden Tagen bis zum 20. November noch mehrmals Bilder vom Erde-Mond-System anfertigen. Erste Aufnahmen unseres Planeten, die von der Raumsonde seit dem 7. November gemacht worden sind, wurden von der europäischen Raumfahrtagentur ESA bereits im Internet veröffentlicht.

Einmal noch wird Rosetta auf ihrer langen Reise der Erde einen kurzen Besuch abstatten: In genau zwei Jahren wird der dritte und letzte Vorbeiflug an der Erde erfolgen, bevor es in die lange Zielgerade geht. Immerhin knapp fünf Jahre lang wird der Kometenkundschafter dann noch antriebslos durch das Sonnensystem treiben, bis im Mai 2015 endlich das Ziel erreicht sein wird.

Unterbrochen wird die lange Zeitspanne bis zur Ankunft nur durch zwei Vorbeiflüge an den Asteroiden „2867 Steins“ (ca. 10 Kilometer Durchmesser) im September 2008 und „21 Lutetia“ (ca. 100 Kilometer Durchmesser) im Juli 2010. Beide Asteroiden sind Mitglieder des zwischen Mars und Jupiter liegenden Asteroidengürtels, den Rosetta während der Mission zwei Mal durchfliegt.

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