Rogue One: A Star Wars Story?

Das Ende der Unschuld – oder – Der Traum vom schönen Märchen ist zerplatzt. Den aktuellen Film aus dem Star Wars-Universum hat Andreas Weise gesehen und ist nicht amüsiert.

Erstellt von Andreas Weise. Quelle: Kinobesuch

Lieblingskino des Autors
(Bild: A. Weise)
Lieblingskino des Autors
(Bild: A. Weise)

Was ist das nur für ein Film? Ein echter Star Wars? Die Unterschrift „A Star Wars Story“ lässt vermuten: Es sollte ein eigenständiger Film sein, der „nur“ im Star Wars-Universum spielt. Nein! Nach meiner Meinung war das gar nichts!

Disney hatte angekündigt, Filme außerhalb der üblichen Star Wars-Saga zu drehen. Aber ob das der Geschlossenheit der eigentlichen Geschichte hilfreich ist, darf bezweifelt werden. Diese „Eigenständigkeit“ kann ein Gesamtwerk kaputt machen. Wo Star Wars drauf steht, sollte auch Star Wars drin sein.

Vor über 35 Jahren droschen die nie ganz verstummenden politideologischen Kritiker mit ihren Vorurteilen auf die Star Wars-Saga ein. Sie sei ein kriegsverherrlichendes Machwerk. Das war in der Hochzeit des Kalten Krieges.

An diesem Möchtegern-Star Wars-Film vom Dezember 2016 hätten sie ihre wahre Freude gehabt, denn es wurde nur geballert. Man kam sich teilweise vor wie im Demo-Modus eines Egoshooter-Computerspiels.

Die Handlung ist ein einziges Gemetzel. Es geht um die neu gebaute Superwaffe des Imperiums, den Todesstern. Den konnte man in Teil 4 (ehemals Teil 1) nur zerstören, weil die Rebellen die Baupläne erbeutet hatten. Und genau um letzteres geht es in dem aktuellen Streifen. Er ist also thematisch kurz vor dem Teil 4 nach neuer Star Wars-Teile-Zählung angesiedelt.

Die Story ist trostlos gehalten. Die Rüstungen der Sturmtruppen, die sonst schneeweiß glänzen, sind verschmiert und dreckig. Es regnet oder es ist staubig. Ich kann mich nicht erinnern, an irgendeiner Stelle mal spontan gelacht zu haben.

Muss man eigentlich in einem Star Wars-Film lachen? Ich denke schon. Das machte diese Lucas-Filme aus. Witz und Humor gepaart mit einer spannenden, tempogeladenen Handlung – das ist für mich Star Wars. Star Wars ist Märchenfilm!

Märchen haben auch ihre Roten Linien. Diese wurden hier überschritten. Lucas ist leider Geschichte. Ich möchte hier bewusst auf inhaltliche Angaben verzichten. Man möge beispielsweise bei Wikipedia nachlesen.

"Zoopalast" in Sichtweite zum Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz
(Bild: A. Weise)
„Zoopalast“ in Sichtweite zum
Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz
(Bild: A. Weise)

Warum ist die Geschichte so düster? Vielleicht, weil man sich auf den unausweichlichen Tod im Kampf vorbereitete und das in den Vordergrund gestellt wird. Da hilft auch nicht, wenn man mit den gebetsmühlenartigen Worten „Die Macht ist mit mir“ durch das gegnerische Feuer wandelt. Es ist einfach nur albern und wenig überzeugend. Ebenso könnte ich in Berlin auf der Kreuzung Friedrichstraße/Leipziger Straße bei Rot über die Straße gehen mit den Worten „Mir passiert nichts!“.

Die Schauspieler mögen bestimmt großartige Charaktere sein. In dieser Story wurden sie verheizt. Niemand trauert den Leinwandhelden nach. Bekannte Namen sind beteiligt, es muss auch nicht unbedingt der Karriere schaden, in einem solchen Film mitzuspielen.

Der Regisseur Gareth Edwards war in einem Radio-Bericht zu hören gewesen, in dem er berichtete, man habe extra Filmmaterial von Frontberichterstattern aus den letzten Kriegen ausgewertet und die Kamerafahrt dementsprechend nachempfunden. Also ein Kriegsfilm?

Vergleichen wir hier Kamerafahrten und Einstellungen mit Kriegsfilmen wie in „Der Soldat James Ryan“? Ob D-Day, oder eben in einer weit, weit entfernten Galaxis: Ähnlichkeiten bestehen. So manches Outfit ließe sich direkt in den Häuserkampf von Bagdad, in die Afghanischen Berge oder anderswohin transportieren. Nur mit dem Unterschied, dass im besagten Film „Der Soldat James Ryan“ keine Knirpse hinter mir mit Popcorn saßen und sich köstlich amüsierten, wie einer nach dem anderen liquidiert oder weg geblastert wurde. Der Film ist übrigens ab 12 offiziell freigegeben. Ob sich alle daran halten?

Vielleicht aber war ICH im falschen Film und sehe manche Dinge im fortgeschrittenen Alter anders. Ich habe Probleme mit einer Glorifizierung des unausweichlichen Heldentodes in einer Welt, die sich nur aus schwarz und weiß, gut und böse definiert.

Und das speziell in der heutigen Zeit.. .

Was bleibt also in Erinnerung? Ich erinnere mich an die guten Ergebnisse der Arbeit der Maskenbildner. So spielte zum Beispiel im ersten Star Wars vor über 35 Jahren der großartige Peter Cushing (gestorben 1994) den Gouverneur Tarkin. Diese Rolle übernahm jetzt Guy Henry. Das Aussehen ist zum Verwechseln ähnlich. Toll gemacht. Ansonsten laufen einem so manche Charaktere aus den ersten Filmen durch das Bild.

Ebenso bekannt erscheint die gezeigte Kampftechnik von den sogenannten Allterrain-Angriffstransportern (AT-ATs) bis zu den Schlachtschiffen. Aber während in „Das Imperium schlägt zurück“ das Auftauchen der AT-ATs fast sensationell war, sind sie hier alte Bekannte, die auch irgendwie sehr schnell kaputt gemacht werden können. Nichts Neues also und zu einfach dargestellt. Das Gezeigte vermittelt zweifellos ein Gefühl von zeitlicher Nähe zu den alten Filmen, kommt aber nicht gut herüber.

Die Geschichte selbst bleibt ganz bestimmt nicht in Erinnerung.

Fazit also: Den Streifen möglichst schnell vergessen und auf den nächsten, wirklichen hoffen. Mark Hamill soll ja noch zur Verfügung stehen.

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