Rennen zum Mond

Mit seiner Ankündigung vom Januar 2004 der NASA das Budget für die Errichtung einer Basis auf dem Mond zu Verfügung zu stellen, hat US Präsident George Bush, willentlich oder nicht, den Startschuss für ein erneutes Weltraumrennen gegeben und das globale Interesse auf außerirdische Ziele gelenkt.

Autor: Markus Rösken.

Der Mond wurde seit 1972 mit Apollo 17 nicht mehr von Menschen betreten, da der wissenschaftliche und kommerzielle Nutzen fragwürdig war.

Heute, über dreißig Jahre nach dieser letzten Mondlandung haben sich die technischen und politischen Möglichkeiten einer Rückkehr zum Mond allerdings drastisch verändert. Durch die Diffusion der Raketentechnik ist auch die Weltraumfahrt zum Thema globaler Politik und monetären Konkurrenzdrucks geworden. Dabei sind die Risiken und finanziellen Erfordernisse außergewöhnlich hoch und die Gewinne noch immer fragwürdig. Für eine Rückkehr zum Mond gibt es einige Argumente, die einzeln gesehen vielleicht bedenklich sind, in der Summe aber menschheitsgeschichtlich revolutionären Charakter besitzen und somit zu einem der wichtigsten Großprojekte der zukünftigen Weltraumgeschichte werden können.

Astronaut Eugene A Cernan, Kommandant von Apollo 17, testet zu Beginn des Außeneinsatzes (EVA) das Lunar Roving Vehicle
(Bild: NASA)

Zum einen ist der Mond bis heute noch relativ unbekannt. Sowohl die Zusammensetzung und die geologischen Bedingungen sind beispielsweise beim Mars bereits viel besser erforscht. Unser gegenwärtiges Wissen des Mondes stammt zum Großteil noch von den bei den Apollo Missionen zurückgelassenen Seismometern und den Kartographierungen der Lunar- und Clementinesonden. Über den inneren Aufbau des Mondes ist relativ wenig bekannt. Neben dem Mond als potentieller Rohstoffquelle stellt zweitens eine Mondbasis einen großen Schritt für eine bemannte Mission zum Mars dar.

Auf dem Mond können Versuche unter ähnlichen Bedingungen wie auf unserem Nachbarplaneten durchgeführt werden, allerdings mit relativ größerer Sicherheit für die Astronauten. Die für Marslandungen vorgesehenen Ausrüstungsgegenstände und die nötige Infrastruktur kann hier getestet werden. Tatsächlich befinden wir uns in einer Zeit, die einem ständigen Wechsel der technologischen Standards unterliegt. Der rasante Anstieg von neuen Entwicklungen auf beinahe allen wissenschaftlichen und technischen Sektoren führt zu einer starken Diffusion von Hochtechnologie, was es auch Staaten mit geringen Weltraumbudgets ermöglicht, sich an dem Rennen zu beteiligen. Auch was die wissenschaftliche Beobachtung und Erforschung des Weltalls betrifft bietet eine Mondbasis ebenfalls interessante Alternativen gegenüber geostationären Satelliten oder gar erdgebundener Astronomie. Da der Mond über keine nennenswerte Atmosphäre verfügt, ist ein ungehinderter Blick in die Tiefen des Alls möglich. Dadurch würden teure und schwer zu wartende Satelliten wie das Hubble Weltraumteleskop obsolet, da die optischen Qualitäten durch die stationäre Lage und die manuelle Bedienung die geringen atmosphärischen Störungen des Mondes mehr als wettmachen würden.

Was einen erneuten Wettlauf zum Mond und danach, als Fernziel, zum Mars so interessant macht, sind die vielfältigen Interessensgebiete, die ein solches Projekt abdecken könnte und die von einer einzigen Nation kaum zu bewältigen sind. In diesem Sinne bilden sich bereits heute Interessensgemeinschaften sehr unterschiedlicher Art und Größe. Erfahrung in der Weltraumindustrie spielt dabei ebenso eine Rolle wie finanzielle Liquidität, nationale Mobilmachung und Prestige. Noch stehen die Programme am Anfang und definitive Zusagen wurden bisher wenig gemacht. Ob die Kooperation der USA und Russlands dabei fortgesetzt wird, oder ob sich neue attraktive Partner finden lassen, lässt sich heute noch nicht mit Gewissheit sagen. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Zusagen einzelner Weltraumbehörden aufgetaucht, keine davon jedoch war unverbindlich. Auch kleine weltraumfahrende Nationen wie Deutschland haben mit Sonden und Mondlandeeinheiten ihren Willen für ehrgeizige Projekte deklariert.

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