Raumfahrt-Jahresrückblick 2007

Es starteten während der vergangenen 365 Tage insgesamt 69 Träger, davon waren drei Fehlstarts und einer ein Teilerfolg.

Autor: Hans J. Kemm

Das Jahr 2007 hatte für die Raumfahrt wieder Höhen und Tiefen geschaffen, aber von schweren Unfällen blieb sie erfreulicherweise verschont.

Es starteten während der vergangenen 365 Tage insgesamt 69 Träger, davon waren drei Fehlstarts (Zenit-3SL/Sea Launch Consortium, Falcon 1/USA sowie Proton-M/Breeze-M/Russland) und einer ein Teilerfolg (GSLV-F02/Indien). Russland ging wieder als Sieger hervor, denn es war mit 24 Starts (und einem Fehlstart) beteiligt. Die USA konnten 20 Starts erfolgreich absolvieren und mussten aber auch einen Fehlstart hinnehmen. Auf den Plätzen folgten dann China mit 10 Starts, Europa sechs, Indien mit zwei Starts und einem Teilerfolg-Start, Japan zwei und Israel mit einem Start. Bitter traf es das Sea Launch Consortium, welches seinen Sea Launch-Träger von der Odyssey-Platform wegen eines technischen Problems nicht starten konnte. Die Zenit-3SLexplodierte noch in der ersten Startphase. Arianespace hat bei ihren sechs Starts zwei Ariane 5/GS und drei Ariane 5/ECA eingesetzt, wobei der Start am 14. November 2007 einen neuen Rekord brachte, denn die Ariane 5/ECA transportierte 9.528 kg (Doppelstart) in den Erdorbit.

Ariane 5
(Bild: Arianespace)

Es wurden fünf bemannte Raumflüge erfolgreich durchgeführt, davon drei Space-Shuttle-Flüge, die bei ihren Startvorbereitungen die Techniker und Raumfahrtliebhaber auf eine harte Geduldprobe gestellt haben, denn es gab immer Probleme. Besonders traf es STS 117. Die Atlantis sollte bereits am 15. März 2007 starten, jedoch beschädigte ein gewaltiger Hagelschauer die Isolierung am ET (External Tank = Außentank) erheblich und so musste die Raumfähre zurück in das VAB (Vehicle Assembly Building = Fahrzeug-Montage-Gebäude) zur Reparatur. Der Start erfolgte dann mit großer Verspätung am 8. Juni 2007. Wesentlich unkomplizierter verliefen da die zwei Starts in Baikonur mit den TMA auf Sojus-FG Trägern. Sicher sind beide Systeme nicht adäquat zu vergleichen, aber die Fehlerquote bei den Shuttles ist doch schon überproportional. Als Beweis dafür steht der im Dezember geplante Start von STS 122 – Atlantis / Columbus, der wegen eines Defektes an Steckverbindungen auf mindestens Januar / Februar 2008 verschoben werden muss. Diese Verschiebungen bringen den Plan für die Restflüge der Shuttles zur ISS völlig durcheinander. Es bleibt nur zu hoffen, dass noch alle Flüge absolviert werden können.

Gegenüber dem Vorjahr sind eigentlich nur unwesentliche Unterschiede in den Starts festzustellen, bis auf China, dass sich von vier Starts (Vorjahr) auf jetzt 10 Starts steigerte, Japan hingegen ist von 6 Starts (Vorjahr) auf zwei rückläufig. Am härtesten traf es das Sea Launch Consortium. Noch 2006 wurden fünf Starts durchgeführt, für 2007 waren acht geplant, aber nach dem Startunfall im Januar 2007 musste die gesamte Startbasis, eine ehemalige Bohrplattform, aufwendig restauriert werden. Somit können erst 2008 wieder Zenit-3SL starten.

Internationale Raumstation ISS in einer künstlerischen Ansicht
(Bild: NASA)

Auf der ISS läuft zur Zeit alles ruhig und ohne Hektik, nachdem die meisten aufgetretenen Komplikationen behoben werden konnten. Die jeweiligen Problemfälle sind in unserem Forum unter den entsprechenden Missionen ausführlich besprochen worden.

Die Träger haben nicht nur Militär- und Kommunikationssatelliten in den Erdorbit gebracht. Auf einer Delta 2 (7925-Heavy) startete am 27. September 2007 die US-Raumsonde DAWN. Sie soll den Asteroiden Vesta (2011) und den Zwergplaneten Ceres (2015) besuchen und erforschen. Der japanische Mondorbiter Kaguya (Projektname SELENE), bestehend aus einem großen Orbiter, der die meiste wissenschaftliche Nutzlast trägt, einem VLBI-Radiosatelliten (VRAD) und einem Relaissatelliten, startete am 14. September 2007 vom Tanegashima an Bord einer H-IIA. Ziel der Mission ist das Studium der mineralogischen Zusammensetzung des Mondes, der Topographie, der Geologie, des Schwerefeldes und des Plasmas im Mond- und Sonne-Erde-System.

Erfreuliches gibt es auch von früher gestarteten Sonden zu melden. Voyager 1, gestartet am 5. September 1977, ist bereits über 100 Astronomische Einheiten (AE) und Voyager 2, gestartet am 20. August 1977, über 84 AE von der Erde entfernt. Sie haben den Termination Shock passiert und den Heliosheath erreicht. Der Orbiter Cassini, gestartet am 15. Oktober 1997, liefert noch immer eindrucksvolle Bilder vom Saturn und den Saturnmonden Titan, Iapetus, Tethys und Rhea. Das Weltraumteleskop Hubble, gestartet am 24. April 1990, arbeitet trotz kleiner Probleme noch korrekt und wartet auf seine Restauration 2008. Die Marsrover Spirit, gestartet am 10. Juni 2003, und Opportunity, gestartet am 8. Juli 2003, arbeiten noch. Sie haben immer wieder Last mit den Staubablagerungen auf ihren Solarpanelen, ihnen gelingt dennoch weiter das „Überleben“. Die Merkur-Sonde MESSENGER, gestartet am 3. August 2004, und auch die Pluto-Sonde New Horizons, gestartet am 19. Januar 2006, sind auf ihren langen Reisen und zeigen für alle Funktionen grünes Licht.

2007 gab es ein erwähnenswertes, rundes Jubiläum. Am 4. Oktober 1957 startete der erste künstliche Erdsatellit. Die damalige Sowjetunion brachte auf einer R-7-Trägerrakete Sputnik 1 in den Erdorbit, der nach 92 Tagen in die dichteren Erd-Atmosphärenschichten eintrat und am 4. Januar 1958 verglühte.

Wir Weltraumfreunde wünschen uns natürlich ebenfalls so viel Spannung und Aktion auch im Jahr 2008, wie wir es in diesem nun abgelaufenen Jahr miterleben konnten.

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