Im Verlaufe des Jahres 2008 fanden 69 Trägerstarts statt, bei denen 103 Nutzlasten ins All gebracht wurden. 66 Missionen waren erfolgreich, eine ein Teilerfolg, und zwei Starts mit Testcharakter misslangen.
Ein Beitrag von Hans J. Kemm, Daniel Schiller, Axel Orth und Günther Glatzel. Quelle: Raumfahrer.net.
Wieder war Russland mit 25 Flügen Startsieger im Jahre 2008, zweiter Sieger waren die USA mit 13 erfolgreichen Starts, knapp gefolgt von China mit 11 Flügen. Alle 7 bemannten Raumflüge waren erfolgreich. Hierbei gab es 4 Space-Shuttle-Starts (USA), 2 Sojus-TMA-Flüge (Russland) und 1 Mission eines Shenzhou-Raumschiffes (China).
Die am häufigsten eingesetzten Träger waren Chang Zheng (Langer Marsch) mit 11 erfolgreichen Starts, die Sojus bzw. Molnija (R 7) mit 10 Starts, die Proton (UR 500) mit 10 Starts, wobei ein Start als Teilerfolg gewertet wird, Ariane und Zenit mit je 6, sowie Delta mit 5 Einsätzen.
Nach einjähriger Pause aufgrund der Explosion beim Start auf der Seeplattform konnte im Januar wieder eine Zenit 3SL einen Satelliten in einen Erdorbit transportieren. Im Verlaufe des Jahres folgten noch 4 weitere Starts von der Odyssee-Plattform sowie ein Landstart von Baikonur.
Das europäische Weltraumlabor Columbus startete im Februar mit dem US-Space-Shuttle Atlantis nach sehr langer Wartezeit endlich zur ISS, wird aber erst im Verlaufe des Jahres 2009 zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden können, da zurzeit die ISS-Besatzung nur aus 3 Personen besteht, die hauptsächlich Wartungsarbeiten in der Station durchführen.
Einen weiteren Erfolg konnte Europa durch den Flug des Transportraumschiffes ATV Jules Verne für sich verbuchen, das im März 7,5 Tonnen Material und Ausrüstungsgüter zur Raumstation ISS brachte. Insgesamt starteten vom europäischen Raumfahrtzentrum Kourou 6 Ariane-Trägerraketen erfolgreich mit 10 Satelliten und dem ATV 1.
Das amerikanische Privatunternehmen SpaceX schaffte nun endlich den Durchbruch. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, der letzte war im August, konnte der Träger Falcon 1 im September seine Fracht in den Erdorbit transportieren.
Trägerraketen des russischen Raumfahrtunternehmens Roskosmos versorgten auch 2008 die ISS mit Menschen und Material. Vier Progress-M, unbemannte und nicht wiederverwendbare Transportraumschiffe, brachten Treibstoff, Lebensmittel und Ersatzteile zur Raumstation und wurden mit nicht mehr benötigten Dingen aus der ISS beladen, um anschließend in der Atmosphäre zu verglühen. Zwei Sojus-TMA, bemannte Raumschiffe für die Raumstationen, besuchten die Raumstation ISS und sicherten damit den notwendigen Personalwechsel. Bei der Rückkehr zur Erde kam es durch ein technisches Problem an der Raumkapsel bei zwei Landungen nacheinander zu Kursabweichungen. Inzwischen konnte die Ursache identifiziert und der Mangel behoben werden.
Zum Ausbau von Glonass, dem russischen Satellitennavigationssystem, verbrachten zwei Proton-M-Träger insgesamt sechs Uragan-Satelliten in den Orbit.
Neben den 10 unbemannten Satellitenstarts vermeldete China im September den Start der bemannten Raummission Shenzhou 7 auf einer CZ-2F mit drei Taikonauten an Bord. Bei dieser Mission führte ein chinesischer Raumfahrer erstmals erfolgreich einen Ausstieg aus dem Orbiter durch.
Die NASA konnte vier erfolgreiche Missionen ihrer Space Shuttles zur ISS vermelden. Beteiligt waren daran die Endeavour mit zwei Einsätzen, die Atlantis und die Discovery. Im Verlaufe dieser Raumflüge wurden Materialien und weitere Sektionen zur Komplettierung der Raumstation transportiert. Die Freunde der Raumfahrt kamen dabei voll auf ihre Kosten, denn es wurden vom Start bis zur Landung alle interessanten Aktivitäten original übertragen. Spektakulär war auch der Rücktransport der Raumfähre Endeavour huckepack auf einer speziellen Boeing 747 quer über den nordamerikanischen Kontinent vom Dryden Flight Research Center (DFRC) in Kalifornien zum KSC in Florida.
Parallel zu diesen Versorgungsflügen der alternden Space Shuttles bemühen sich die amerikanischen Raumfahrtunternehmen darum, einen Nachfolger zu entwickeln. Besondere Erfolge konnten im Verlaufe dieses Jahres im Constellation-Programm allerdings nicht erzielt werden, und durch die neu gewählte US-Regierung des designierten Präsidenten Obama wird zumindest die neue Rakete Ares 1 in Frage gestellt und angeregt, statt dessen eine der existierenden Raketen Atlas, Delta oder Ariane (!) für bemannte Raumfahrtmissionen tauglich zu machen.
Neben den normalen Satellitenstarts ist noch der Start des Gamma-Ray-Space-Telescope Fermi auf einer Delta II im Juni diesen Jahres zu vermelden.
Die ISRO, Indiens Raumfahrtorganisation, vermeldete drei erfolgreiche Raketenstarts, wobei der Start der Mondsonde Chandrayaan 1 auf PSLV-XL im Oktober besonders zu beachten war. Diese Mondsonde sucht nach Wasser auf dem Erdbegleiter.
Weitere Höhepunkte 2008 waren der Vorbeiflug der Raumsonde Cassini am Saturnmond Enceladus in nur 25 Kilometern Höhe, die Ankunft des russischen Raumtransporters Buran 002 (OK – GLI) im Technikmuseum Speyer, die erfolgreiche Landung und Mission von Phoenix auf dem Mars und ihr vorzeitiges Ende durch einen Staubsturm, der Vorbeiflug der ESA-Sonde Rosetta am Asteroiden 2867 Steins in einem Abstand von nur 800 Kilometern und die Vorstellung von WhiteKnight Two durch das private amerikanische Unternehmen Virgin Galactic. Kurz vor Weihnachten hob das Trägerflugzeug erstmals ab. Am 29. Juli 2008 feierte zudem die NASA ihr 50-jähriges Bestehen.
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