Ein erstes Kurzresümee vom gleichnamigen Workshop in Köln, 6. – 8. Mai 2022.
Ein Beitrag von Andreas Weise.
Raumcon ist ein (Internet-)Forum für Austausch und Diskussion.
Es lebt und atmet und das nun schon über zwei Jahrzehnte lang. Zur Erinnerung: Dieses „neuartige Internetz“ und die damit sich verbindenden Möglichkeiten völlig neuer Kommunikationsformen war damals Anfang der 2000er für viele Faszination und Chance, etwas bis dahin nicht dagewesenes zu schaffen und mit vielen anderen Menschen zu teilen. Heute, zwanzig Jahre später, stehen wir vor der Frage: Passt das noch, was damals gedacht und erhofft wurde?
Von Seiten der technischen Entwicklung hatte es mit dem Jahre 2021 einen Quantensprung gegeben. Portal und Forum wurden in einem enormen Kraftakt auf neue Software umgestellt und somit fit für die nächsten Jahre gemacht.
Doch die technische Erneuerung ist die eine Seite. Wie sieht es mit der inhaltlichen „Erneuerung“ aus? Ist die überhaupt notwendig? Wie soll es weitergehen?
Die sogenannten „Sozialen Medien“ haben zu Kommunikationsformen geführt, die so nur von wenigen Visionären erahnt wurden. Und so manche Kommunikationskultur hat sich nicht gerade zum Positiven entwickelt. Der Ton ist rauer und ruppig geworden. Die Enter-Taste wir oft schneller gedrückt, als das Hirn den Gedanken zu Ende bringen kann.
Schon 2018 hatten wir uns darüber unter dem Titel „Weiter so (?) … Zum Stand der Dinge 2018 …“ intensiv ausgetauscht.
Und … Wir leben heute in einer sehr dynamischen Zeit. Seit Ende Februar ist sogar die Rede von einer Zeitenwende. Vieles, was noch vor wenigen Wochen unverrückbar schien, steht jetzt auf dem Prüfstand, ist, bzw. wird korrigiert oder auch schlicht vernichtet.
Es ist also legitim, ja sogar zwingend notwendig zu fragen:
Wo stehen wir mit dem Forum Raumcon und mit dem Informationsportal Raumfahrer.net und wie geht es weiter?
Entsprechend trafen sich ein Dutzend Raumfahrtfreunde, sämtlich Mitglieder vom Trägerverein „Raumfahrer.Net e.V.“. Sie kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Holland und aus Österreich zu einem Workshop in Köln vom 6. bis 8. Mai 2022 zusammen. Unter den Teilnehmer*innen in der DJH Jugendherge Köln-Deutz waren Moderatoren des Forums, Portalredakteure, Techniker für den Betrieb und „einfache“ Foristen. Ein Teilnehmer war per Video zugeschaltet.
Es wurde intensiv, teilweise auch kontrovers über verschiedene Themen der Moderation, des Betriebes des Forums und des Portals, über die zukünftige Entwicklung und positive und negative Aspekte möglicher Lösungsansätze diskutiert.
Ausgangspunkt war eine Analyse, eine Selbstreflexion auf folgende Fragen:
Was ist aktuell positiv bei uns?
Was ist aktuell negativ bei uns, bzw. läuft nicht so gut?
Was sind Ideen für die weitere Zukunft und wie können wir sie umsetzten?
Interessant war, dass die Bewertung des Ist-Zustandes von den Teilnehmenden doch sehr einheitlich war. Es ging um negative Streitkultur, Lagerbildung, auch regional, „Du“-Botschaften, einen Mangel an Differenzierungsfähigkeit, aber auch um die Faszination, die wichtige kostenlose Wissensbereitstellung, Veranstaltungen, das Treffen von Gleichgesinnten, das Kennenlernen interessanter Menschen, Spaß am Journalismus oder der unabhängige Berichterstattung.
Es wurde über mehr eigene Beiträge und Autoren im Portal gesprochen, die Gewinnung von „Nachwuchs“ (ja auch wir werden älter.) und so weiter und so fort.
Großen Raum nahm die Problematik der Moderation des Forums ein. Moderiert man zu viel oder zu wenig? Gibt es ein Generalrezept? Die Moderatoren tauschten sich über ihre Erfahrungen und auch über nicht immer einheitliche Ansätze aus. Der eine moderiert so, der andere eben so. Was ist richtig? Einig waren sich alle in der Aussage: Moderiert muss werden. Als Ergebnis der Diskussion wurde die Wiederbelebung der Funktion des sogenannten Global-Mods vorgeschlagen. Er soll gegebenenfalls intern beraten, schlichten, wo erforderlich und wenn notwendig auch einmal eine klare Ansagen mitteilen.
Aber die reine Moderation war nicht alles, es ging auch um deren Grundlagen:
So wurden auch aktuelle Forum-Regeln einer Prüfung auf Aktualität unterzogen. Und von den Foren-Regeln kam man ganz schnell zur Vereinssatzung. Schließlich steht dort drin, warum wir das hier alles machen. Manchmal ist es eben notwendig, solche nur vermeintlich trivialen Dinge wieder in den Fokus zu stellen.
Die Vereinssatzung ist aus dem Jahre 2002. Um so erstaunlicher war es erneut festzustellen: Das Alles ist noch genau so gültig und zutreffend. Allenfalls wird es notwendig sein, das eine oder andere aktuell zu kommentieren.
Die Regeln auf dem „Tummelplatz“ Forum sind klar definiert. Man sollte öfter einmal nachlesen. Unsere Gründungsväter und -mütter haben sich damals vor 20 Jahren viel Mühe gegeben, das Regelwerk zukunftssicher zu gestalten. Und genau diese Regeln sind eben noch heute unsere Leitlinien.
Alle Beteiligten waren sich noch in einer anderen Sache völlig einig: Der persönliche Kontakt, das direkte Gespräch, das sich in die Augen sehen ist durch nichts zu ersetzen. Videokonferenzen können hier nur ergänzend sein.
Deshalb werden wir die langfristigen Planungen für das nächste Raumcon-Treffen wieder aufnehmen. Vielleicht sollte man hierbei den Schwerpunkt auf das miteinander Reden, sowie auf eigene Vorträge legen. In Corona-Zeiten ist es ohnehin nicht einfach Fachbesuche zu tätigen. Außerdem möchten wir alle bestärken, die lokalen Raumcon-Stammtische und alle anderen Formen von Zusammenkünften von Freunden der Raumfahrt wieder aufzunehmen und auszubauen.
Abschließend gilt der Dank für die perfekte Organisation der Veranstaltung und allen die dabei waren oder auf anderem Weg ihren Input beigetragen haben.
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