Rätselhafter Titan, uralter Tethys

Neue Ansichten von Titan und Tethys gewähren die bisher besten Panorama-Blicke auf diese beiden Saturnmonde.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA/JPL.

Cassini nahm die neun Einzelbilder für diese Vollansicht des geheimnisvollen Titan während des ersten nahen Vorbeiflugs („Titan-A“) am 26. Oktober auf. Die Aufnahmen wurden aus Entfernungen von 650.000 bis 300.000 Kilometern gemacht:

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Neues Bild von Titan (zum Vergrößern anklicken).
(Bild: NASA/JPL)

Um die verwischenden Effekte von Titans Atmosphäre zu reduzieren und die Einzelheiten der Oberfläche zu schärfen, wurden die Bilder „prozessiert“, das heißt einem softwaregestützten Verbesserungsprozess unterzogen. Im unteren Teil des Bildes sieht man die Wolken des Südpols, die schon beim Vorbeiflug am 2. Juli auffielen. Oberflächendetails sind am besten in der Mitte des Mondes zu erkennen, vor allem deshalb, weil die Lichtstrahlen nicht so viel Dunst durchdringen mussten wie von den weiter außen liegenden Teilen des Mondes.

Die auffallend helle Region rechts, neben dem Äquator wird „Xanadu“ genannt. Wissenschaftler diskutieren, was für Prozesse es gewesen sein mögen, die diese bizarren Muster geschaffen haben. Es ist schon lange klar, dass Titan eine junge, sich ständig verändernde Oberfläche hat; aber welcher Natur genau diese Veränderungen sind, ob es sich um tektonische, atmosphärische, Gletscher-, Fluss-, Meeres- oder vulkanische Prozesse handelt, beziehungsweise um welche Kombination davon, ist noch unbekannt. Derartige Strukturen hat man bisher im ganzen Sonnensystem noch nicht gesehen.

Aber ist dies verwunderlich? Titan ist schließlich der einzige Mond im Sonnensystem, der über eine Atmosphäre verfügt. Eine erstaunlich dichte Atmosphäre sogar, dichter als die unserer Erde, und das bei einem wesentlich kleineren Himmelskörper! Und so lange nicht entschieden ist, ob es außer diesen gasförmigen Elementen nicht auch flüssige Elemente (Methan?) oder zumindest zäh fließende Elemente (Eis? Gletscher?) auf Titan gibt, kann man auch diese Möglichkeiten und damit deren Oberflächen formendes Potenzial nicht ausschließen.

Eines ist jedenfalls sicher: Titan zeigt unter den Himmelskörpern des Sonnensystems eine Einzigartigkeit und eine Komplexität, die eines Planeten würdig wäre, und wir dürfen gespannt sein auf die Enthüllungen, die noch kommen, insbesondere auf die Ergebnisse der Landung von Huygens im Januar. Drücken wir der ESA und der NASA (und uns selbst) die Daumen, dass die Sonde die Landung übersteht, mit ihrem Landeplatz Glück hat und vor ihrem Ende noch einige Bilder und Daten von der Oberfläche zur Erde funken kann, die das Geheimnis von Titan zumindest zum Teil lüften.

Zwei Tage nach der Begegnung mit Titan nahm Cassini die Bilder auf, die zu dem hier gezeigten Echtfarben-Mosaik des zerschundenen und verkraterten Mondes Tethys zusammengefügt wurden:

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Neues Farbbild von Tethys
(Bild: NASA/JPL)

Die Entfernung betrug 256.000 Kilometer, näher als Voyager 2 vor 23 Jahren, und somit ist dies das beste Bild, das von Tethys bisher überhaupt gemacht wurde. Es enthüllt eine Welt, die nahezu gesättigt ist mit Kratern: Viele kleine Krater überlagern ältere, größere Krater, was auf eine uralte, erstarrte Oberfläche hin deutet, die schon vor Milliarden von Jahren geformt wurde und sich seitdem nicht verändert hat. Gräben und Falten sind am oberen Rand und entlang der Tag-Nacht-Grenze sichtbar.

Man weiß von Tethys, dass er nahezu die Dichte von Wasser hat, was bedeutet, dass er wahrscheinlich vollständig aus Wassereis besteht. Mehr dazu, und noch bessere Bilder werden im September 2005 erwartet, wenn Cassini Tethys mit einem nahen Vorbeiflug einen Besuch abstatten wird.

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