R-7

Die R-7 war nicht nur die weltweit erste Interkontinentalrakete, sie legte auch den Grundstein für die sowjetische Raumfahrt und ist heute noch in ihren Weiterentwicklungen eine der Hauptstützen der russischen Raumfahrt.

Autor: Daniel Maurat.

Geschichte

Eine R-7 auf der Startrampe vor einem Testflug.
(Bild: Roskosmos)

Die Geschichte der R-7 begann Anfang der 1950er, als man in der Sowjetunion eine Möglichkeit suchte, ihre Atom- und Wasserstoffbomben nach Amerika zu transportieren. Da man im Gegensatz zu den USA keine große Bomberflotte verfügte, suchte man händeringend nach einer anderen Lösung. Man kam schnell darauf, eine Rakete, deren Technologie man kurz zuvor von den Nazis erbeutet hat, zu entwickeln, mit der die Bombe nach Amerika gebracht werden kann. Darauf beauftragte man am 13. Februar 1953 den besten Raketenkonstrukteur der UdSSR, der legendäre Leiter des Konstruktionsbüros OKB-1, Sergej Koroljow, diese neue Rakete zu entwickeln.

Doch schnell änderte sich die Voraussetzungen für die Rakete: im Oktober 1953 testeten die Sowjets eine Wasserstoffbombe mit einem Gewicht von 5 Tonnen, ein sehr hohes Gewicht. Diese Bombe sollte nun die neue Rakete über tausende Kilometer nach Amerika bringen, ein Gedanke, den noch niemand gewagt hat zu denken. Bis dahin lag die maximale Reichweite von Raketen bei einigen hundert Kilometer, bei einer Nutzlastkapazität von etwa einer Tonne. Koroljow musste nun eine revolutionäre Rakete entwickeln, die alles, was es bisher gab, überbot. Doch Koroljow nahm die Herausforderung an und entwickelte eine revolutionäre Rakete: Eine Zentralstufe, umgeben von vier Boostern. Diese werden nach dem Ausbrennen abgeworfen, während die Zentralstufe weiterbrennt und so die Nutzlast weiter beschleunigt. Diese Rakete bekam als GRAU-Nummer die 8K71 und wurde im Militär R-7 (russ. Р-7 Ракета 7 für Rakete 7) genannt, während sie von ihren Konstrukteuren den Namen Semjorka (russ. Семёрка) bekam, was „gute alte Sieben“ bedeutet. Gleichzeitig begann man eine neue Startrampe zu bauen, weitab vom bisherigen Startplatz Kapistur Jar in Südrussland. Man suchte für diesen neuen Startplatz ein Gebiet beim zentralkasachischen Dorf Tjuratam, da es zwar weit abgelegen lag, aber doch in Form eines Flusses und mit Anschluss an der Eisenbahnlinie Moskau-Taschkent einen guten Verkehrsanschluss besaß. Später wurde dieser Startplatz als Kosmodrom Baikonur (eine Tarnbezeichnung, um die Amerikaner zu verwirren) neben Cape Canaveral zum Synonym für Raumfahrt. Später wurde für den operationellen Betrieb als Interkontinentalrakete auch im nordrussischen Plessetsk vier Startplattformen aufgebaut.

Ihren ersten Testflug hatte sie schon am 15. Mai 1957, nur vier Jahre nach dem Beginn der Entwicklungen, statt, doch die ersten Starts waren nicht so erfolgreich, was aufgrund der vielen neuen Technologien, die man entwickeln musste, nur verständlich ist. Doch anstatt Nuklearsprengköpfe transportierte sie zunächst nur Attrappen und am 4. Oktober auch den ersten Satelliten, Sputnik 1, was sie schnell weltberühmt machte.

Die R-7 war zwar für ihre Zeit eine sehr starke Rakete, doch wurde sie verbessert. Daraus entstand die R-7A, die vor allem einen höheren Schub hatte und so eine höhere Nutzlast transportieren oder die Maximalnutzlast der R-7 weiter transportieren konnte. Sie war auch die einzige Variante der R-7, die auch mit Atombomben bestückt wurde: während der Kuba-Krise im Oktober 1962 wurden in Plessetsk die vier Startrampen für kurze Zeit mit vier R-7A mit Atomsprengköpfen bestückt, die innerhalb von 8 – 12 Stunden die vier US-Städte New York, Washington, Chicago und Los Angeles angreifen konnten. Doch schnell wurde sie durch andere Interkontinentalraketen wie der R-36 ersetzt, da die R-7 und die R-7A mit den Treibstoffen Kerosin und flüssiger Sauerstoff betrieben. Da der flüssige Sauerstoff erst bei -170 °C flüssig ist, musste die Rakete ständig nachgetankt werden, was sie zu Erstschlagwaffen machte, da man keine Bunkersysteme zum Schutz der Rakete aufgrund der Gefahren einer sauerstoffreichen Atmosphäre (womit die Amerikaner mit ihren ersten Interkontinentalraketen vom Typ Atlas traurige Erfahrung machen mussten) bauen konnte. Doch die R-7 hatte schon mit ihrem zweiten Leben als Satellitenträger bekommen und wurde schnell zu einer Hauptstütze des sowjetischen Raumfahrtprogramms.

Versionen

Die R-7 ist der Urahn folgender Raketen:

Sputnik

Sputnik

Die sowjetische R7 sollte zunächst Atombomben nach Amerika bringen, doch startete sie als Sputnik den ersten Satelliten der Welt.

Wostok

Luna / Wostok

Sie brachte nicht nur die ersten Sonden zum Mond, sie startete auch den ersten Menschen ins Weltall: Die Luna– und Wostok-Raketen waren Jahre lang eines der Arbeitspferde des sowjetischen Weltraumprogramms.

Molnija

Molnija

Die Molnija bildete Jahre lang das Rückgrat der russischen Raumfahrt und startete nicht nur die ersten russischen Kommunikationssatelliten, sondern auch die ersten Sonden zu Venus und Mars.

Wosschod

Wosschod

Sie war eine der Hauptstützen des sowjetischen Weltraumprogramms und bildete die Basis für die später so erfolgreiche Sojus: die Wosschod (ausgesprochen Woss-chod) startete nicht nur militärische Satelliten, sondern auch die gleichnamigen Raumkapseln.

Sojus

Sojus

Sie war lange Zeit das Arbeitspferd der sowjetischen und später russischen Raumfahrt: Die Sojus ist eine der erfolgreichsten und am meisten gestarteten Raketen der Welt.

Sojus 2

Sojus FG / 2

In den 1990ern wollte Russland die Sojus weiterentwickeln. Doch erst nach 2000 ermöglichte eine Kooperation mit den Westeuropäern die Entwicklung der Sojus 2.

Sojus-Zukunft

Zukunft der Sojus

Obwohl die Sojus-Rakete seit den 60ern im Einsatz ist, ist ihre Entwicklung noch nicht am Ende. So gibt es in Russland zahlreiche Ideen, wie man die Sojus weiterentwickeln könnte.

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