Proton-M bringt Blagowest 13L ins All

Ein weiterer Kommunikationssatellit für das russische Verteidigungsministerium wurde am 21. Dezember 2018 mit einer Proton-M-Rakete von Chrunitschew vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus in den Weltraum gebracht.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Chrunitschew, Interfax-AVN, lenta.ru, racurs.ua, Reschetnjow, RIAN, Roskosmos, Russisches Verteidigungsministerium, Tass, Thales Alenia Space.

A. Alpatov / A. Pantyukhin / Yuzhny CC
Proton-M-Start am 21. Dezember 2018
(Bild: A. Alpatov / A. Pantyukhin / Yuzhny CC)

Um 1:20 Uhr MEZ bzw. 0:20 Uhr UTC (3:20 Uhr Moskauer Zeit) am 21. Dezember 2018 hob die inklusive Breeze-M-Oberstufe vierstufige Proton-M mit dem Erzeugniscode 8K82KM in der Version ФIII (Phase 3) von der Startplattform 81/24 in Baikonur ab. Als exakte Startzeit wird 3:20:00.020 Uhr Moskauer Zeit genannt.

Das Kommando- und Messzentrum der russischen Weltraumstreitkräfte German Titow alias Golizyno 2 in Krasnoznamensk westlich von Moskau erfasste gegen 1:25 Uhr MEZ das Projektil und überwachte den Flug der insgesamt 418. gestarteten Proton-Rakete (bzw. den 2. im Jahre 2018).

Nach rund zehn Minuten Flug wurde die Orbitaleinheit bestehend aus Satellit und Oberstufe um 1:30 Uhr MEZ von der Proton-Rakete abgetrennt. Neun Stunden und zwei Minuten nach dem Abheben wurde der Satellit für das russische Verteidigungsministerium dann schließlich von der Oberstufe mit dem Erzeugniscode 14С43 im vorgesehenen Orbit ausgesetzt.

Die Oberstufe wurde anschließend mittels zweier zusätzlicher Brennphasen aus dem Zielorbit für ihre Nutzlast herausgebracht, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax-AVN mit Bezug auf das russische Verteidigungsministerium. In der Meldung vom 21. Dezember 2018 spricht die Agentur davon, die Oberstufe sei in einen Friedhofsorbit rund 36.000 Kilometer über der Erde transferiert worden.

Der Satellitenhersteller meldete am 21. Dezember 2018, der unmittelbar im Geostationären Orbit (GEO) ausgesetzte Satellit funktioniere wie vorgesehen, er habe sich an der Sonne orientiert ausgerichtet, Antennen- und Solarzellenausleger seien entfaltet.

Demnächst soll das Raumfahrzeug eine fixe Position im Geostationären Orbit einnehmen, wohin es seine eigenen Triebwerke bringen können. Nach dem Start erhielt der Kommunikationssatellit in der Serie der russischen Kosmos-Satelliten die Nummer 2.533.

Reschetnjow
Blagowest-Kommunikationssatellit – Künstlerische Darstellung
(Bild: Reschetnjow)

Bei dem Satelliten handelt es sich um das dritte Exemplar aus einer neuen Serie von vier Kommunikationssatelliten für das russische Verteidigungsministerium. Für die neben Ka- auch Q-Band-Transponder tragenden Satelliten wurde die Bezeichnung Blagowest bzw. Blagovest vergeben sowie der russische Erzeugniscode 14F149.

Gebaut wurde Blagowest 13L von Reschetnjow alias JSC Information Satellite Systems (JSC ISS) mit Sitz in Schelesnogorsk nordöstlich von Krasnojarsk. Das dreiachsstabilisierte Raumfahrzeug basiert auf dem Satellitenbus Ekspress 2000 (russisch Экспресс 2000) von Reschetnjow. Seine Auslegungsbetriebsdauer beträgt 15,25 Jahre.

Die Aufgabe von Blagowest 13L ist es, Daten mit hoher Geschwindigkeit an Nutzer des russischen Militärs auszuliefern, ihnen die Möglichkeit für Telefon- und Videokonferenzen zu geben und sie mit breitbandigem Zugriff auf das Internet zu versorgen. Blagowest (russisch БЛАГОВЕСТ) bedeutet „gute Nachrichten“.

Die Satelliten der Blagowest-Serie besitzen eine Kommunikationsnutzlast mit wesentlichen Bestandteilen vom französisch-italienischen Luft- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space (TAS). 2015 beschrieb Reschetnjow die Kommunikationsnutzlast als Gemeinschaftsentwicklung mit TAS („Provider APS JSC ISS jointly with TAS“).

Neueren Berichten zufolge handelt es sich bei der Kommunikationsnutzlast um eine Eigenentwicklung von Reschetnjow. Allerdings hieß es noch 2017 in einer Präsentation von Reschetnjow, Kommunikationsausrüstung für vier Blagowest-Satelliten 11L bis 14L komme von TAS („Provider of RTR equipment TAS“). In einem Dokument von TAS aus dem Jahre 2014 werden bezüglich Blagowest unter anderem „Q-Band Input Filters“ genannt.

Blagowest 13L (Благовест №13Л) alias Kosmos 2.533 ist katalogisiert als COSPAR-Objekt 2018-107A. Die Breeze-M-Oberstufe ist katalogisiert als COSPAR-Objekt 2018-107B. Der sogenannte Donut-Tank, ein abtrennbarer Zusatztank der Oberstufe, ist katalogisiert als COSPAR-Objekt 2018-107C.

Update 28. Dezember 2018:
Im Internet wurden zwischenzeitlich einige Meldungen russischer Quellen veröffentlicht, nach denen die Breeze-M-Oberstufe vor Aussetzen des Satelliten nicht so gearbeitet hat wie geplant. Beispielsweise schrieb die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti am 27. Dezember 2018 unter Bezug auf eine nicht näher identifizierte Quelle aus der Raumfahrtindustrie, der Orbit von Kosmos 2.533 müsse wegen eines kleineren Fehlers der Breeze-M-Oberstufe justiert werden.

Laut RIA Novosti habe ihr Informant mitgeteilt, der Orbit von Kosmos 2.533 sei etwas niedriger ausgefallen als geplant. Wegen der Treibstoffreserven an Bord sei das aber nicht kritisch, und der Satellit könne den Fehler (mit seinen eigenen Triebwerken) ausgleichen.

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