Proton: Geheimnisvoller neuer return-to-flight

Mit dem russischen staatlichen Kommunikationssatelliten Lutsch an Bord begann in Baikonur wieder einmal eine return-to-flight Mission für Russlands großen klassischen Satellitenträger Proton.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Chrunitschew, ILS, Kommersant, RIA Novosti, Roskosmos.

Aufrichten der Rakete mit Lutsch auf der Startanlage
(Bild: Roskosmos)
Aufrichten der Rakete mit Lutsch auf der
Startanlage
(Bild: Roskosmos)

Die Rakete in der modernen Version Proton-M mit Breeze-M-Oberstufe hob am 27. September 2014 um 22:23 Uhr MESZ von der Startanlage 81/24 vom in Kasachstan gelegenen Raumfahrzentrum Baikonur ab. An der Spitze der vom russischen Raumfahrtkonzern Chrunitschew mit Sitz im Moskauer Stadtteil Fili gebauten Trägerrakete befand sich die sogenannte Orbitaleinheit aus der ebenfalls von Chrunitschew herstellten Oberstufe Breeze-M und dem vom russischen Raumfahrtkonzern Reschetnjow Informational Satellite Systems mit Sitz in Schelesnogorsk nordöstlich von Krasnojarsk konstruierten Kommunikationssatelliten Lutsch.

Ziel der ersten, etwas über neun Stunden langen Proton-M/Breeze-M-Mission seit einem wahrscheinlich durch einen Kugellagerschaden an der Turbopumpe des Steuertriebwerks verursachten Versagens der dritten Stufe beim Versuch am 15. Mai 2014, den Kommunikationssatelliten Express-AM 4R auf einen Erdorbit zu bringen, war es, Lutsch auf eine geosynchrone Bahn über dem Erdäquator zu senden.

Der gestellten Aufgabe wurden Rakete und Oberstufe beim fünften Proton-Start im Jahr 2014, und beim laut Proton-Vermarkter ILS 398. Proton-Start insgesamt, gerecht. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos gab am 28. September 2014 bekannt, dass Lutsch um 9:26 Uhr Moskauer Zeit (7:26 Uhr MESZ) auf der vorgesehenen Erdumlaufbahn ausgesetzt worden ist.

Blick auf die Proton-M mit Lutsch auf der Startanlage 81/24
(Bild: Roskosmos)
Blick auf die Proton-M mit Lutsch auf der
Startanlage 81/24
(Bild: Roskosmos)

Der Satellit, der auch als Olymp oder Olimp bezeichnet wird, hat vermutlich Aufgaben im Bereich der Bereitstellung von Kommunikationsverbindungen zwischen verschiedenen Nutzern am Boden und mit militärischen Satelliten, und der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung. Zur Weiterleitung von Daten russischer Spionagesatelliten auf niedrigeren Umlaufbahnen an dafür geeignete Bodenstationen besitzt Lutsch möglicherweise ein Laserkommunikationsterminal (Laser Communication Terminal, LCT).

Im Geostationären Orbit 35.786 Kilometer über der Erde wird Lutsch voraussichtlich bei 167 Grad Ost positioniert werden. Das auf dem Satellitenbus Express 2000 basierende Raumfahrzeug wurde für das russische Verteidigungsministerium gestartet, die Onlineausgabe der russischen Tageszeitung Kommersant spricht davon, der Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation (Federalnaja sluschba besopasnosti Rossijskoi Federazii, FSB) werde den Satelliten nutzen.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti meldet, Lutsch diene der Verbesserung der Genauigkeit des russischen globalen Navigationssatellitensystems (Globalnaya Navigationnaya Sputnikovaya Sistema, GloNaSS). Befindet sich Lutsch erst einmal im Regelbetrieb, soll sich die durchschnittliche Genauigkeit von GloNaSS in Russland mit Hilfe der Korrektursignale von Lutsch auf unter einen Meter verbessern, schreibt RIA Novosti mit Bezugnahme auf Roskosmos.

Katalogisiert wird der neue Erdtrabant als COSPAR-Objekt 2014-058A und mit der NORAD-Nr. 40.258.

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