Die beiden Satelliten, die vom russischen Satellitenhersteller Reschetnjow Informational Satellite Systems gebaut werden, möchte man nach Angaben ihres Erzeugers vom 4. Juli 2013 Anfang 2014 gemeinsam auf einer Trägerrakete in den Weltraum transportieren lassen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Reschentnjow, Roskosmos, Russian Space Web.
Ob es zu einem Start der Satelliten im ersten Quartal 2014 kommt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sicher. Starts von Russlands einziger Trägerrakete, die für Doppelstarts großer Satelliten geeignet ist, der Proton, wurden nach einem Fehlstart am 2. Juli 2013 ausgesetzt. Die Unterbringung unter der Nutzlastverkleidung der Rakete jedenfalls wird der beim Proton-Flug mit Lutsch 5A und Amos 5 folgen: Der kleinere Lutsch 5V wird zu oberst sitzen, direkt auf der Raketenoberstufe und mit entsprechender struktureller Standfestigkeit ausgestattet der größere KazSat 3.
KazSat 3 ist ein Kommunikationssatellit für die kasachische Behörde für Weltraumkommunikation (RTSKS), der eine von Thales Alenia Space (TAS) in Italien gebaute Kommunikationsnutzlast mit 28 Ku-Band-Transpondern und einer Leistung von insgesamt rund 5,5 Kilowatt tragen wird. Der Bus, auf dem KazSat 3 aufgebaut wird, ist der Express 1000H bzw Ekspress 1000N von Reschetnjow, der für die beim Start mit einem zusätzlich aufgesetzten Satelliten auftretenden Belastungen geeignet ist.
Die Kommunikationsnutzlast aus Westeuropa befindet sich mittlerweile bei Reschetnjow im russischen Schelesnogorsk nordöstlich von Krasnojarsk und muss zur Zeit eine Reihe von Eingangstests überstehen. Anschließend erfolgt die Integration in den Satelliten, d.h. ihre Verbindung mit dem Satellitenbus.
Der Vertrag über den Bau von KazSat 3 zwischen Reschetnjow und Kasachstans Behörde für Weltraumkommunikation war am 20. Juni 2011 unterzeichnet worden. Im All soll KazSat 3 an einer Position von 58,5 Grad Ost im Geostationären Orbit eingesetzt werden. Als Auslegungsbetriebsdauer des Satelliten nennt Reschetnjow 15 Jahre.
Bei Lutsch 5V handelt es sich um einen Relaissatelliten mit einer Startmasse im Bereich von 1.150 Kilogramm, der als Bindeglied für Datenverbindungen zwischen verschiedenen Raumfahrzeugen und zwischen Raumfahrzeugen und entsprechenden Bodenstationen eingesetzt werden soll. Damit kommen ihm innerhalb russischer Raumfahrtprogramme Funktionen zu, die TDRS-Raumfahrzeuge für US-amerikanische Programme erfüllen. Positioniert werden soll Lutsch 5V bei 167 Grad West im Geostationären Orbit.
Aufgebaut wird der Satellit auf Reschetnjows Satellitenbus Express 1000A bzw. Ekspress 1000K. Lutsch 5V wird 6 Transponder für das Ku– und das S-Band erhalten. Zu ihrer Energieversorgung gibt es zwei Solarzellenausleger des Herstellers Saturn aus Krasnodar mit Gallium-Arsenid-Zellen, die am Ende der Einsatzzeit des Satelliten noch eine elektrische Leistung von 2.200 Watt liefern sollen. Strom von den Solarzellen wird auch für den Betrieb der elektrischen, Xenon ausstoßenden Triebwerke vom Typ SPT-100 (SPT steht für stationary plasma thruster) vom russischen Konstruktionsbüro Fackel bzw. Fakel aus Kaliningrad benötigt.
Mit dem seit dem 11. Dezember 2011 im All befindlichen Lutsch 5A und dem am 3. November 2012 gestarteten Lutsch 5B könnte sich ein annähernd erdumspannendes Netz ergeben, das es ermöglicht, von jeder erdenklichen Umlaufbahn aus Kontakt mit einer zuständigen Bodenstation in Russland herzustellen.
Bedauerlicherweise wurden beim Bau von Lutsch 5A problembehaftete Sternensensoren verwendet. Obwohl es Erfahrungen mit ähnlichen Sensoren an Bord von GEO-IK-2 gab, die sich als empfänglich für Interferenzen erwiesen hatten, wurden die Sensoren von Lutsch 5A vor dem Start nicht angepasst. Im Weltraum gab es Schwierigkeiten, Schutzblenden für die zur korrekten Ausrichtung des Satelliten erforderlichen Sensoren vom Typ 348K von Geofizika-Cosmos richtig zu steuern.
Zwischenzeitlich sind mindestens zwei der drei Sternensensoren an Bord von Lutsch 5A nicht mehr benutzbar. Ob Lutsch 5A auch ohne Sternensensoren so ausgerichtet werden kann, dass ein anhaltender nützlicher Einsatz des Satelliten möglich ist, wurde von offizieller Seite nicht mitgeteilt. Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Erd- und Sonnensensoren an Bord dafür ausreichend seien.
Lutsch 5V ist möglicherweise als Ergänzung oder Ersatz des angeschlagenen Lutsch 5A oder als Nachfolgeprojekt des fortgeschrittenen Relaissatelliten Lutsch 4 zu verstehen. Eigentlich sollte letzterer Lutsch 5A und 5B ergänzen, erlebte zwischenzeitlich jedoch eine Transformation in einen experimentellen Kommunikationssatelliten. Basierend auf dem Satellitenbus Express 2000 sollte das ehemals als Lutsch 4 bezeichnete Raumfahrzeug als Jenissei A1 nach Planungen mit Stand vor dem jüngsten Proton-Fehlschlag im Jahr 2013 ins All transportiert werden.