Premiere: Massenmessung eines Einzelsternes

Erstmals konnten Astronomen die Masse eines Sternes, der knapp 2.000 Lichtjahre entfernt ist messen. Das ist das erste Mal, dass außer unsere Sonne die Masse eines Einzelsternes bestimmt werden konnte.

Ein Beitrag von Andreas Tramposch. Quelle: SpaceFlightNow.

Bis jetzt konnten Forscher nur die Masse von Sternen, die in einem Dualsystem existieren bestimmen, aber nicht die Masse von Einzelsternen. „Es ist möglich, dass wir mit Hilfe dieser Messungen im Stande sein werden Theorien über Sternenstrukturen zu testen,“ sagte Andrew Gould, Professor der Astronomie in Ohio State, der sich wie andere Forscher durch diesen Erfolg neue Antworten über Sterne erhofft. Gould und sein Forscherteam fanden die Sternemasse mittels einer Kombination von bis zu 200 Jahre alten und hochmodernen astronomischen Techniken mit den neuest entwickelten Instrumenten des Hubble Space Telescope und einer Portion Glück heraus.

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Mikrolinsen-Effekt im Jahr 1993 (Quelle: NASA/ESA)

Der Stern war 1993 ein Teil eines ungewöhnlichen astronomischen Events, welches den Forschern ein Schlüsselstück zur Massenbestimmung gab. Ein kleiner roter Stern querte den Stern und lenkte die Lichtstrahlen des Sternes wie eine Linse ab. Während dieses so genannten

„Mikrolinsen-Effekts“ erscheint der weiter entfernte Stern heller als die von den Linse gebrochenen Strahlen, die dann verblassen wenn sich die Linse weiterbewegt. Als Linse selbst kann ein abgedunkelter Stern, ein Planet oder sogar ein Schwarzes Loch dienen- eigentlich alle Objekte, die zu düster sind um direkt gesehen zu werden. Das ist auch ein Grund warum Astronomen glauben mittels dem „Mikrolinsen-Effekt“ einen guten Weg zur Suche von schwarzer Materie in der Galaxie gefunden zu haben.

Aber das gebrochene Licht vom „Mikrolinsen-Effekt“ 1993 wurde zuerst rot und wandelte sich später in blaues Licht um. Forscher schlossen daraus, dass das rote Licht von der Linse und das blaue Licht vom weiter entfernten Stern kamen. Das ganze geschah mehrere Jahre bevor die Information von diesem Event analysiert wurde und veröffentlicht wurde. Schuld daran war ein Problem, dass in der Astronomie immer mehr verbreitet ist – Datenüberlastung. Die Teleskope können die riesigen Menge an Daten nicht in wichtige und unwichtige Informationen unterteilen, so dauert es einige Zeit bis die Forscher bei der Nacharbeitung über die interessanten Daten stolpern. Es wird aber an intelligenten Satelliten und Raumfahrzeugen gearbeitet, die den Menschen diese mühselige Arbeit abnehmen sollen.

Nach ersten Auswertungen sollte der Stern 30 Mal kleiner als unsere Sonne und nur 650 Lichtjahre entfernt sein. Gould fand dieses Ergebnis sofort unglaubwürdig und steckte seinen Kopf mit denen von drei anderen Wissenschaftlern zusammen: Andrew Drake von der Princeton Universität, Kem Cook vom Lawrence Livermore National Labor und Stefan Keller von der Australien National Universität. Sie nutzen gemeinsam eine Technik, die sich Parallax-Messung nennt und schon über 200 Jahre alt ist. Gemeinsam mit den Daten des Mikrolinsen-Effekts 1993 kamen sie zu einem neuen Ergebnis. Mit einer Entfernung von 2.000 Lichtjahren liegt der Stern nicht so nah wie zuerst von Astronomen angenommen aber immer noch innerhalb unserer Galaxie. Die Ergebnisunsicherheit ist mit 17 Prozent astronomisch gesehen eine eher geringe Abweichungsmöglichkeit.

Im Jahr 2009 startet die NASA eine Space Interferometry Mission (SIM), die mehr als 200 Sterne mittels des Mikrolinsen-Effekts untersuchen und deren Masse bestimmen soll.

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