Das vierte russische Stationsmodul ist auf dem Weg. Es trägt den Namen Poisk (dt. Suche) und soll in Zukunft als Kopplungs-Port, Ausstiegsschleuse und Experimentierplattform dienen.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Roskosmos, Raumcon.
Der Start auf einer Sojus-U-Trägerrakete erfolgte wie angekündigt am 10. November, gegen 15:22 Uhr MEZ vom Kosmodrom Baikonur aus. Nach gut zwei Tagen Freiflug soll das 4,6 Meter lange Mini-Modul mit einem maximalen Durchmesser von 2,3 m und einer Masse von 3,7 t am Donnerstag, gegen 16:44 Uhr MEZ ankoppeln.
Ziel ist der erst im Juni vorbereitete nach oben zeigende Kopplungsstutzen am Kopfteil des Servicemoduls Swesda. Bei zwei Ausstiegen hatten hier Gennadi Padalka und Michael Barratt Antennen für das Annäherungssystem Kurs sowie einen speziellen Führungskonus montiert. Die Ankopplung verläuft wie bei normalen Progress-Transportern. Allerdings ist der Kopplungsstutzen größer als die normalerweise bei diesem Raumschifftyp verwendeten und bietet dadurch größere Stabilität.
Nach dem Ablegen der dann überflüssig gewordenen modifizierten Progress-Antriebs- und Versorgungseinheit wird am Heck ein weiteres Kopplungsaggregat für Sojus- und Progress-Raumschiffe nutzbar. Das russische Segment verfügt dann über vier derartige Anlegestellen. Erstmals getestet werden soll das neue Modul bei einem Umkopplungsmanöver einer Sojus-Kapsel im Januar 2010.
Poisk war ursprünglich als Austauschgerät für das seit 2001 an der Station angedockte, weitgehend identische Modul Pirs (dt. Pier) geplant. Nach finanziellen Engpässen und mehreren Planänderungen wurde dann beschlossen, das Modul am Zenit-Kopplungsstutzen von Swesda zu installieren. Hier übernimmt es aber in Zukunft die gleichen Aufgaben wie Pirs. Russische Außenbordeinsätze sollen von hier aus durchgeführt werden und an der Außenseite existiert eine Plattform zum Anschluss kleiner Experimente. Außerdem wird ein Strela-Teleskoparm montiert, mit dem kleinere Lasten und Raumfahrer an sonst schwer erreichbare Orte gebracht werden können.
In den nächsten Jahren sollen weitere russische Module zur ISS transportiert werden. Mitte nächsten Jahres gelangt das Mini-Forschungsmodul 1 an Bord der Raumfähre Atlantis zur Station. Es wird, im Unterschied zu allen anderen russischen Modulen, mittels Manipulatorarm an Sarja-Nadir angekoppelt und ist etwa doppelt so groß wie Poisk. Ende 2011 bzw. wahrscheinlich Anfang 2012 folgt ein großes Modul, das gegenwärtig noch als MLM bezeichnet wird. Es soll an Swesda-Nadir ankoppeln, wo sich bisher noch Pirs befindet.
Falls die Internationale Raumstation bis 2020 betrieben wird, sollen bis 2015 ein kugelförmiges universelles Kopplungsmodul und zwei größere Forschungsmodule mit eigenen Solarzellenpaneelen folgen und damit das russische Segment komplettieren.
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