Planetspace erhebt Einspruch gegen die Vergabe des Frachtversorgungsauftrages für die ISS ab 2011 an SpaceX und Orbital Sciences. Obwohl ihr Konzept eine höhere Bewertung als das Konzept von Orbital bekommen hatte, wurde die zweite Hälfte des Auftrags an Orbital vergeben.
Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: Nasaspaceflight.com.
Am 21. Dezember hat die NASA den CRS-Auftrag (Commercial Resupply Services) vergeben. Die Gewinner waren SpaceX mit 1,6 Milliarden US-Dollar für 12 Flüge und Orbital Sciences mit 1,9 Milliarden für 8 Flüge. Die NASA-Gruppe, die für die Evaluierung der Konzepte zuständig war, hat die Konzepte nach verschiedenen technischen, finanziellen und strategischen Gesichtspunkten geprüft und dann Punktzahlen vergeben. Dabei hat SpaceX 877 von 1000 Punkten bekommen, Planetspace 827 und Orbital 796 Punkte. Die Reihenfolge der Punktzahlen entpricht auch der Reihenfolge der vorgeschlagenen Preise, also SpaceX hat das günstige Angebot gemacht, dann kommt Planetspace und das teuerste Konzept hat Orbital abgegeben.
Wie hat die NASA nun die einzelnen Konzepte beurteilt?
Laut Aussage von Gerstenmaier, dem NASA Associate Administrator for Space Operations, ging SpaceX als eindeutiger Sieger hervor. Insbesondere die Falcon 9 wurde dabei wegen ihres Sicherheitsfaktors von 1,4 bei der struktuellen Belastung, der Fähigkeit Triebwerke während eines Großteils der Brennphase der ersten Stufe verlieren zu können und trotzdem noch den planmäßigen Orbit zu erreichen und der doppelt redundanten Avionik, gelobt, da diese Dinge über die Industriestandards hinausgehen. Weiter wurde die geringe Abhängigkeit von Zulieferern hervorgehoben, die eine zügige Ausführung des Zeitplans zulassen. Außerdem erfüllt das SpaceX-Konzept alle Anforderungen der NASA, nämlich Fracht in der Druckkabine und Fracht außerhalb der Druckkabine zur ISS zu befördern, Fracht von der ISS zu entsorgen und Fracht von der ISS zur Erde zurückzubringen.
Die größten Stärken des Planetspace-Angebotes waren die Erfahrung der Zulieferer Lockheed Martin, Boeing und ATK, die – zumindestens im Falle von Lockheed Martin und Boeing – eigentlich eher in der Rolle des Hauptauftragnehmers auftreten. Auch bei dem Plan für die ISS-Integration konnte Planetspace punkten.
Bei Orbital sind besonders der detailliert ausgearbeitete Operationsplan für die ISS-Versorgung sowie Verständnis und Realismus beim Management eines solchen Projektes aufgefallen. Weiterhin wurde Orbitals lange Erfahrung beim Start von Trägerraketen und dem Bau von Satelliten gelobt.
Nachdem nun die NASA die Konzepte entsprechend beurteilt hatte, lag es an Gerstenmaier, die endgültige Entscheidung zu treffen. Er hat zugestimmt, dass SpaceX der klare Gewinner ist. Jedoch wollte er im Interesse der NASA nicht eine sondern zwei Firmen auswählen, um das Risiko im Falle einer Verzögerung bei einer der Firmen zu minimieren. Daher hatte er nun die Wahl zwischen Planetspace und Orbital.
Eine große Schwäche bei Planetspace war, dass die Firma komplett von den Zulieferern abhängig war. Weiter kam hinzu, dass der CRS-Auftrag ein „fixed-price contract“, also ein Vertrag in dem vorher eine feste Summe vereinbart wird, ist. Planetspace hat aber mit Lockheed Martin, Boeing und ATK „cost-plus contracts“, also Verträge, wo nach Aufwand bezahlt wird, abgeschlossen.
Bei Orbital Science wurde auch die Abhängigkeit von anderen Firmen (auch im Ausland) kritisiert, insgesamt war die NASA aber der Meinung, dass Orbital dies besser managen könnte. Aus diesem und weiteren Gründen wurde der Auftrag schlussendlich an Orbital vergeben.
Diese Begründung konnte Planetspace nicht nachvollziehen und hat Protest eingereicht. Interessanterweise sind Lockheed Martin und Boeing nicht an dieser Protestaktion beteiligt. Das US Government Accountability Office muss in den nächsten 90 Tagen eine Entscheidung treffen.
Die genauen Bewertungen der einzelnen Konzepte und die Begründungen können hier nachgelesen werden: