Astronomen haben einen extrasolaren Planeten in einem Doppelsternsystem entdeckt, dessen beide Sterne sich so nah wie bisher in solchen Fällen noch nie beobachtet umkreisen. Interessant ist diese Entdeckung für die Abschätzung der Gesamtzahl vorhandener Planetensysteme, da die meisten Sterne Mitglieder von Doppelsternsystemen sind.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: McDonald Observatory.
Deutsche und amerikanische Astronomen des McDonald Observatory in Texas (USA) haben einen extrasolaren Planeten entdeckt, der um einen nur rund 45 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern kreist. Außer der Tatsache, dass man den Stern beziehungsweise genauer: das Doppelsternsystem (oder auch „Binärsystem“) Gamma Cephei mit bloßen Auge sehen kann (Größenklasse 3) ist vor allem die geringe Entfernung der beiden Sterne, die dieses Doppelsternsystem bilden, zueinander bemerkenswert. Schon früher waren zwar Planeten in Doppelsternsystemen entdeckt worden, doch waren die das jeweilige System bildenden beiden Sterne in allen bisher bekannten Fällen mindestens 100 mal so weit voneinander entfernt wie beim jetzt beobachteten Doppelsternsystem.
Der Primärstern des Binärsystems Gamma Cephei besitzt die 1,6-fache Masse unserer Sonne und ist mit bloßem Auge im Sternenbild Cepheus sichtbar. Der zweite Stern des Systems verfügt nur über die 0,4-fache Masse unserer Sonne, einen nur etwa halb so großen Durchmesser und hat eine relativ „kühle“ Oberfläche, weshalb er rot leuchtet. Er umkreist den Primärstern in einer Entfernung von nur etwa 28 bis 30 Astronomischen Einheiten, was in etwa der Distanz zwischen Sonne und Uranus entspricht.
Der neu entdeckte extrasolare Planet hat durch Helligkeitsschwankungen des Primärsterns auf sich aufmerksam gemacht. Alle 2,5 Jahre registrierten die Astronomen eine leichte Verminderung der Helligkeit des Primärsterns, wenn der Planet sich bei seinem Umlauf um sein Zentralgestirn in die Sichtlinie zwischen Primärstern und der Erde schob. Der Planet besitzt die 1,76-fache Jupiter-Masse und umkreist den Primärstern des Binärsystems in etwa 2 Astronomischen Einheiten Entfernung, was ein wenig mehr als der Distanz von unserer Sonne zum Mars entspricht.
„Wir glauben das dies ein Planet ist, da die Veränderungen [der Sternenhelligkeit] über acht komplette Zyklen hinweg stabil und gleichmäßig gewesen sind“, so Bill Cochran vom McDonald Observatory der Universität von Texas. „Der Stern selbst würde sich nicht über 20 Jahre hinweg so gleichmäßig verändern. Unsere Beobachtungstechniken beinhalten verschiedene Indikatoren für stellare Veränderungen, doch wir sehen keine Änderungen, die wir dem Stern selbst zuschreiben können. Die einzig verbleibende logische Erklärung ist ein Planet.“
Diese Entdeckung ist vor allem für die Abschätzung, wie viele Planetensysteme es im Weltall gibt, wichtig, da die meisten Sterne als Teil von Doppel- oder Mehrfachsystemen vorkommen.