Es ist eines der wichtigsten russischen Module: Als „Pier“ für Raumschiffe und als Luftschleuse ist Pirs als drittes russisches Modul und als 7. der ISS essenziell für den Betrieb der ISS.
Ein Beitrag von Daniel Maurat.
Wichtige Daten | |
Länge: | 4,9 m |
max. Durchmesser: | 2,5 m |
Masse: | 3,7 t |
Start: | 14.09.2001 |
Das SO 1 (Stikowotschui Otsek, engl. DC 1 für Docking Compartment 1 = Kopplungsabteil 1) Pirs (russ. Пирс für Pier) ist eines der wichtigsten Module der ISS. Über dieses können Raumschiffe der Typen Sojus und Progress andocken, aber von Pirs können Kosmonauten und Astronauten in russischen Raumanzügen auch EVAs (ExtraVehicular Activity für Außenbordeinsatz) durchführen. Pirs ist das dritte russische Modul der ISS und dazu ein ganz besonderes: Pirs ist das erste und bis zum Start von Pirs‚ Schwestermodul, dem MIM 2 Poisk, einzige russische Modul, dass nicht von einer Proton-Schwerlastrakete, sondern von der kleineren Sojus-Rakete gestartet wurde und dann von einem modifizierten Progress-Raumschiff und nicht selbstständig an die ISS andockte.
Entwicklung und Bau
Die Entwicklung von Pirs begann in den 1980er Jahren, als russische Ingenieure über einen Nachfolger für ihre Raumstation Mir, die Mir 2 nachdachten. Dabei war auch geplant, an das Kernmodul (heute eher als Swesda bekannt) ein einfaches und kleines Kopplungs- und Schleusenmodul anzudocken, um mehr Andockmöglichkeiten zu bieten. Beim Design griff man auf die Orbitalmodule von Sojus und Progress zurück, die sich lange bewährt haben. Außerdem brachte man die Erfahrungen mit der Kopplungsvorrichtung des nur einmal geflogenen russischen Shuttles Buran mit ein.
Auch nachdem die Pläne von Mir 2 und ihrem amerikanischen Pendat, derFreedom, zusammengeführt wurden, blieb der Bedarf für ein Docking- und Schleusenmodul, da man auf die Sojus als Rettungskapsel zurückgreifen und auch vom russischen Teil der Station Außenbordeinsätze mit russischen Raumanzügen durchführen wollte. Zudem verfügte man nur über zwei Ankopplungsstutzen für Sojus-– und Progress-Raumschiffe sowie für das europäische ATV, nämlich an Swesdas Heck und Sarja-Nadir. Der dauerhafte Aufenthalt von Astronauten und Kosmonauten auf der ISS hätte aber mindestens drei Kopplungsstutzen benötigt, und zwar zwei für die beiden Sojus-Rettungskapseln und mindestens einen für ein versorgungsraumschif von Typ Progress oder ATV. Der Bau begann schließlich 1998 bei RKK Energija, wo Pirs im Jahr 2000 fertiggestellt und für die Startvorbereitungen zum Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gebracht wurde.
Aufbau
Pirs ist eine vergrößerte Version des Orbitalmoduls von Sojus und Progress und bietet genügend Platz für zwei Kosmonauten in Raumanzügen vom Typ Orlan-M. Es besitzt zwei identische, einander gegenüberliegende Außstiegsluken mit je einem Durchmesser von einem Meter. Außerdem sind in Pirs alle Systeme zum Wiederauffüllen von Verbrauchsmaterialien des Raumanzuges, wie etwa Sauerstoff, Wasser und elektrische Energie vorhanden. An der Außenhaut befinden sich zwei Strela-Kranarme (russ Стрела, zu deutsch Pfeil), welche die Kosmonauten bei EVAs unterstützen. Gestartet wurden sie aber nicht mit ihrem Muttermodul, sondern schon 1998 bei der Shuttlemission STS 88, bei der auch das Knotenmodul Unity gebracht wurde. Für Ankopplungen verfügt Pirs über zwei verschiedene Kopplungsadapter: einen SSWP-M 8000 am Zenitende für die Kopplung mit der Station (z.Z. von Swesda belegt) und einen passiven SSWP-G-4000-Adapter an Nadir für die Kopplung mit Sojus– oder Progress-Raumschiffen. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Adaptern besteht darin, dass der SSWP-G 4000 für die Kopplungen mit Zubringern einen kleineren Durchmesser hat als der SSWP-M 8000 für die Kopplung mit Modulen. Für Start und Flug zur ISS wurde ein Progress-Antriebsmodul genutzt, dass die Steuerung übernahm.
Im Orbit
Der Start fand am 14. September 2001 von der Startrampe 1 aus statt. Diese wird nach dem ersten Kosmonauten Juri Gagarin (1934-1968), der 1961 von hier aus zum ersten bemannten Raumflug startete, auch Gagarins Startrampe genannt. Gesteuert vom Progress-Antriebsmodul dockte Pirs am 15. September an Swesda-Nadir an. Kurz nach dem Ankoppeln wurde das nicht mehr benötigte Antriebsmodul abgesprengt. Es verglühte nach einem Abbremsmanöver in der Atmosphäre. Nach der Inbetriebnahme wurden die beiden Strela-Arme an ihren Platz an Pirs umgesetzt.
Pirs wird aber kein ständiges Teil der ISS sein: Es ist geplant, das Modul 2011 abzukoppeln und mit einer Progress kontrolliert in der Atmosphäre verglühen zu lassen. Seinen Platz wird das MLM Nauka, ursprünglich das Backupmodul von Sarja und mittlerweile zum Forschungsmodul umgebaut, einnehmen.
Verwandte Webseiten:
- Informationen zu Pirs auf der NASA-Homepage (engl.)
- Artikel in Wikipedia
- Infos in Russainspaceweb (engl.)
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