Phoenix: Déjà-vu mit einem Verschollenen

Die amerikanische Raumfahrtagentur NASA hat sich dafür entschieden, im Jahr 2008 den Lander Phoenix in der nördlichen Polarregion des Mars nach Wasser suchen zu lassen, der ursprünglich bereits vor zwei Jahren als Mars Surveyor 2001 zum Einsatz kommen sollte.

Der Lander Phoenix nach der Landung in der nördlichen Polarregion des Mars im Frühjahr 2008.
(Grafik: Phoenix-Team, LPL)

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA/University of Arizona.

Nach dem doppelten Debakel des Jahres 1999, als im Abstand von wenigen Monaten die beiden US-Marsmissionen Mars Climate Orbiter und Mars Polar Lander scheiterten, entschloss sich die NASA dazu, den damals bereits gebauten Lander Mars Surveyor 2001 einzumotten und nur den Orbiter, der diesen Lander zum Mars bringen sollte, zu starten – man wollte für die nächste Marsmission so wenig wie möglich riskieren, und tatsächlich ist der dann unter dem Namen 2001 Mars Odyssey gestartete Orbiter im Oktober 2001 ja auch erfolgreich in eine Marsumlaufbahn eingeschwenkt und hat die in ihn gesetzten Erwartungen seitdem voll erfüllt.
Gestern hat die NASA nun ihre Entscheidung bekannt gegeben, den Mars-Lander Phoenix als erste so genannte Scout-Mission im Jahr 2007 auf den Weg zum Mars zu bringen. Das Scout-Programm sieht eine Reihe „innovativer, im Wettbewerbsverfahren ausgewählte Missionen mit relativ niedrigen Kosten im Programm zur Marserforschung“ vor, wie es Dr. Ed Weiler als für Weltraumforschung zuständiger Manager der NASA formulierte. Die Phoenix-Mission eines Teams der University of Arizona hat sich gegen drei andere Vorschläge durchgesetzt, die unter anderem ein in niedriger Höhe über der Marsoberfläche fliegendes Leichtflugzeug und einen Mars Odyssey vergleichbaren Orbiter vorsahen.
Der Lander Phoenix lagert seit 1999 in einem Reinraum bei der Herstellerfirma Lockheed Martin. Er soll im August 2007 an Bord einer bewährten Delta II-Trägerrakete die Reise zum Roten Planeten antreten und dort am 18. Mai 2008 in der nördlichen Polarregion landen. Das Landegebiet wurde aufgrund von Daten des Orbiters Mars Odyssey ausgewählt, da dort die oberen 30 Zentimeter des Marsbodens vermutlich bis zu 80 Prozent aus Wassereis bestehen. Mindestens bis zum Oktober des gleichen Jahres soll der durch Solarpaneele mit Energie versorgte Lander dann vor Ort Untersuchungen durchführen.
Die wissenschaftlichen Ziele sind zum einen die Erforschung der Geschichte des Wassers auf dem Mars und zum anderen die Suche nach Gebieten, die möglicherweise einmal lebensfreundliche Bedingungen geboten haben könnten – oder sogar heute noch bieten.

Die Landestelle von Phoenix nahe des Nordpols.
(Grafik: NASA)

Zum wissenschaftlichen Instrumentarium gehört unter anderem ein Roboterarm, der bis zu einem Meter tief graben kann und die Entnahme von Bodenproben erlaubt, deren chemische Zusammensetzung dann in mehreren Miniaturöfen an Bord des Landers untersucht werden kann. Eine Kamera wird mikroskopische Aufnahmen von Bodenproben erlauben und damit den Geologen Informationen über die Entstehungsgeschichte des Untersuchungsmaterials liefern. Auch dieser Lander wird wie schon Mars Pathfinder über eine Kamera verfügen, die stereoskopische Aufnahmen des Landegebiets ermöglichen wird. Ein weiteres Instrument wird meteorologische Daten von der Landestelle liefern und die Zusammensetzung der Marsatmosphäre bis in 20 Kilometer Höhe untersuchen. Zu guter Letzt ist der Lander mit einer Kamera ausgestattet, die während des Landevorgangs 20 Aufnahmen machen und so die Einordnung der Landestelle in den geologischen Kontext ermöglichen soll.
Mit der Entscheidung für die Umsetzung der Mission Phoenix bekommt der eigentlich für 2001 vorgesehene Lander also eine zweite Chance, sich zu beweisen. Da die Landung ähnlich wie beim 1999 verunglückten Mars Polar Lander mit Hilfe von Bremsraketen erfolgen soll (und nicht wie bei den Mars-Rovern mit Hilfe von Airbags) wird es auf jeden Fall ein riskantes Unterfangen sein, den Lander auf dem Marsboden zu platzieren. Immerhin kann man der NASA bei der Marsforschung nicht mangelnde Aktivität vorwerfen: Seit 1997 hat sie alle zwei Jahre jede günstige Konstellation von Erde und Mars genutzt, um mindestens eine Forschungssonde zu unserem äußeren Nachbarplaneten zu schicken. In diesem Jahr sind die beiden Mars-Rover auf dem Weg dorthin, und zwei Jahre darauf wird der Mars Reconnaissance Orbiter der NASA die lange Reise zum Mars antreten – ein aufregendes Jahrzehnt der Marsforschung hat begonnen!

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