Lockheed Martin, Entwickler des neuen NASA-Raumschiffes Orion, macht sich auch weiterhin öffentlich Gedanken über zukünftige Missionen auf dem langen Weg zum Mars.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Space.com, Wall Street Journal.
Der Rote Planet ist weiterhin erklärtes Ziel der US-amerikanischen Strategie in der bemannten Raumfahrt. Das Constellation-Programm sah Mondlandungen als Zwischenstationen vor. Die ausführliche und teilweise recht kontrovers geführte Diskussion auf politischer Ebene ist zwar noch keineswegs zu Ende, hat aber einen vorläufigen Haltepunkt erreicht. Demnach wird eine bemannte Mondlandung nicht weiter verfolgt. Stattdessen will man sich flexibel dem Mars nähern (flexible path).
So sollen erdnahe Asteroiden angeflogen und erkundet werden. Später sind Marsumrundungen und irgendwann auch eine bemannte Landung auf dem äußeren Nachbarplaneten der Erde vorgesehen. Die dafür benötigten Komponenten wie langlebiges Raumschiff, Schwerlastrakete und Landetechnik sollen nach und nach entwickelt werden. Während die Ares I als mögliches Transportmittel gekippt wurde und Schwerlastsysteme noch nicht klar definiert sind, hat das Raumschiff Orion im Kapseldesign im Verlaufe der letzten 4 Jahre deutliche Fortschritte gemacht.
Diesen Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Boeing oder SpaceX will man nicht so einfach einbüßen. Also denkt man über eine Mission nach, bei der ein Orion-Raumschiff mit dreiköpfiger Crew zum Lagrangepunkt L2 des Erde-Mond-Systems fliegt und die Besatzung von dort aus Erkundungsstationen und Roboter überwacht und lenkt. Aus 70.000 Kilometern Entfernung zum Mond und mehr als 400.000 Kilometern zur Erde könne man einen ständigen Kontakt sowohl zu den auf der Mondrückseite eingesetzten Forschungsgeräten als auch zum Heimatplaneten halten. Die Dauer einer derartigen Mission wird mit etwa einem Monat veranschlagt und als Vorbereitung für sechsmonatige Flüge zu erdnahen Asteroiden gesehen.
Als möglichen Realisierungszeitraum gibt man die Jahre 2016 bis 2018 an. Dabei würden die Astronauten etwa 15 % weiter von der Erde entfernt sein als bei den Apollo-Missionen. Zudem könnte man wichtige technische Entwicklungen risikoarm erproben. Dazu gehören Strahlenschutz, Lebenserhaltung und Hochgeschwindigkeitswiedereintritt bei der Rückkehr.
In den letzten Tagen kam sogar der Vorschlag in die Diskussion, zumindest bis zur Bereitschaft eines Schwerlastträgers eine modifizierte Version der Delta IV Heavy für Starts von Raumschiff und zusätzlicher Beschleunigungsstufe, die im Erdorbit miteinander koppeln, zu verwenden. Dafür schlägt Lockheed Martin eine Testmission vor, die eine noch unbemannte Orion-Kapsel im Jahre 2013 in einen elliptischen Orbit mit einer Gipfelhöhe von etwa 8.000 Kilometern bringt. Angebot und Provokation zugleich, sowohl gegenüber der zerstrittenen Politik als auch gegenüber der wachsamen Konkurrenz.
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