Während der militärischen Forschungsmission kam es zu einem Programmfehler, woraufhin sich beide Partnersatelliten mehrere Kilometer voneinander entfernten. Das Ziel ist es, autonome Dockingmanöver im All zu erproben. Update: Die Probleme sind behoben, beide Satelliten sind wieder gekoppelt.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: DARPA, Spaceflightnow.
Die Mission Orbital Express ist ein Projekt der US Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) sowie des NASA Marshall Space Flight Center (MSFC). Sie besteht aus zwei Satelliten, welche die Durchführung von autonomen Docking- und Betankungsmanövern im All erproben sollen. Beide starteten am 8. März 2007 an Bord einer Atlas V-Rakete gemeinsam mit mehreren anderen militärischen Forschungssatelliten. Die Kosten der 300 Millionen US-Dollar teuren Mission trägt die DARPA.
Orbital Express besteht aus dem Autonomous Space Transport Robotic Operations vehicle (ASTRO) sowie dem modular NEXT-generation serviceable SATellite (NextSat). ASTRO dient dabei als Mutterschiff, während NextSat sowohl als Treibstoffdepot als auch als Dockingpartner fungiert.
Die Schwierigkeiten
Am vergangenen Freitag kam es im Rahmen eines Dockingversuchs zu einem Softwarefehler. Er führte dazu, dass sich beide Satelliten nicht wie geplant 30 Meter voneinander entfernten. Bereits bei neun Metern kam es zu einem Problem und der Flugsensorencomputer AC-2 meldete eine Anomalie. AC-2 sammelt und verarbeitet Daten der Rendezvous-Instrumente, darunter im sichtbaren und im infraroten Bereich arbeitende sowie ein Laser-Abstandsmesser. Daraufhin veranlasste ein automatisches Sicherheitssystem, dass sich ASTRO 120 Meter von NextSat entfernen sollte. Dies ist eine Sicherheitsroutine des Muttersatelliten, der eine Kollision während eines Dockingmanövers in jedem Falle verhindern soll.
Auf der Suche nach der Fehlerursache konnte das Bodenteam daraufhin nur noch beobachten, wie sich die Kontrollsoftware von ASTRO in den „freien Driftmodus“ versetzte und damit die weitere Entfernung beider Satelliten auf über fünf Kilometer veranlasste.
Von offizieller Seite wurde mittlerweile bekanntgegeben, dass es innerhalb des Computers AC-2 einen schweren Fehler gegeben habe. Versuche, ihn neu zu starten seien bisher fehlgeschlagen. Eine Vermutung des Teams ist, dass hochenergetische Strahlung für die Fehlfunktion verantwortlich sein könnte. Der Beweis dafür steht aber noch aus.
Backup an Bord
Da auf dieser Mission auch der Austausch wichtiger Systemkomponenten getestet werden soll, befindet sich an Bord auch der Reservercomputer AC-3, der im Notfall für den ausgefallenen AC-2 einspringen könnte. Der Rechner AC-1 ist hingegen für die primären Navigationsaufgaben zuständig und funktioniert nach offiziellen Angaben einwandfrei. Das Team ist zuversichtlich, dass sich beide Satelliten schon in Kürze wieder vereinen werden.
Ursprünglich hatte das Missionsteam vorgehabt, frei nach dem Motto krabbeln – laufen – rennen alle Elemente des Satellitenduos mit zunehmender Komplexität der Aufgaben zu testen. Durch die unfreiwillige Entfernung auf über fünf Kilometer ist man nun gezwungen, diese Pläne über den Haufen zu werfen, um den Fortgang der Mission zu gewährleisten.
Bisher hat Orbital Express bereits einen Betankungsversuch erfolgreich absolviert. Hierfür wurden Pump- und Drucktank-Techniken zwischen den beiden Raumfahrzeugen verwendet. Zudem wurde der Roboterarm von ASTRO dazu verwendet, eine Batterie am Partnersatelliten zu montieren.
Die Mission hat das Ziel, Techniken für autonome Manöver im All zu erproben, für die aktuell noch Menschen notwendig sind. Damit sollen unter anderen die Ambitionen der US-Amerikaner bei der ausgedehnten NASA Exploration Initiative vorbereitet werden, um ein besseres Zusammenspiel menschlicher und robotischer Aufgaben im All zu ermöglichen.
Update, 21. Mai 2007, 23.00 Uhr
Wie Spaceflightnow berichtet, sind die Computerprobleme an Bord von ASTRO mittlerweile behoben. Beide Satelliten hätten sich wieder angenähert und erfolgreich aneinander angedockt.