Startschuss für Europas größtes Astronomienetzwerk. Eine Pressemeldung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, Bonn.
Quelle: Max-Planck-Institut für Radioastronomie.
Bisher gab es in Europa zwei getrennte Kooperationsnetzwerke für die erdgebundene Astronomie, eines für den optischen Bereich und eines für den Radiowellenbereich. OPTICON und RadioNet haben sich nun zu Europas größtem Kooperationsnetzwerk für die erdgebundene Astronomie zusammengeschlossen. Das mit 15 Millionen Euro im Rahmen des Horizon 2020-Programms geförderte Projekt zielt darauf ab, Beobachtungsmethoden und -werkzeuge zu harmonisieren und den Zugang zu einer breiten Palette von astronomischen Infrastrukturen zu ermöglichen. Das CNRS wird das Projekt zusammen mit der Universität Cambridge und dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie koordinieren.
Da unser Wissen über das Universum immer weiter fortschreitet, benötigen Astronomen zunehmend eine Reihe von komplementären Techniken, um astronomische Phänomene zu analysieren und zu verstehen. Aus diesem Grund hat die Europäische Union beschlossen, das optische Netzwerk OPTICON und das Radio-Netzwerk RadioNet zusammenzuführen, die ihren jeweiligen Forschergemeinschaften in den letzten zwanzig Jahren erfolgreich gedient haben.
Mit 15 Millionen Euro Fördergeldern aus dem Programm Horizon 2020 profitiert die europäische astronomische Gemeinschaft nun von der Bildung des größten erdgebundenen Astronomie-Netzwerks Europas: dem OPTICON-RadioNet PILOT (ORP), das rund zwanzig Teleskope und Teleskop-Arrays zusammenführt.
Das ORP-Netzwerk soll Beobachtungsmethoden und -werkzeuge für erdgebundene optische und Radioteleskope harmonisieren und Forschern den Zugang zu einer breiteren Palette von Einrichtungen ermöglichen, aufbauend auf dem Erfolg und der Erfahrung der Netzwerke OPTICON und RadioNet.
Das neue Programm wird der astronomischen Gemeinschaft den Zugang zu diesen Infrastrukturen erleichtern und die Ausbildung neuer Generationen von Astronomen ermöglichen.
Zum ORP-Management-Team gehören Jean-Gabriel Cuby, ORP-Projektkoordinator am Nationalen Institut für Geowissenschaften und Astronomie / CNRS in Frankreich, außerdem Anton Zensus, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn/Deutschland, und Gerry Gilmore, Professor an der Universität Cambridge/Großbritannien, als wissenschaftliche ORP-Koordinatoren für RadioNet bzw. OPTICON.
Anton Zensus bekräftigt im Namen des Management-Teams: „Es ist sehr aufregend, diese Möglichkeit zu haben, die europäische Integration in der Astronomie weiter voranzutreiben und neue wissenschaftliche Möglichkeiten für die astronomische Forschung in Europa und weltweit zu entwickeln.“
Das ORP wird insbesondere die Entwicklung des boomenden Bereichs der so genannten Multimessenger-Astronomie fördern, die neben Gravitationswellen, kosmischer Strahlung und Neutrinos auch eine breite Palette von Wellenlängen nutzt. Die Beseitigung von Barrieren zwischen den Gemeinschaften durch die Harmonisierung von Beobachtungsprotokollen und Analysemethoden im optischen und Radiobereich wird es den Astronomen ermöglichen, bei der Beobachtung und Überwachung von transienten und variablen astronomischen Ereignissen besser zusammenzuarbeiten.
Astronomen aus 15 europäischen Ländern, Australien und Südafrika sowie aus 37 Institutionen haben sich bereits dem ORP-Konsortium angeschlossen. Darunter sind auch zwei Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn mit seinem 100m-Radioteleskop in Effelsberg und das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München.
Die MPG wird für die Koordination und das Management der gesamten radioastronomischen Gemeinschaft unter der Leitung von Prof. Anton Zensus (Direktor am MPIfR) verantwortlich sein sowie für die Koordination von Maßnahmen zur Erhaltung des Himmels für astronomische Beobachtungen gegen die vom Menschen verursachten Störungen unter der Leitung von Prof. Michael Kramer (Direktor am MPIfR). Dr. Frank Eisenhauer (MPE) wird eine Erweiterung des optischen VLTI-Teleskops leiten.
Das 100m-Radioteleskop wird europäischen Nutzern frei zugänglich sein, sowohl als Einzelteleskop als auch in Kombination mit anderen Teleskopen im Rahmen des europäischen VLBI-Netzwerks. Die MPG wird auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer strategischen Vision für astronomische Forschungsinfrastrukturen in Europa spielen, einschließlich der Entwicklung eines Finanzierungsmodells für den transnationalen Zugang zu europäischen Teleskopen.
Weitere Informationen
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn/Deutschland erforscht das Universum in Radio- und Infrarot-Wellenlängen. Es beherbergt drei Forschungsabteilungen zu den Themen „Fundamentalphysik in der Radioastronomie“, „Millimeter- und Submillimeter-Astronomie“ und „Radioastronomie/VLBI“, außerdem eine Reihe von Forschungsgruppen und technischen Fachabteilungen.
In seinem Radioobservatorium Effelsberg betreibt das Institut zwei Radioteleskope, das 100-m-Teleskop und die Station Effelsberg des internationalen Niederfrequenz-Teleskop-Netzwerks LOFAR. APEX, das Atacama Pathfinder Experiment des MPIfR, ist ein 12-m-Teleskop für den Submillimeterbereich in 5100 m Höhe in Chile (in Kooperation mit ESO und dem schwedischen OSO).
Mit einem Durchmesser von 100 Metern ist das Radioteleskop Effelsberg eines der größten voll beweglichen Radioteleskope der Erde. Mit dem Teleskop werden Pulsare, kalte Gas- und Staubnebel, die Orte der Sternentstehung, Materiejets von Schwarzen Löchern und die Kerne entfernter Galaxien sowie Radioemission und Magnetfelder in unserer Milchstraße und nahen Galaxien beobachtet. Das Effelsberger Teleskop ist ein wichtiger Teil des weltweiten Netzwerks von Radioteleskopen. Die Kombination verschiedener Teleskope im interferometrischen Betrieb ermöglicht es, die schärfsten Bilder des Universums zu erhalten.
In Deutschland freuen sich Forscher aus zwei Max-Planck-Instituten (MPIfR & MPE) darauf, am ORP teilzunehmen und Forschungsinfrastrukturen von Weltrang zur Verfügung zu stellen, wie z.B. das 100-m-Radioteleskop in Effelsberg bei Bonn, APEX (das Atacama Pathfinder Experiment) und das VLTI von ESO in Chile.
Die wissenschaftliche Koordination der radioastronomischen Gemeinschaft von ORP wird von Prof. A. Zensus vom MPIfR geleitet, dem ehemaligen Koordinator des erfolgreich abgeschlossenen „RadioNet“-Projekts.
ORP wird gefördert mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizon 2020“ der europäischen Union unter der Bewilligungsnummer 101004719.
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