Dem US-amerikanischen Startanbieter und Raketenhersteller SpaceX ist es erneut gelungen, einen Satelliten ins All zu transportieren und die erste Stufe der dabei verwendeten Rakete anschießend auf Cape Canaveral zu landen. Beim beförderten Satellit handelt es sich vermutlich um einen neuen Typ Spionagesatellit für die nationale US-amerikanische Aufklärungsbehörde (NRO).
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: NRO, SpaceX, USAF.
Der Chef von SpaceX, Elon Musk, teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter kurz nach dem Start am Montag, dem 1. Mai 2017 mit, dass Start des Spionagesatelliten und Landung der ersten Raketenstufe gelungen seien, wobei (während der Mission) die Geschwindigkeiten von Scherwinden in größerer Höhe bei 98,6 Prozent des maximal als sicher beherrschbar betrachteten gelegen hätten. Kurz vor dem Abheben wurde im begleitenden Webcast, der im Internet verfolgt werden konnte, berichtet, dass man insbesondere die Höhenwinde im Auge behalte, weil sie ein Grund für einen Startaufschub sein könnten. Eine Startverschiebung gab es: Zuletzt war ein Start am Sonntag, dem 30. April 2017 vorgesehen. Wegen des Austauschs eines unbefriedigend arbeitenden, redundanten Temperatursensors am Sauerstofftank der ersten Stufe erfolgte der Start am 1. Mai.
Mit Datum vom 1. Mai 2017 bestätigte auch die NRO, dass die Nutzlast erfolgreich gestartet wurde. Die Falcon-9-Rakete von SpaceX begann ihren Flug am 1. Mai um 13:15 Uhr MESZ (7:15 Uhr Ortszeit) von der Rampe 39A des Kennedy-Raumfahrtzentrums auf Cape Canaveral. Das Startfenster hatte sich laut SpaceX um 11:00 Uhr UTC (13:00 Uhr MESZ) geöffnet. Der Flug der Rakete wurde live übertragen, und die Wetterbedingungen vor Ort ließen gute Bilder von der Rakete im Flug zu. Kameras konnten den gesamten Flugweg der ersten Stufe vom Start bis zur Landung verfolgen. Bilder und Berichte zum Flug der zweiten Stufe und dem Aussetzen der Nutzlast im All blieben wegen der geheimen Natur des Satelliten wie vorher angekündigt aus.
Gezeigt wurde unter anderem die Stufentrennung in rund 69,9 Kilometern Höhe zwei Minuten und 23 Sekunden nach dem Abheben sowie die folgende Wende der ersten Stufe mit unmittelbar danach einsetzendem Boostback-Burn – einer Brennphase, die die Stufe auf eine Flugbahn zurück Richtung Cape Canaveral zu bringen hatte. Fortlaufende Angaben zur Geschwindigkeit und Flughöhe der Rakete ermöglichten es, zu verfolgen, wie die zunächst langsamer werdende Raketenstufe auf ihre maximale Flughöhe (rund 166 Kilometer, vier Minuten und 46 Sekunden nach dem Abheben) zusteuerte, um anschließend mit wieder steigender Geschwindigkeit und dem Heck voran in Richtung dichtere Atmosphärenschichten zu stürzen.
Kleine, Stickstoff ausstoßende Kaltgastriebwerke an Bord der Rakete, und bei ausreichend dichter Atmosphäre wirksame aerodynamischen Lenkhilfen, vier jeweils um 90 Grad versetzt montierte, bewegliche Gridfins, erlaubten eine präzise Lenkung der Rakete. Der sogenannte Entry-Burn wurde rechtzeitig hoch genug über der Erde begonnen, um die Rakete vor dem Flug in dichteren Atmosphärenschichten auf eine beherrschbare Geschwindigkeit zu verzögern. Der sogenannte Landing-Burn sorgte schließlich für das vollständige Aufzehren der restlichen Geschwindigkeit bis zum eigentlichen unmittelbaren Landezeitpunkt.
Einige Sekunden vor 13:24 Uhr MESZ (7:24 Uhr Ortszeit) stand die erste Raketenstufe mit der Seriennummer B1032 nach 8 Minuten und 46 Sekunden Flug wieder auf festem Boden. Kurz vorher hatte ein lauter Überschallknall auch dem uninteressierten entsprechend positionierten Beobachter der Szenerie das bevorstehende Aufsetzen in der Landezone 1 angekündigt.
Interessierte Beobachter sind sicher bereits auf der Suche nach der transportierten Nutzlast. Naturgemäß geizen Hersteller, Betreiber und Nutzer von Spionagesatelliten mit Informationen zu ihren Geräten. Nach Starts von US-amerikanischen Raumfahrzeugen für Geheimdienste und Militär werden von offiziellen Stellen oftmals keine Bahnparameter veröffentlicht. So auch hier für die NROL 76 genannte Nutzlast, für die auch die Tarnbezeichnung USA 276 verwendet wird.
Aus der Tatsache, dass von der Trägerrakete offiziellen Ankündigungen zufolge ein niedriger Erdorbit (LEO) anvisiert worden war, die Neigung des anvisierten Absetzorbits bei rund 50 Grad gegen den Erdäquator lag und Elon Musk die Nutzlast als Spionagesatellit bezeichnete, könnte man schließen, dass ein neuer Typ Erdbobachtungssatellit gestartet worden ist.
Weil die zweite Stufe nach dem Aussetzen der Hauptnutzlast mutmaßlich nicht unmittelbar den Weg zurück in die Erdatmosphäre zu ihrer Entsorgung durch Zerstörung antrat, ist es nicht ausgeschlossen, dass auch Sekundärnutzlasten mitflogen, die zu einem späteren Zeitpunkt ausgesetzt wurden.
Für das NRO war eine Falcon-9-Rakete zum ersten mal unterwegs. In der Landezone 1 sind mit dem Aufsetzen von B1032 jetzt insgesamt vier mal Raketenstufen von SpaceX angekommen. Zusammen mit den auf Seeplattformen gelandeten Raketenstufen gelang SpaceX jetzt zum 10. Mal ein entsprechendes Manöver.
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