NPP erfolgreich gestartet – Ende einer Ära

Heute startete die vielleicht letzte Delta II aller Zeiten von Vandenberg. Als Nutzlast transportierte sie neben einer Reihe von Nanosatelliten den Prototypen des neuen Wettersatellitensystems NPOESS, NPP.

Ein Beitrag von Daniel Maurat und Klaus Donath. Quelle: NASA.

NOAA
Der Wettersatellit NPP – Illustration
(Bild: NOAA)

Der Start erfolgte heute planmäßig um 11:48 Uhr MESZ von der Startrampe SLC 2W der Vandenberg Air Force Base (VAFB) nördlich von Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien. Nach 64 Sekunden waren die sechs am Boden gezündeten Booster ausgebrannt und wurden abgeworfen. Die restlichen drei Booster wurden bei T +65,5 Sekunden gezündet und 131,5 Sekunden nach dem Start von der Rakete abgetrennt. Die Erststufe war nach 263,4 Sekunden ausgebrannt und wurde kurz darauf nach 271,5 Sekunden Flug abgetrennt. Die Zweitstufe zündete bei T +277 Sekunden, vier Sekunden später wurde die Nutzlastverkleidung abgesprengt. Nach 347 Sekunden Betrieb wurde die Delta-K-Zweitstufe für eine Freiflugphase abgeschaltet. Diese dauerte über 41 Minuten und das Gespann aus Zweitstufe und Nutzlast erreichte das Apogäum des Orbits. Dort zündete die Delta K nochmals für 22 Sekunden, wonach die Nutzlasten auf einen sonnensynchronen Orbit ausgesetzt wurden. Danach zündete die Delta noch zwei weitere Male, um ihren Orbit soweit abzusenken, dass sie wieder in die Erdatmosphäre eintritt und dort verglüht.

Die eingesetzte Delta II 7920-10C verwendete eine Extra Extended Long Tank Thor (EELT) als Erststufe mit neun Feststoffboostern vom Typ GEM-40 zur Startunterstützung. Als Zweitstufe nutzte man eine Delta K mit einem Triebwerk vom Typ Aerojet AJ-10-118K und eine Nutzlastverkleidung aus Kohlefaserverbundstoffen mit einem Durchmesser von 10 Fuß (3,05 m).

Die Rakete startete bei dieser Mission sieben verschiedene Nutzlasten, wobei die Hauptnutzlast der Wetter- und Umweltsatellit NPP (NPOESS Preparatory Project für NPOESS Vorbereitungsprojekt) ist. Dabei handelt es sich um einen Prototypen der von NASA und NOAA geplanten Wettersatellitenkonstellation NPOESS (National Polar-orbiting Operational Environmental Satellite System für Nationales operationelles Umweltsatellitensystem im polaren Orbit), welches aus sechs Satelliten bestehen und ab 2013 gestartet werden soll. Die Satelliten sollen neben der Erfassung von Daten zur Wettervorhersage auch die Erde beobachten, um so etwa die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung zu studieren. NPP ist dafür mit einer Reihe von Instrumenten ausgestattet, welche von früheren Wetter- und Umweltsatelliten wie etwa Terra, Aqua, POES oder den militärischen DMSP-Wettersatelliten stammen. Sie untersuchen die Ozonschicht der Erde oder sollen mittels Mikrowellen den Verlauf von Stürmen genauer beobachten können und so die Vorhersage dieser erheblich verbessern. Der Start war ursprünglich für 2010 geplant, doch verschob er sich aufgrund von Problemen bei der amerikanischen Wetterorganisation NOAA und bei der NASA.

Die übrigen sechs Nutzlasten, die Nanosats Explorer 1[Prime], AubieSat, M-Cubed, RAX-2, DICE 1 und DICE 2, wurden im Rahmen des Education Launch of Nanosatellite-3-Programms (ELaNa3) der NASA entwickelt und von Studenten verschiedener Universitäten gebaut. Alle beruhen auf den standardisierten Cubesats, ein von der California Polytechnic State University initiiertes Programm zur kostengünstigen Entwicklung von Nanosatelliten, um so das Interesse für die Raumfahrt besonders bei Studenten zu wecken. Sie haben verschiedene Aufgabenbereiche. So sollen etwa die Satelliten RAX-2, DICE 1 und DICE 2 die Ionosphäre der Erde genauer untersuchen. Besonders erwähnenswert ist Explorer 1 [Prime], der bei einem Fehlstart einer Taurus XL-Rakete am 4. März 2011 neben zwei weiteren Nanosats und der NASA-Mission Glory verlorenging.
Der heutige Start der Delta II war der vielleicht letzte dieses Raketentyps überhaupt. Sie flog seit ihrem Erststart im Jahr 1990 134 Mal, wobei es nur zwei Fehlschläge gab, was sie zu einer der erfolgreichsten Raketen der USA machte. Sie startete eine Reihe von bekannten Nutzlasten, so etwa die Weltraumobservatorien WISE, Kepler oder Spitzer, die Raumsonden Genisis, Deep Impact, Stardust, Mars Odyssey, Dawn, Mars Pathfinder oder die beiden Marsrover Spirit und Opportunity. Die Delta II wird nicht mehr produziert und zurzeit gibt es keine geplanten Starts mehr. Für maximal fünf Raketen existieren noch eingelagerte Bauteile. Doch es könnte noch anders kommen, da die NASA überlegt, die Rakete wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe, dem Start von mittelschweren wissenschaftlichen Nutzlasten und Raumsonden, zukommen zu lassen. Zu ihrer Konkurrenz gehören die beiden im COTS-Programm entwickelten Träger Taurus II von Orbital und Falcon 9 von SpaceX.

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