Nordkoreanischer Raketenstart fehlgeschlagen

Der angekündigte und auf der gesamten Welt scharf verurteilte Start einer nordkoreanischen Rakete ist nach Angaben mehrerer Anrainerstaaten sowie der USA fehlgeschlagen.

Ein Beitrag von Daniel Maurat. Quelle: spaceflightnow.com, Spiegel.de, Focus.de.

Der Start der Rakete vom Typ Unha 3 erfolgte gestern um 7:39 Uhr Ortszeit (0:39 Uhr MESZ) vom neuen Weltraumbahnhof Tongchang-ri im Nordwesten von Nordkorea in Richtung Süden. Über dem Gelben Meer ist die Rakete allem Anschein nach dann auseinandergebrochen. Während das US-amerikanische NORAD den Absturzort der ersten Stufe mit etwa 165 km westlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul angibt und keine Trümmer der restlichen Stufen über Land niedergingen, meldete der japanische Sender NHK unter Berufung auf einen Mitarbeiter des japanischen Verteidigungsministeriums, dass die Rakete eine maximale Höhe von 120 km erreicht hat. Die Rakete ist dabei in vier Teile zerbrochen und stürzte vor der Westküste der koreanischen Halbinsel ab. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap gab als Absturzstelle das Gelbe Meer 190 bis 200 km vor der südkoreanischen Küstenstadt Kuns an. Auch die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA bestätigte den Fehlstart und gab an, dass man nun nach der Ursache des Fehlstarts forscht.

Die Trägerrakete vom Typ Unha 3 basiert auf dem Vorgänger Unha 2, wobei man nun eine neue, verlängerte Drittstufe nutzt, welche höchstwahrscheinlich auf der Zweitstufe des Vorgängers Unha 1, die als Safir 1 auch vom Iran verwendet wird und dort dessen ersten Satelliten startete, und nutzt flüssige Treibstoffe. Die Nutzlast der Rakete war der Satellit Kwangmyongsong 3, was so viel heißt wie heller Stern. Laut nordkoreanischer Quellen sollte der Satellit vor allem zur Erdbeobachtung und zur Wettervorhersage genutzt werden. Der Start war schon lange geplant und von Nordkorea angekündigt und war Teil der Feiern zum 100. Geburtstag von Staatsgründer und langjährigem Diktator Kim Il Sung.
Dieser Start stieß, wie schon frühere Flüge, auf heftige internationale Kritik. Viele Staaten, so etwa Nachbarstaaten wie Südkorea, welches seit über 60 Jahren im Kriegszustand mit dem Norden ist, und Japan, aber auch die USA oder eher dem nordkoreanischen Regime freundlich gesinnte Staaten wie China haben den Test scharf verurteilt. Dies liegt daran, dass man vermutet, dass dieser Start ein Test einer Interkontinentalrakete war. Die Unha 3 mit einem atomaren Sprengkopf hätte eine Reichweite von etwa 6.000 km, könnte damit auch Gebiete wie Alaska oder Hawaii erreichen und wäre somit eine Bedrohung für die USA, welche mit Südkorea verbündet sind. Die Spannungen über die Raketenstarts ist auch verbunden mit dem Streit über das nordkoreanische Atomprogramm, da das Land seit 2007 über Atombomben verfügt und mit solch einer Rakete auch über ein Transportvehikel für diese verfügen würde. Südkorea und Japan haben deswegen im Vorfeld angekündigt, dass man, wenn die Rakete eigene Gebiete überfliegen würde, diese abschießen würde. Dies hätte die Spannungen in der Region weiter angeheizt.

Das nordkoreanische Raketenprogramm begann in den 1970er und 1980er Jahren, als man aus Ägypten und China sowjetische Scud-Kurzstreckenraketen sowie sowjetische U-Boot-Raketen vom Typ R-27 erhielt. Aus diesen Raketen entwickelte man mittels Reverse Engineering, also Nachbau und Verbesserung, die Raketen der Hwangsong– und Nodong-Serie. Aus diesen Raketen entwickelte man in den 1990er Jahren die erste eigene Trägerrakete, die Taepodong 1, doch war der Satellitenstart mit Kwangmyongsong 1 ein Fehlschlag. Aus der Nodong entwickelte man die Erststufe der heutigen Unha 2 bzw. Unha 3, wobei man durch Bündelung von vier Triebwerken der Nodong eine größere Stufe bauen konnte. Diese bildet heute die Basis des nordkoeranischen Raketenprogramms und soll auch im Iran als Erststufe der Simorgh-Rakete eingesetzt werden.
Raumcon:

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