Noch 22 Tage

Die erste rein europäische Mission zu einem anderen Planeten, Mars Express, wird Weihnachten beim Mars eintreffen. Con McCarthy, Beagle 2-Manager bei der Europäischen Weltraumagentur ESA, beschreibt in diesem Beitrag die letzten Vorbereitungen.

Autor: Michael Stein

Der Hauptkontrollraum beim ESOC in Darmstadt.
(Foto: Michael Stein)

Im Mars Express-Kontrollzentrum beim European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt warteten wir – die Ingenieure und Controller der Raumsonde Mars Express – gespannt, als Telemetriesignale von der Raumsonde über die ESA-Bodenstation New Norcia in Australien empfangen wurden. Die Raumsonde arbeitete „nominell“, aber dies war das erste Mal, dass der Beagle 2-Lander nach dem enormen Sonnensturm Anfang November aktiviert worden war.
 
Obwohl sich der Lander normalerweise während der sechsmonatigen Reise zum Mars in einem Ruhemodus befindet laufen seine dreifach redundanten Zeitgeber permanent weiter. Sie sind entscheidend für die Mission, daher war es wichtig, ihre einwandfreie Funktion nach dem letzten solaren Flare zu überprüfen.
 
Wie sich herausstellte arbeiteten die Zeitgeber korrekt, und die Missionscontroller konnten mit ihrer für diesen Tag geplanten Aktivität fortfahren: Das Hochladen neuer Software für den Computer des Landers abzuschließen. Seit mehr als zwei Monaten laufen mittlerweile die Mars Express-Simulationen. Die neue Software wird den Einsatz der wissenschaftlichen Instrumente von Beagle 2 nach seiner Ankunft auf der marsianischen Oberfläche am ersten Weihnachtsfeiertag optimieren.
 
Während Mars Express seinen Weg Richtung Mars fortsetzt – die Ankunft ist mittlerweile nur noch 22 Tage entfernt – sind beim ESOC die Vorbereitungen im Gange um sicherzustellen, dass alle Operationen nicht nur vorbereitet, sondern auch von der Kontrollmannschaft und den sie unterstützenden Ingenieurteams trainiert worden sind.
 
Annäherung an den Mars
Mit Hilfe eines beim ESOC entwickelten Computersystems, dass dieselbe Software wie die echte Raumsonde verwendet, werden die Antworten der Raumsonde simuliert, während dieselben Kontrollsysteme zum Einsatz kommen, die auch während der Annäherung an den Mars im Dezember eingesetzt werden.
 
Die Simulationen umfassen die nominalen wie auch die Notfall-Verfahren für Aktivitäten wie die Vorbereitung auf die Abtrennung von Beagle 2, das Drehen der Raumsonde, um den Lander in Richtung des erforderlichen Eintrittspunkts am oberen Rand der Marsatmosphäre zeigen zu lassen, die eigentliche Abtrennung von Beagle 2, die Neuausrichtung der Raumsonde, um eine Kollision mit Mars zu vermeiden sowie die Vorbereitung auf den Eintritt in den Mars-Orbit.
 
Der Simulator für achtminütige Verzögerungen in die Kommunikation zur und von der „Raumsonde“ ein, so dass eine Anweisung an das simulierte Raumfahrzeug acht Minuten benötigt, bevor sie ausgeführt wird. Die Bestätigung durch die Telemetrie wird um weitere acht Minuten verzögert, bevor die Signale von der „Raumsonde“ zurück zum Kontrollzentrum gesendet werden.
 
Eine kritische Missionsphase
Ebenso werden Fehlerfälle konstruiert die sicherstellen, dass die Missionskontrolle wie auch das unterstützende Ingenieursteam die Möglichkeit haben, die Zusammenarbeit als ein geschlossenes Team zu praktizieren. Sie müssen korrekte Lösungen für jedes Problem selbst beim Arbeiten in sehr stressigen Situationen entwickeln.
 
Die Simulationen sind an verschiedenen Tagen mit den Teams A und B durchgeführt worden, da die kritische Phase eine Rund-um-die-Uhr-Unterstützung erfordern wird.
 
Alles was jetzt noch bleibt, sind die letzten beiden „Generalproben“ während der ersten Dezemberwochen, wenn eine nominale Mission mit dem gesamten Personal an den Konsolen durchgeführt wird, bevor die echte Show am 16. Dezember startet. Am Ende dieser ausführlichen Simulationen und Trainingskampagnen können wir sicher sein, dass die Operations- und Unterstützungsteam alles ihnen Mögliche unternommen haben um sicherzustellen, dass Mars Express erfolgreich durch diese kritische Missionsphase kommt.

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