Die Kombination von Aufnahmen des 2,2-m-Teleskops der ESO in La Silla/Chile sowie des Hubble-Weltraumteleskops ermöglicht den bislang besten Einblick in diesen kleinen, aber hochinteressanten Kugelsternhaufen. Während die meisten Sterne sehr alt sind gibt es auch einige die deutlich jünger wirken.
Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: ESO.
Theoretisch ist die Altersverteilung in Kugelsternhaufen relativ einfach. Alle Sterne sind in etwa so alt, wie der Haufen an sich auch. Das wären bei NGC 6362 rund 10 Milliarden Jahre. Dementsprechend dominieren tatsächlich rote Riesen das Bild dieses Kugelsternhaufens. In etwa sonnengroßen Sterne sollten sich in diesem Alter zu Riesensternen aufgebläht haben. Massereichere Sterne sollte es nicht mehr geben – sie wären nach diesem Zeitraum bereits in einer Supernova explodiert und zu weißen Zwergen, Neutronensternen oder auch schwarzen Löchern geworden. Solche schweren Sterne sind während ihres Lebens sehr heiß und leuchten daher blau. Theoretisch gäbe es also keine blauen Sterne in einem solch alten Sternhaufen.
Praktisch lassen sich jedoch auch in diesem Sternhaufen blaue Sterne entdecken, die offenbar jünger sind als sie sein sollten. Man spricht hier von „blauen Nachzüglern“, weil sie der theoretischen Entwicklung hinterher hinken. Man stellt sich also die Frage, wie diese Sterne so lange überleben konnten. Derzeit gehen die Astronomen davon aus, dass ganz normale alte Sterne eine Art „Frischzellenkur“ erhalten haben. Durch Kollision mit anderen Sternen oder das Abziehen von Materie eines anderen Sterns nahmen Sterne an Masse zu, lange nachdem sie entstanden waren. Durch diesen Mechanismus kommen sie erst sehr spät in ihrem Leben überhaupt dazu, zu einem blauen Riesenstern zu werden oder können durch Massengewinn zumindest länger als normal ein solcher bleiben.
NGC 6362 ist ein vergleichsweise leuchtschwacher und daher unbekannter Kugelsternhaufen im Sternbild Ara (Altar) am Südhimmel. Entdeckt wurde er im Jahr 1826 vom schottischen Astronomen James Dunlop, während er mit seinem 22-cm-Teleskop in Australien den Himmel beobachtete. Heute ist er für die Astronomen aufgrund seiner Sternpopulationen ein interessantes Forschungsobjekt. Die vorliegende Aufnahme der ESO wurde mit dem Wide Field Imager des 2,2-m-Teleskops erstellt, das eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an die ESO ist. Die Aufnahme wurde bereits während der pre-FLAMES-Durchmusterung (1998-2001) erstellt, mit der die Arbeit des FLAMES-Spektrografen am VLT vorbereitet wurde. Im Laufe der Durchmusterung wurden Einzelsterne gesucht, die von FLAMES untersucht werden sollen oder bereits wurden. Die Aufnahme aus der damaligen Durchmusterung wurde jetzt mit einer Detailaufnahme von Hubble kombiniert um genauere Untersuchungen durchführen zu können.
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